91. JAHRGANG • NR. 10 • OKTOBER 1965
D 21 862 E
s
OFFIZIELLES ORGAN DER KIRCHE JESU CHRISTI
DER HEILIGEN DER LETZTEN TAGE
FÜR DIE DEUTSCHSPRACHIGEN PFÄHLE UND MISSIONEN
INHALT
Die Bedeutung der Ehe. Von Präsident David O. McKay .... 481
Jugendtagung der deutschsprachigen Pfähle und Missionen
Roadshow 484
Sport 486
BYU-Leichtathletik-Mannschaft 487
Podiumsgespräche und Diskussionsgruppen 488
Tanz 492
Musik- und Tanzfest 494
Pressestimmen 498
Ein musikalisches Erlebnis 499
Freud-Echo — Spiegel unserer Jugend. Von Frerich Görts . . . 500
Briefe . 501
Die Hauptversammlungen vom Sonntag 502
Junge Männer sahen Gesichte. Von Walter Trauffer 502
Junge Männer sahen Gesichte. Von John M. Russon 504
Abfall — das dunkle Zeitalter. Von Hermann Mössner 505
Die Wiederherstellung. Von J. Peter Loscher 506
Der Fels der Offenbarung. Von Michael Panitsch 508
Der Wert des persönlichen Zeugnisses. Von Hans-Peter Sillmann 509
Warum ich an die Unsterblichkeit glaube. Von Martina Kaiser . . 510
Junge Männer sollen Gesichte sehen.
Von Präsident Ezra Taft Benson 510
Junge Männer sehen ein Gesicht des Glaubens. Von Hans Stohrer 514
Junge Männer sehen ein Gesicht des Dienens. Von Peter Bleyel . 515
Ein Gesicht von meinen staatsbürgerlichen Pflichten.
Von Enzio Busche 516
Ein Gesicht von meinen Pflichten. Von Heinz Jankowsky . . . . 517
Ein Gesicht von meiner eigenen Familie. Von Daniel Balmer . . 518
Ein Gesicht von meiner ewigen Familie. Von L. Garett Myers . . 519
Die Zukunft der Kirche in Europa. Von John F. Fetzer 520
Junge Männer sollen Gesichte sehen.
Von Präsident Ezra Taft Benson 522
Zeugnisversammlung 525
Rheinfahrt 526
Abendmahlspruch, -Vorspiel und -nachspiel 490
Präsident Benson geht nach Hause 528
Diese Sternausgabe ist der großen Freud-Echo-Jugendkonferenz ge-
widmet. In der nächsten Nummer werden die Anweisungen und Artikel
für die Hilfsorganisationen in der üblichen Form erscheinen.
OKTOBER 1965
NUMMER 10-91. JAHRGANG
Verlag und Herausgeher:
Kirche Jesu Christi der Heiligen
der Letzten Tage
Präsidierende Bischofschaft
Büro Frankfurt/M., Ditmarstraße 9
Redaktion:
Ezra Taft Benson, Henry G. Tempest,
Kenneth B. Dyer, Immo Luschin-
Ebengreuth, Walter H. Ruf
Redaktionsassistent und typogra-
phische Gestaltung: Harry M. Bohler
Priestertum: Emil Geist
Frauenhilfsvereinigung: Ilsa Hill
Sonntagschule: Werner Linde
Gemeinschaftliche Fortbildungs-
Vereinigung: Justus Ernst und
Myriam Schirm
Primarvereinigung: Rixta Werbe
Genealogische Abteilung:
Hellmut Plath
Vertrieb und Sternwerbung:
Hans-Christian Heydecke
Anzeigenleitung:
Klaus-Jürgen Brandt, 6 Frankfurt/M.,
Stalburgstraße 2, Telefon: 77 02 36
Anzeigenschluß am 5. des Vormonats
Druck:
Druck- und Verlagshaus
Albert Limbach, Braunschweig
Titelbild:
Freud-Echo-Tanzfest
Foto: European Information Service
Die Bedeutung der Ehe
Von Präsident David O. McKay
„. . . Wer die Ehe verbietet, ist nicht von Gott be-
rufen, denn Gott hat die Ehe für den Menschen ein-
gesetzt. Darum ist es gesetzmäßig, daß der Mann
ein Weib habe, und die beiden sollen ein Fleisch sein,
und all dies, damit die Erde den Zweck ihrer Er-
schaffung erfülle." (L. u. B. 49:15,16.)
Diese direkte Offenbarung legt in wenigen Worten
den Zweck der Ehe dar: Kinder zu zeugen und in
der Familiengemeinschaft großzuziehen.
Ich habe nur einen Wunsch in meinem Herzen: Die
Jugend der Kirche soll glücklich sein. Das wahre
Glück in diesem Leben findet man in einem Heim
und in der Ehe.
Die Geschichte beweist uns, daß die Ehe in der einen
oder anderen Form schon seit Anbeginn der Zeiten
die grundlegende Gemeinschaft des Menschen war.
Wir wissen, daß die Ehe von Gott geboten und
durch göttlichen Willen eingesetzt wurde. So war es
im Anfang. Aber die Menschen haben die Ehe er-
niedrigt und andere Formen und Sitten eingeführt,
um einen Lebensgefährten zu erlangen. Einige Völ-
ker bekommen ihre Frauen durch Diebstahl, bei
etlichen Nomadenstämmen wurden und werden die
Frauen gekauft. Bei zivilisierten Völkern genügte es
lange Zeit, wenn beide Partner nur den Wunsch
äußerten, von nun an als Mann und Frau zusam-
menleben zu wollen. Später wurden die Ehezeremo-
nien von den Kirchen anerkannt und noch später
wurden sie durch Landesgesetze legalisiert. Deshalb
finden wir bei verschiedenen Nationen verschiedene
Ehesysteme.
Ohne Eheglück kein Glück für die Menschheit
„Denn Gott hat die Ehe für den Menschen einge-
setzt." Die Ehe ist also ein Bund, der nicht leicht-
fertig begonnen oder nach Gutdünken wiederaufge-
löst werden kann, wenn etwa die ersten Schwierig-
keiten zwischen den beiden Partnern auftauchen.
Wenn die Menschen nur dies anerkennen und danach
handeln würden, gäbe es keine zerbrochenen Ehen
mit all ihrem Unglück und Elend.
Kein Paar sollte ohne sorgfältige Prüfung und ern-
stes, gebetsvolles Nachdenken in den Ehebund ein-
treten. Jeder hat den Wunsch, in der Ehe ein glück-
liches Leben zu führen. Das ist das natürliche, nor-
male Leben. Die Stabilität der Regierung hängt
ebenso vom ehelichen Glück ab, wie die Fortdauer
des Menschengeschlechtes. Ohne Eheglück gibt es
kein Glück für die Menschheit.
Es ist wichtig, daß jeder seinen Lebensgefährten mit
Weisheit und Gebet aussucht. Wenn man negative
Charakterzüge an einer sonst sympathischen Person
feststellt, soll man dem Verstand vor dem Herzen
den Vorzug geben. Mädchen, gebt euch nicht der
törichten Hoffnung hin, ein Mann werde nach der
Hochzeit seine üblen Gewohnheiten überwinden
oder seine negativen Charakterzüge ablegen! Er soll
sich vor der Ehe bewähren.
Welche positiven Eigenschaften sollte unser Ehepart-
ner aufweisen? Ehrlichkeit, Treue, Keuschheit und
Ehrfurcht sind Eigenschaften, die wir mit unserem
Verstand oder unserem Urteilsvermögen erkennen
können. Aber wirklich führen sollte uns das gött-
lichste Attribut der Seele: die Liebe.
Obwohl die Liebe nicht immer ein guter Führer ist,
besonders wenn sie unerwidert bleibt oder an ein
ungutes Geschöpf verschwendet wird, gibt es doch
kein Glück ohne Liebe.
Die Eigenschaften der wahren Liebenden
Wie kann man aber wissen, ob es Liebe ist, was man
für jemand anders fühlt? In meiner Jugend unter-
hielt ich mich einmal mit einem Studienkollegen über
Mädchen. Weder er noch ich wußten, ob wir wirklich
Liebe empfanden oder nicht. Der junge Mann, er
wurde später ein Mitglied des Rates der Zwölf,
sagte zu mir: „Meine Mutter sagte einmal: Wenn
du ein Mädchen triffst, in dessen Gegenwart du das
Verlangen spürst, etwas Gutes zu leisten, dein Bestes
zu tun und aus dir alles herauszuholen — diese
junge Frau ist deiner Liebe wert und erweckt Liebe
in deinem Herzen."
Das lege ich allen jungen Männern als Richtschnur
vor: In der Gegenwart des Mädchens, das ihr wahr-
haftig liebt, ist euch nicht danach zumute, im
481
Schmutz zu wühlen oder es zu übervorteilen; in
seiner Gegenwart werdet ihr alles sein wollen, was
ein echter Mann sein soll. Ich fordere die jungen
Frauen auf, sich ebenfalls an diese Richtschnur zu
halten. Wenn ein junger Mann euch erkennen läßt,
daß er euch nur als ein angenehmes Mittel zur Be-
friedigung seiner Selbstsucht benutzen will, dann
könnt ihr wissen, daß er nicht von Liebe getrieben
ist.
Laßt den Verstand sprechen!
Unter solchen Umständen — - wie fasziniert ihr auch
sein mögt, junge Frauen, und wie sehr ihr auch ver-
meint, ihn zu lieben — laßt euren Verstand spre-
chen und beherrscht eure Gefühle! Es mag euch
Kummer bereiten, daß ihr nicht der Neigung eures
Herzens folgen könnt, aber es ist besser, in der
Jugend etwas Schmerz zu leiden, als eine größere
Qual in späteren Jahren erdulden zu müssen.
In der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten
Tage gibt es nur einen Maßstab, der für Jungen
ebenso wie für Mädchen gilt. Wenn ihr auf die Ein-
gebungen eures besseren Ichs horcht, euer klares
Urteil bewahrt und darauf achtet, was euch das
eigene Herz in Wahrheit zuflüstert, dann werdet ihr
zu der Erkenntnis kommen: Selbstbeherrschung in
der Jugend und die Befolgung des Sittlichkeitsgrund-
satzes sind die Quelle echten Mannestums, die Krone
schöner Fraulichkeit, die Grundlage eines glücklichen
Heims und der wesentliche Faktor für die Stärke
und Erhaltung der menschlichen Rasse.
Tempelehe
Wenn man glaubt, daß die Seele unsterblich ist, daß
die Persönlichkeit nach dem Tode bestehen bleibt,
dann glaubt man auch, daß die Liebe nach dem
Tode ewig währt. Obwohl wir das Gebot haben,
alle unsere Mitmenschen zu lieben, lieben wir doch
diejenigen am meisten, die uns am nächsten stehen:
unsere Frau, unsere Kinder, unsere Eltern, unsere
Brüder und Schwestern. Der Bund liebender Herzen
wird nach diesem Leben verewigt sein. Darum hei-
raten wir im Tempel und werden für Zeit und Ewig-
keit aneinander gesiegelt. Im Hause des Herrn ver-
pfänden wir unsere Liebe und bringen wir unsere
Heiligen Gelübde dar.
Der Bräutigam, der vor dem Altar im Tempel kniet,
trägt in seinem Herzen den kostbarsten Besitz, den
ein Gatte haben kann — die Gewißheit, daß sie, die
nun voll Vertrauen als Gattin ihre Hand in die seine
legt, in ihrer Reinheit und Lieblichkeit die göttliche
Mutterschaft verkörpert. Wiegt diese Gewißheit,
dieser vollkommene Glaube, diese vertrauensvolle
Zuversicht nicht alles andere auf der Welt auf?
Ebenso erhaben aber ist auch die Gewißheit für das
junge Mädchen, daß der geliebte Mann, dem sie sich
als Ehefrau gibt, mit derselben Charakterstärke und
Reinheit zu ihr kommt, die sie ihm mitbringt. Ein
solcher Bund ist wahrlich eine Ehe, von Gott ver-
ordnet zur Verherrlichung seiner Schöpfung.
Das ist euer Erbteil, Jugend der Kirche, wenn ihr an
eure ewige Gemeinschaft denkt.
Einige Frauen fordern in der Ehe alles
und geben alles.
Bei guten Männern sind sie glücklich;
Bei schlechten Männern bricht ihnen das Herz.
Einige fordern alles und geben wenig.
Bei schwachen Männern sind sie tyrannisch;
Bei starken Männern werden sie geschieden.
Einige fordern wenig und geben alles.
Bei gleichen Seelen sind sie im Himmel;
Bei ungleichen ruhen sie bald im Grab.
Einige geben wenig und fordern wenig.
Das sind die Herzlosen — sie bringen weder
Die Freude des Lebens noch den Frieden des Todes.
James Allen
482
Jugendtagung
der deutschsprachigen
?fähle und Missionen
Über 1500 Jugendliche aus der Schweiz, Österreich und Deutschland kehrten begeistert
von der großen ~Freud-~Echo-Jugendtagung nach Hause zurück, die vom ig. Juli bis
1. August 1965 auf dem Messegelände in Frankfurt am Main abgehalten wurde.
Besondere Höhepunkte waren das Musik- und Tanzfest und die Hauptversammlungen
am Sonntag. In der abschließenden 'Zeugnisversammlung kam zum Ausdruck) daß die
Jugendtagung ihren Zweck erfüllt hat: Sie erweckte in den Herzen der Jugendlichen ein
Echo der Freude und erhöhte ihre Bereitwilligkeit, im Werk des Herrn zu dienen.
483
Jkoad
Begeisterte Pressestimmen in fast
allen Tageszeitungen von Frank-
furt und Umgebung zeigten die
Meinung der Pressevertreter über
das Roadshow-Festival.
Es traten nur wenige Pannen auf.
So wußte zum Beispiel die Road-
show-Festival-Leitung zwei Minu-
ten vor dem Auftritt noch nicht, ob
die Bayerische Mission eine Road-
show bringen würde oder nicht. Sie
entschied sich für eine Notlösung.
Bruder Richter erzählte uns in der
saftigen bayrischen Sprache die
Geschichte von David und Goliath.
Allerdings war sein Vortrag so
nett, daß wir nicht wissen, ob wir
durch den Wegfall der bayrischen
Roadshow etwas verpaßt haben . . .
Mit Drehorgel, Gedächtniskirche,
Funkturm und Zirkus Karajani ver-
mittelte uns ein Fremdenführer mit
Berliner Schnauze ein Bild der
Freien Stadt Berlin. Der Amerika-
ner und seine Frau im Reisebüro in
Essen, die einen Einkaufsbummel
machen wollten, wurden fast er-
wartet, überhaupt scheinen sich
die Amerikaner als Touristen in
den Städten Europas großer Be-
liebtheit zu erfreuen, denn in Graz
tauchte schon wieder ein Amerika-
ner auf. Allerdings verwandelte er
sich nach einer „Operation" in
einen Grazer Ehrenbürger, denn
man hatte ihm das Herz der Stadt
eingesetzt.
Auch in Bern waren die Amerika-
ner. Die Berner bekamen für ihre
großartig gelungene Karikatur der
amerikanischen Touristen Beifall
auf offener Bühne. Die Hamburger
gaben uns einen wertvollen Rat-
schlag, wie man mit der über
Europa hereingebrochenen Regen-
zeit fertig werden kann: Das Wet-
ter kann man nicht ändern — aber
mit Sonne im Herzen bekommt
selbst die traurigste Welt ein
freundliches Gesicht. Die Hambur-
ger dampften ab und machten den
Freiburgern Platz, die uns zeigen
wollten, wie man eine Roadshow
484
Links von oben nach unten: österreichische Mission. Pfahl Berlin, Pfahl Hamburg. Schweizerische
Mission.
Rechts von oben nach unten: Westdeutsche Mission. Pfahl Stuttgart.
macht. Auch die Winterthurer
wollten uns zeigen, wie reich ihre
Stadt an historischen Höhepunkten
und Sehenswürdigkeiten ist.
Die Eßlinger werden im Volks-
mund „Zwiebeln" genannt. Wie sie
zu diesem Namen gekommen sind,
zeigten sie den Besuchern des
Roadshow-Festivals. Aber wir sind
nicht sicher, ob sich der Teufel so
leicht reinlegen läßt. Bemerkens-
wert waren die schönen Kostüme.
Ein ausländischer Gast, dieses Mal
aus Afrika, besuchte die Messe-
stadt Hannover und konnte erst
nach einigen Schwierigkeiten zu-
friedengestellt werden. In der
Frankfurter Roadshow wurden
Frankfurter Würstchen erfunden.
Schwungvoll, leicht und abwechs-
lungsreich waren die einzelnen
Zwischenspiele. Hier haben wir
Phantasie und Einfallsreichtum ge-
funden, die in manche Roadshow
gepaßt hätten.
H. M. B.
Siegerliste des Roadshow-Festivals
Gesamtsieger: Gemeinde Eßlin-
gen, Pfahl Stuttgart;
2. Sieger: Gemeinde Zollikofen,
Schweizerische Mission;
3. Sieger: Gemeinde Graz, öster-
reichische Mission;
4. Sieger: Gemeinde Eppendorf,
Pfahl Hamburg;
5. Sieger: Gemeinde Hannover,
Norddeutsche Mission;
Anerkennung für gute technische
Leistungen: Pfahl Berlin, West-
deutsche Mission;
Anerkennung für gutes Manu-
skript: Zentraldeutsche Mission,
Süddeutsche Mission, Schweizer
Pfahl.
485
Sport
Zum Sportfest am Rebstock kamen
etwa 100 Sportler und mehr als 250
Zuschauer, die dabei sein wollten,
wenn sich die Jugend der Kirche im
sportlichen Wettkampf maß. Auf
dem Programm standen Fußball-
Vorrunde und Fußball-Endspiel,
Volleyball für Damen und Herren,
Leichtathletik für Damen und Her-
ren sowie als besondere Disziplin
Staffelläufe für Damen und Herren.
Das Sportfest wollte den Gemein-
schaftsgeist der jungen Geschwi-
ster stärken; deshalb waren alle
Wettkämpfe, auch das Tischtennis-
turnier in der Kongreßhalle, als
Mannschaftskämpfe ausgeschrie-
ben. Bewertet wurde die beste
Durchschnittsleistung und nicht die
beste Einzelleistung.
Die spannenden Wettkämpfe führ-
ten zu Ergebnissen, die weit höher
lagen, als zu erwarten war.
Manfred Hoffmann
Rechts von oben nach unten: Fußballspiel
Bayerische Mission gegen Schweizer Pfahl.
Volleyballspiel österreichische Mission gegen
Schweizerische Mission.
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486
BYU-
Leicbtatyletik-
Manwcbaji
Ein Höhepunkt der Europareise
der Leichtathletik-Mannschaft der
Brigham-Young-Universitätwar die
Begegnung mit der Frankfurter
Eintracht, die am Samstag, 31. Juli,
im Riederwaldstadion stattfand.
Dieser Freud-Echo-Besuch der
BYU-Mannschaft war das Ende
einer erfolgreichen Europareise.
Die Mannschaft war in Glasgow,
London, Belfast, Hamburg, Kopen-
hagen, Berlin, München, Wien,
Mailand, Zürich und Manchester.
In Deutschland wurde die Mann-
schaft des HSV und eine Hambur-
ger Auswahl mit Leichtigkeit ge-
schlagen, während das Treffen in
Berlin wegen Regens ausfallen
mußte. Auch in Frankfurt gewann
die BYU den Leichtathletik-Kampf.
Diese Siege waren eigentlich nicht
unerwartet, denn die BYU ist
eine der stärksten amerikanischen
Mannschaften. Während der letz-
ten elf Jahre ist die BYU nie auf
einem schlechteren als dem zwei-
ten Platz ihrer Klasse gewesen. In
diesem Jahr gehören zu der Mann-
schaft Spitzenathleten wie Bob
Tobler, der amerikanische Mei-
ster über 400 m (46,0 Sekunden),
und Mike Bianco, der im Kugel-
stoßen auf über 18 m kam.
Die BYU wurde im Jahre 1876 von
Karl G.Maeser, einem Mitglied aus
Dresden, gegründet. Er war ihr
erster bedeutender Lehrer. Die Uni-
versität, die sich in Provo, Utah,
befindet, bekam ihren Namen von
dem zweiten Präsidenten der Kir-
che, der die Pioniere in den Westen
zu dem Großen Salzsee führte. Ob-
wohl nicht alle Studenten der BYU
der Kirche angehören, besteht die
ganze Leichtathletikmannschaft aus
Heiligen der Letzten Tage. Einige
der Mitglieder, so der Kugelstoßer
Mike Bianco, sind Bekehrte. Tat-
sächlich halten sich alle 18 000 Stu-
denten, während sie an der BYU
studieren, an die Regeln der Kirche,
die Enthaltsamkeit von Tabak und
Alkohol einschließen. R. Mabey
Oben: BYU-Leichtathletik-Mannschaft beim Freud-Echo-Ball.
Unten: Bob Tobler, der amerikanische Meister über 400 m.
487
und DidkuMiondgmppen
Erziehung und Berui
Nach einleitenden Worten wurden
von Schwester Bosshard (Schwei-
zer Pfahl), Bruder Uckermann
(Westdeutsche Mission) und Bru-
der Busche (Zentraldeutsche Mis-
sion) Kurzreferate gehalten.
Schwester Bosshard hob hervor,
daß Erfolg im Berufsleben davon
abhängig sei, daß in einem Mini-
mum an Zeit ein Maximum an
Arbeit geleistet würde. Die Be-
hauptung, Erfolg sei erlernbar,
untermauerte sie durch folgende
Punkte: Gründliche Schulbildung
ist Voraussetzung; ebenfalls muß
man Gehorsam lernen, bevor man
führen kann. Gute Planung und
ständig das Ziel im Auge behalten,
führt zum Erfolg. Für den Fort-
schritt ist auch Zusammenarbeit
notwendig, sie erfordert Rücksicht-
nahme und Hilfe. Auch Mäßigkeit,
Ordnungssinn und Verantwor-
tungsbewußtsein gehören zu den
Eigenschaften, die zum Erfolg füh-
ren. Schwester Bosshard schloß
ihre Ausführungen mit den Wor-
ten: Wer ehrlich und fleißig zu
arbeiten versucht, wer nie aufhört
zu lernen, wer vor keinen Hinder-
nissen zurückschreckt, wird es so-
wohl zu geistigem wie auch mate-
riellem Erfolg bringen.
Bruder Uckermann sprach über die
Ethik im Berufsleben. Jeder Tag
verlangt von uns Entscheidungen,
bei denen wir zwischen ethischen
und unethischen Gesichtspunkten
zu wählen haben. Im Vertrauen auf
Jesus Christus wissen wir, was wir
zu tun haben. Trotz möglicher an-
fänglicher Nachteile wird ein kon-
sequentes, gerechtes Handeln im
Berufsleben auf die Dauer am
erfolgreichsten sein.
Bruder Busche sprach über die Be-
rufswahl, die heute bei einer solch
großen Fülle von Möglichkeiten
außerordentlich schwierig ist. Man
muß sich von dem Gedanken frei
machen, einfach irgendeinen Beruf
zu wählen. Wir sollten die Zeit nicht
scheuen, sondern unseren Beruf
durch Lesen, Hören und Studieren
sorgfältig wählen. Denn vom Beruf
hängt unsere Lebensfreude und
unser Lebensglück ab. Wir müssen
unser Leben nach Wahrheiten aus-
richten und uns von Vorurteilen
frei machen. Unser Ziel ist, anderen
zu dienen. Wenn wir von dieser
Voraussetzung ausgehen, dann
wird die Wahl unseres Berufes
leichter sein. Die entscheidenden
Kräfte, die uns zum Erfolg leiten
werden, sind die geistigen Funda-
mente, auf denen unser Leben auf-
gebaut ist.
Im Anschluß an die Referate ent-
stand eine lebhafte Diskussion, in
der wir zu dem Schluß kamen, daß
ethisches Verhalten im Berufs-
leben Mut und Geschick erfordert.
Hans Stohrer
„Ist die Tempelehe Ihr Ziel?"
Die Versammlung mit Tempelprä-
sident Walter Trauffer besuchten
die Geschwister gemeinsam. Der
Raum war bis zum letzten Platz ge-
füllt. Durch interessante Beispiele
und durch die Ruhe und Liebe, die
Präsident Trauffer ausstrahlt, wur-
de jeder gefesselt. Er betonte die
Wichtigkeit der Tempelehe. Eine
Ehe, die nicht nur für die Zeit auf
Erden, sondern für alle Ewigkeit
gültig ist, kann nur im Tempel durch
eine besondere Vollmacht des Prie-
stertums geschlossen werden. Man
muß würdig sein, um den Tempel
besuchen zu können. Präsident
Trauffer forderte die Anwesenden
auf, sich auf den Besuch des Tempels
vorzubereiten. Es ist bedauerlich,
daß es viele Geschwister gibt, die
nicht alle Möglichkeiten nutzen,
die ihnen die Kirche bietet. Es
sollte der Wunsch eines jeden Mit-
gliedes sein, im Tempel zu heiraten.
Hans Joachim Fröhlich
Wir sind alle berufen zu führen
Gesprächspartner bei diesem
Podiumsgespräch waren Bruder
Jankowsky von der österreichi-
schen Mission, Bruder Stohrer von
der Süddeutschen Mission, Bruder
Knödler vom Stuttgarter Pfahl und
Bruder Hornke vom Berliner Pfahl.
Zuerst sprach Bruder Hornke über
das Thema „Durch positives Den-
ken Schwierigkeiten meistern und
andere mitreißen". Begeisterung,
die durch positives Denken ent-
steht, bringt den Erfolg. Negatives
Denken hält uns ab, ein Programm
durchzuführen. Wenn ich aber be-
geistert bin, dann gibt es keine
Schwierigkeiten.
„Nur einen Freund kann ich beleh-
ren." Darüber sprach Bruder Jan-
kowsky. Er stellte zuerst die Frage:
„Wen hat Jesus belehrt?" und er-
klärte dann, daß Jesus die Men-
schen zuerst aufgerichtet hat, ihnen
klarmachte, daß sie eine Persön-
lichkeit sind und sie erst dann be-
lehrte. Wenn man selbst überheb-
lich ist und den andern für gering
achtet, kann man ihn nicht beleh-
ren. Führer können nur Menschen
sein, die selbst bereit sind, sich
führen zu lassen.
Bruder Stohrer sprach über das
Thema „Sollen wir nur in der
Kirche Führer sein?" Ist es möglich,
die Erfahrungen, die wir als Führer
in der Kirche sammeln, im täg-
lichen Leben nützlich anzuwenden?
Alle Kenntnisse, die wir uns in
diesem Leben aneignen, sind auf
allen Lebensgebieten anwendbar,
wenn sie auf Wahrheit beruhen.
Wahre Führerschaft wird überall
in der Welt gesucht und verlangt.
Schon aus diesem Bedürfnis heraus
sind leitende Brüder unserer
Kirche auch in anderen Zweigen
unserer Gesellschaft führend.
Vor der allgemeinen Diskussion
sprach Bruder Knödler über „Wir
alle sind berufen zu führen". Mit-
glieder dieser Kirche wurden schon
488
vor der Grundlage der Welt dazu
berufen, ihren Mitmenschen zu
dienen. Diese Berufung machte es
uns möglich, durch einen erwählten
Samen auf diese Erde zu kommen.
Die großen Führer im Reiche Got-
tes waren von den Tagen Adams
bis in die heutige Zeit meist junge
Menschen. Christus sagte zu sei-
nen Bundeskindern: Folget mir
nach. Durch diesen Aufruf sind wir
berufen, durch Beispiel und Vor-
bild in unserem Kreis zu wirken.
In der folgenden lebhaften Diskus-
sion wurde die Behebung des Man-
gels an Selbstvertrauen und posi-
tivem Denken besprochen und her-
vorgehoben, daß auch kleine und
kleinste GFV in der Lage sind, das
von der Kirche vorgeschlagene
Programm in ihrem Rahmen durch-
zuführen.
Rolf Knödler
Ein Heiliger der Letzten Tage —
ein wahrer Gentleman
Darüber diskutierten die Brüder
unter der Leitung von Präsident
Lauener vom Schweizer Pfahl. Ein
Gentleman, wie die Welt ihn ver-
steht, soll hilfsbereit, großzügig,
gut gekleidet, ritterlich und nicht
nachtragend sein. Von einem Heili-
gen der Letzten Tage wird darüber
hinaus noch mehr erwartet. Er soll
das Evangelium Jesu Christi als
Richtschnur für sein Leben benut-
zen. Er soll als Vater durch sein
Verhalten seiner Frau gegenüber
den Kindern zeigen, daß ihre Mut-
ter es verdient, geachtet zu wer-
den. Er soll sich auch dem Vater im
Himmel gegenüber gentlemanlike
benehmen und seinen Versprechun-
gen nachkommen, die er bei seiner
Taufe gegeben hat. Er soll sich
ernsthaft und ständig bemühen,
alle Gebote zu halten.
Hans Joachim Fröhlich
,,Du und dein gutes Aussehen"
Ist Stricken, Kochen und Nähen
unmodern? Diese und andere Fra-
gen wurden in der Versammlung
der Schwestern mit Margrit Lohner
vom Hauptausschuß der GFV dis-
kutiert. Dabei stellten sie fest, daß
„fraulich" sein durchaus nicht un-
modern geworden ist.
Unser geistiger Fortschritt ist
ebenso wichtig wie die Pflege un-
seres Körpers. Selbst bei schmutzi-
ger Arbeit kann man gut aussehen.
Wir sollten uns immer unseres
Wertes bewußt sein und deshalb
auch auf unser Äußeres besondere
Sorgfalt verwenden.
Bärbel Schill
Hausgespräch
Mitglieder des Berliner Pfahles so-
wie der Nord- und Zentraldeut-
schen Mission bracbten am Freitag-
nachmittag das „Flausgespräch"
zur Aufführung. Das „Hausge-
spräch" ist ein GFV-Programm, das
in allen Missionen und Pfählen der
Kirche in der ersten November-
woche zur Aufführung kommen
sollte.
Dies ist gewissermaßen der Beitrag
der GFV zum Familienheimabend-
Programm der Kirche. Haupt-
gedanke: Verbesserung der Be-
ziehung der Kinder zum Eltern-
haus. Ein Haus erzählt die Ge-
schichte der Menschen, die es ken-
nengelernt hat. Da ja bekanntlich
Wände Ohren haben, ist es auch
nicht weiter verwunderlich, daß das
Haus die Jugendlichen und die
Erwachsenen belauscht. Was wir
aber zu Ohren bekamen, ließ uns
hellhörig werden. Trotz der sehr
kurzen Zeit, die den Programmteil-
nehmern zur Vorbereitung zur
Verfügung stand, war das Gezeigte
beachtlich und ist ein Beweis dafür,
in wie kurzer Zeit Gruppen aus
drei verschiedenen Gebieten, die
vom gleichen Geist beseelt sind,
ein verhältnismäßig schwieriges
Programm zur Durchführung brin-
gen können. Es sollte für alle
489
Pfähle und Missionen ein Ansporn
sein, das Hausgespräch in der
ersten Novemberwoche ebenfalls
zur Aufführung zu bringen und da-
mit einen wichtigen Beitrag zu
einer besseren Verständigung zwi-
schen Jugend und Eltern zu leisten.
Justus Ernst
Die Musik der Heiligen
der Letzten Tage
Professor Weinzinger erzählte von
der geschichtlichen Entwicklung
des kirchlichen Liedes und der
Orgelmusik, beginnend bei den
Söhnen Levis, die ihre Gesänge im
Tempel pflegten, welche man heute
mit den gregorianischen Chorälen
vergleichen kann.
Durch die Reformation Martin
Luthers nahm die Kirchengemeinde
aktiv am Singen teil. Außerdem
wurde nicht mehr lateinisch gesun-
gen, und die Menschen verstanden,
was sie im Gesang zum Ausdruck
brachten.
Joseph Smith erhielt die Offenba-
rung, daß seine Frau ein Lieder-
buch zusammenstellen sollte. Aus
einer großen Zahl von Liedern
wählte sie die schönsten aus. Des-
halb befinden sich in unserem Ge-
sangbuch zu 70 Prozent Lieder
anderer Kirchen.
Unterscheidet sich die Geisteshal-
tung unserer Lieder von der ande-
rer Kirchen? In früheren Kirchen-
liedern finden wir keinen Auf-
schluß, aber die Lieder unserer
Kirche sind wirklichkeitsnahe und
bejahend. Als Beispiele nannte Pro-
fessor Weinzinger unter anderem
die Kompositionen von Evan Ste-
phens („Jauchzet Berge voller
Freud") und Kirchenlieder von
George Careless, die diesen neuen
Stil schufen. Kirchenmusik sollte
keine Gefälligkeitsmusik sein, son-
dern von ihrem Wesen her zu grö-
ßerer Geistigkeit hinlenken. Nach
Cornwalls Auffassung sollten sich
die Chöre auf volksliedhafter
Ebene halten und nicht in Kunst-
gesang ausarten. Ein Ausschuß für
Kirchenmusik in Salt Lake City be-
rücksichtigt diese Ziele beim Zu-
sammenstellen von offiziellen Kir-
chengesangbüchern. Von diesem
Ausschuß stammt zum Beispiel
auch die Verfügung, beim Einneh-
men des Abendmahles keine musi-
kalische Untermalung zuzulassen.
In der GFV sollte das Volkslieder-
gut gepflegt werden. Die europäi-
schen Gemeinden sind mit ihrer
Anteilnahme am Gemeindegesang
fortschrittlicher als die amerikani-
schen Gemeinden.
Mitentscheidend für das Gelingen
eines guten Gemeindegesangs ist
die Begeisterung der Sänger, die,
von einem guten Geist beseelt,
schnell zur Beherrschung der
Gesangsmaterie kommen können.
Ein guter Gemeindezusammenhalt
führt zu harmonischem Gesang.
Ein geschickter Musikbeauftragter
paßt die Lieder dem Thema des
Gottesdienstes an. Die Gemeinde
kann den Gesang zum Gebet voll-
enden. In Lehre und Bündnisse
hat der Herr geoffenbart, daß der
Gesang der Gerechten für ihn ein
Gebet sei.
Abendmahlspruch,
-Vorspiel und -nachspiel
„Gott ist die Liebe; und wer
in der Liebe bleibet, der blei-
bet in Gott und Gott in ihm/'
(l.Joh.4:16.)
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491
Tanz
Präsident McKay sagte einmal:
„Die GFV wurde ins Leben geru-
fen, um unsere Jugend bei ihren
geselligen Tätigkeiten zu führen
und zu leiten und um ihr Zeugnis
vom Evangelium zu entwickeln
und zu stärken. Ein wahres Zeug-
nis kommt durch das einwandfreie
Vorbild im Benehmen in der Ge-
sellschaft zum Ausdruck — durch
Reden, Gedanken und Taten. Das
Tanzen ist ein Teil des reichhalti-
gen Gemeinschaftlichen Fortbil-
dungsprogrammes. Hier werden
die Grundlagen zur gesunden Ein-
stellung im Umgang mit anderen
in allen Lebenslagen gelegt. Da
können wir den Geist der Freund-
schaft und Kameradschaft verspü-
ren und Freude empfinden an
einem Einfluß und in einer Um-
gebung, die die Seele erheben kön-
nen, die die Reinheit des persön-
lichen Reizes erkennen und die Un-
schuldigen vor jenen schützen, die
erniedrigen.
Unsere Jugendlichen verdienen —
ja, sie sind ihrer wert — die Mög-
lichkeit, sich zum Tanz zusammen-
zufinden in einer gesunden Atmo-
sphäre und unter dem Einfluß der
Rechtschafienheit. Hier in dieser
Umgebung, unter der Aufrichtig-
keit der Kirchenmitglieder, können
unsere jungen Männer und Frauen
ihre Partner fürs Leben finden. Sie
sollten ihre Tanzpartner oft wech-
seln, um die Möglichkeit voll aus-
zunutzen, ihre Freunde und Kame-
raden besser kennenzulernen und
zu verstehen.
Wenn wir uns bei unserem persön-
lichen Benehmen, bei unserer Klei-
dung, unserem Anstand, unserer
Haltung beim Tanzen und beim
Tanzenlernen ein hohes Ziel set-
zen, lernen wir andere zu respek-
tieren und einander zu schätzen,
während wir sehr viel Freude an
diesen wunderbaren geselligen
Tätigkeiten finden."
Mit diesen Worten hat Präsident
McKay die Ziele und Absichten
zum Ausdruck gebracht, unter de-
nen der Freud-Echo-Ball geplant
und durchgeführt wurde, über tau-
send junge Leute verspürten den
Geist dieser Gesellschaft und tanz-
ten nach den Klängen eines hervor-
ragenden Orchesters. Das Pro-
gramm wurde mit Tanzspielen,
Einlagen und musikalischen Dar-
bietungen bereichert. Zu den
Ehrengästen zählten Präsident Ezra
Taft Benson und seine Gattin.
Während einer Pause drückte Prä-
492
sident Benson seine Zufriedenheit
über den vorbildlichen Ablauf des
Abends aus.
Der Höhepunkt aller Tanztätigkei-
ten beim Freud-Echo war das Tanz-
fest. Dort hatten die Jugendlichen
die Möglichkeit, ihre Tanzkennt-
nisse zu zeigen, die sie während
des Jahres durch das GFV-Tanz-
programm gesammelt haben. 320
Tänzer und Tänzerinnen boten
über 3000 Zuschauern eine tänze-
rische Augenweide — das Ergebnis
wochenlanger Übung und Vor-
bereitung. Hier gaben sie einen
Teil der Freude weiter, die sie un-
ter dem Einfluß des Evangeliums
Jesu Christi verspüren.
Brigham Young sagte einmal: „Un-
sere Arbeit — Tag für Tag — , unser
ganzes Leben liegt in der Reich-
weite unserer Religion. Sie ist das,
was wir glauben und versuchen zu
leben. Erholung und Entspannung
sind für unser Wohlbefinden ge-
nauso notwendig wie jede andere
ernsthafte Beschäftigung im Leben.
Wollt ihr tanzen, so tanzt, und ihr
seid zur Gebetsversammlung
ebenso vorbereitet wie zuvor,
wenn ihr Heilige seid."
B. Wahlquist
Am Schluß der großen Jugendtagung interviewten zwei Mitglieder
des Freud-Echo- Ausschusses verschiedene Tagungsteilnehmer, um ihre
Meinung über die Jugendtagung zu erfahren.
Eigentlich fand ich alles sehr
schön, aber das Allerschönste
war die Zeugnisversammlung
am Sonntagabend.
Ich bin noch kein Mitglied der
Kirche, weil meine streng katho-
lischen Eltern es nicht erlau-
ben . . . Am besten hat mir das
Tanzfest und der Chor gefallen,
überhaupt hat mir die ganze
Aufmachung dieser Jugend-
tagung sehr gefallen.
Im Moment bin ich noch so voll
Begeisterung, daß ich nicht ent-
scheiden kann, was mir am
besten gefiel. Aber ich möchte
sagen, daß wir jedes Jahr ein
Freud-Echo haben sollten . . .
Die Tanzdarbietungen waren
wohl am besten, und die Haupt-
versammlungen am Sonntag
waren wirklich einzigartig.
Am meisten hat es mich gefreut,
hier so viele Jugendliche unserer
Kirche zu rinden und zu sehen.
Manchmal meint man, es gäbe
wirklich nur wenige . . . Am mei-
sten hat mich die Zeugnisver-
sammlung beeindruckt. Ich habe
noch nie erlebt, daß man sich so
gedrängt hat, um sein Zeugnis
abzulegen.
Mir hat die große Einigkeit gut
gefallen, mit der wir hier zusam-
men waren: wie eine große Fa-
milie. Es sollte jedes Jahr ein
Freud-Echo geben . . .
Es sind viele Höhepunkte ge-
wesen, die uns sehr viel gegeben
haben. Besonders gut war der
Chor, und es hat mir große
Freude gemacht, da mitzusingen.
Einlage von der Schweizer Mission: Charleston
Musikeinlage von drei Missionaren.
493
Muri k-
unö
Tanzfedt
494 f
Ein glanzvoller Höhepunkt des
Freud-Echos in Frankfurt war das
Musik- und Tanzfest in der Fest-
halle auf dem Messegelände. Das
Niveau der Veranstaltung dürfte
richtungweisend für die GFV-Ar-
beit in der Kirche sein. Der Mut zur
Sache, die sorgfältige Vorberei-
tung und die Konzentration der
Mitwirkenden wurden mit einem
Gesamterfolg beschenkt, der seines-
gleichen unter der Jugendarbeit in
organisierten Jugendverbänden
suchen muß. Der Abend hat aber
auch gezeigt, daß es weit höhere
Ziele gibt, als nur zu unterhalten.
Das Wort aus dem 2. Nephi Kapitel 2,
Vers 25 „Menschen sind, daß sie
Freude haben können", findet erst
seine letzte Erfüllung in der Freude
am Großartigen und Sauberen, an
der herausragenden und fort-
schrittlichen Leistung zur Ehre des
Himmlischen Vaters. Wer das am
Programm und an der Wirkung des
Musik- und Tanzfestes gelernt hat,
war nicht vergeblich beim Freud-
Echo. Die beispielhafte Organisation
und der Leistungsstand der Darbie-
tungen verdienen Lob und Aner-
kennung. Im Musikteil des Abends
sind die herrlichen Gesangsstimmen
und die pianistische Arbeit unver-
gessen. Der Chor der Europäischen
Mission der Kirche Jesu Christi der
Heiligen der Letzten Tage war eine
Überraschung. Man ist geneigt, sich
für die wuchtige Fülle dieses Klang-
körpers anstelle der feinstimmigen
Klavierbegleitung ein Orchester
als „Begleitinstrument" zu wün-
schen. Die eindringlichen Massen-
chöre (klerikal und klassisch) hat-
ten ihren unbestreitbaren Höhe-
punkt in unserem Kirchenlied von
Eliza Snow „O mein Vater, der du
wohnest hoch in Herrlichkeit und
Licht" für Solo und Chor. Abschluß
der besinnlichen Weisen im Mu-
sikteil des Abends war die Polo-
naise in A-dur von Frederic Cho-
pin, die am Klavier durch die bril-
lante Technik und gefällige musi-
kalische Gestaltung von Annelie
Mouritz zu einem Ohrenschmaus
wurde.
Daß die Jugend auch im sortierten
folkloristischen Lager zu Hause ist,
zeigten acht Songs aus dem Musi-
cal „Das verheißene Tal" (Craw-
ford Gates). Talent, Humor und
Sentimentalität wurden hier zu
einem liebenswerten Gemisch, das
unaufdringlich und trotzdem be-
sitzergreifend war. Besser kann
man es gar nicht sagen, als es Prä-
sident Ezra Taft Benson formu-
lierte: „Ihr habt so wundervoll ge-
sungen wie der Tabernakelchor."
Ein offenes Geheimnis für diesen
Erfolg ist allerdings auch, daß
Chor, Solisten und Instrumentali-
sten wirklich mit Herz, Geist und
Seele voll beteiligt waren. Eine
Tatsache, um die — wo es auch sei
— die Heiligen der Letzten Tage
immer wieder beneidet werden.
Wenn eingangs die Organisation
als vollendet bezeichnet wurde, so
gilt das auch im besonderen Maße
für den Programmablauf vor den
beinahe 4000 Besuchern.
Was den zweiten Teil des
Abends, das Tanzfest, angeht, so
boten die 600 Tänzerinnen und
Tänzer schon beim Einmarsch ein
erhabenes Bild. Der Tanz zum fro-
hen Beginn war in seiner Schlicht-
heit sauber und ein guter Anfang
(Rheinländer). Schwung und Begei-
sterung zogen sich durch diese
Darbietung. Noch eine Steigerung
war die Alfstedter Quadrille (Alf-
stedt bei Cuxhaven). Sauber ge-
tanzt und ein wundervolles Bild
bietend, wird dieser Tanz einen
nachhaltigen Eindruck bei den Be-
suchern hinterlassen haben. Der
von Mädchen getanzte Holzschuh-
tanz aus der Oper „Zar und
Zimmermann" von Albert Lortzing
war ein heiteres und anmutiges Er-
leben. Der Square-Dance war
zweifellos die lebendigste Darbie-
tung aus dem Tanzteil des Abends.
Wenn sich hierbei auch eine Grup-
pe etwas „verhaspelte", so fiel das
bei dem fröhlichen Mitgehen von
Mitwirkenden und Zuschauern
nicht weiter ins Gewicht. Der Kon-
tramarsch — ein dänischer Volks-
tanz — war exakt einstudiert und
wurde gekonnt getanzt. Diese Ar-
beit wurde durch eine besondere
Wirksamkeit auf Auge und Herz
belohnt. Das Menuett war tänze-
risch hervorragend und schon ein
Beispiel für echte Tanzkunst. Der
„Cha-cha-cha" war quicklebendig
und sehr pikant. Die saubere Ein-
495
Oben: Squaredancers aus der Westdeutschen Mission.
Links von oben nach unten: Holzschuhtanz der Westdeutschen Mission. Holzschuh-
tänzerinnen. Annenpolka-Mädchen aus der Nord- und Zentraldeutschen Mission. Menuett-
Tanzpaare aus der Schweizerischen Mission. Die Kostüme für die verschiedenen Tänzer
wurden von Beth Benson entworfen und zugeschneidert.
496
studierung hat sich gelohnt. Wenn
etwas mehr Figuren getanzt wür-
den, könnte dieser gelungene Tanz
noch gewinnen. Die Annenpolka
fiel gegen die vorherigen Leistun-
gen etwas ab. Wenn bei der Ein-
studierung etwas zielstrebiger ge-
arbeitet worden wäre (der Tanz
war etwas verbaut, und es gab
auch ein paar choreographische
Mängel), hätte das eine noch bes-
sere Sache sein können. Zu bewun-
dern ist trotzdem der Mut für diese
Arbeit, an dem sich viele unschlüs-
sige GFV-Gruppen ein Beispiel
nehmen sollten.
Noch ein hervorragendes Bei-
spiel für gute Zusammenarbeit ist
das gemeinsame Bild des Fami-
lienwalzers (Schrittwalzer) gewe-
sen. Es wurde hiermit auch ein
Hinweis darauf gegeben, wie es
möglich ist und daß es möglich ist,
gemeinsam zu beginnen und ge-
meinsam zu schließen. Die Ge-
meinschaft ist der Ausgangspunkt
für die Einzelleistung und führt
wieder zur Gemeinschaft zusam-
men! Zur Gesamtleitung muß her-
vorhebend gesagt werden, daß hier
wirkliche Könner am Werk waren.
Könner, die nicht Stunden füllen
wollten, sondern die Vielfalt der
Talente zielbewußt zur Ehre des
Himmlischen Vaters und seines
Evangeliums einsetzen wollten. Es
ist schon ein Stück Missionsarbeit,
der „Welt" zu beweisen, daß die
Heiligen der Letzten Tage nicht nur
in den Heiligen Schriften lesen,
sondern zur Bestätigung der
Wahrheit des Evangeliums der
Fülle auch im Alltag, in der Kunst
und auf geistigem Gebiet weltge-
wandt „ihren Mann" zu stehen
wissen. Die abschließende Forma-
tion aller mitwirkenden Tanzpaare
zu einem gut lesbarem GFV war
dann auch eine großartige Auf-
forderung an alle jungen Mitglieder
der Kirche und alle jungen Freunde
aus der übrigen Welt: Kommt zur
Gemeinschaftlichen Fortbildungs-
Vereinigung der „Kirche Jesu
Christi der Heiligen der Letzten
Tage" und ihr werdet es erleben,
daß ihr Freude die Fülle haben
könnt.
497
Mormonen-Treffen in Frankfurt
AI. FRANKFURT - Seit gestern beherbergt die Stadt
Frankfurt 1500 junge Mormonen, die zum „Freud-Echo" der
Jugendtagung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letz-
ten Tage aus der Bundesrepublik, aus Österreich und der
Schweiz angereist sind.
Sie tagen bis zum l. Au-
gust auf dem Messegelände
unter Leitung des Präsiden-
ten der europäischen Mission,
Ezra Taft Benson. Er ist
Mitglied des Rates der
zwölf Apostel ehemaliger
Landwirtschaftsminister im
Kabinett Eisenhower,
Drei Hauptausschuß-Mit-
glieder aus Salt Lake City/
Utha (USA) und Missions-
präsidenten aus allen Teilen
Europas haben sich zu der
ersten Tagung dieser Art an-
gemeldet, in der sich die
• Jugend verschiedener Natio-
nen freundschaftlich begeg-
net.
Die Mormonen zählen 25 000
Mitglieder in der Bundes-
republik, zwölf neue Kirchen
sind zur Zeit im Bau, bei
den hier stationierten ameri-
kanischen Truppen haben
sie etwa 5000 Anhänger,
Die Jugendtagung in
Frankfurt ist auf Musik,
Tanz und Fröhlichkeit aus-
gerichtet.
Ein Roadshow-Festival am
Donnerstagabend, ein Freud-
Echo-Ball am Freitag, bei
dem nicht auf Charleston
und Letskiss verzichtet wird
und das große Freud-Echo-
Musikal und Tanzfest am
Samstagabend in der Fest-
halle sind die Höhepunkte
des Tagesprogramms, das
Musikseminare, Sportveran-
staltungen und Diskussionen
in reicher Zahl vorsieht.
Der Sonntag ist der Haupt-
versammlung in , der Fest-
halle vorbehalten.
Zu dem Thema „Junge
Männer sollen Geschichte
sehen" sprechen aufler dem
Präsidenten Taft Benson
auch die Präsidenten der
österreichischen und Schwei-
zer Missionen.
Am Montag fahren die
Mormonen mit dem Schiff
„Berlin" auf dem Rhein, um
sieh in Aßmannshausen und
auf dem Niederwald in freier
Rede und Cfrorgesang zu
messen.
PRESSE-
STIMMEN
2000 Jugendliche in der Festhalte
Freud-Echo«
Musik und
Tanzfest
MuSi
* . ^ a « und freie Rede
Junge Mormonen deutscher Sprache m Frankfurt
RT — Der
achte dem
-monentref-
vorbereite-
das Freud-
SAnfctsfea
Fraftk
fenleten s
ten Höhepunkt :
Echo-Musik- und Tanzfest,
das bis um 23 Uhr Ausfüh-
rende und Zuschauer in Atem
hielt.
Der Jugendchor der Euro-
päischen Mission der Kirche
Jesu Christi der Heiligen der
Letzten Tage, dessen Ge-
samtleitung Professor Kurt
Weinzinger innehat, er-
brachte in geistlichen und
weltlichen Gesängen einen
hervorragenden Leistungs-
querschnitt,
Die Tänzer und Tänzerin-
nen der einzelnen Missionen
in ihren prächtigen Kostü-
men, die. sich in Rheinländer
und Menuett, in der Annen-
Polka und im Square Dance
mit der gleichen anmutigen
Sicherheit bewegten, konnten
sich über Mangel an Beifall
nicht beklagen.
Auftakt der Tagung: ein
großes Roadshow-Festival.
Ezra Taft Benson, Präsi-
dent der europäischen Mis-
sion, der vom Missionshaupt-
platz Frankfurt aus die Ge-
schicke der „Mormonen" in
Europa leitet, freute sich
über die Ideale und Talente
der Jugend, die mit solchem
Eifer zu dem Gelingen ihrer
Tagung beitragen.
Die Roadshows, mit denen
sich die einzelnen Missionen
am Donnerstagabend vor-
stellten, waren als Lob und
Preis auf die Heimat mit
Gesang, Tanz und Dialogen
gezeichnet.
Berlin und Essen, Graz und
Bern gerieten besonders pla-
stisch.
Die westdeutsche Mission
brächte auch die ABEND-
POST aufs Podium als zu
dem Straßenleben westdeut-
scher Großstädte zugehörig.
Von der Kuppel der Festhalle auf dem Messegelände hingen die Fahnen
der Schweiz, Österreichs, der Bundesrepublik und Frankfurts neben dem
Grün-Gold der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage (Mormonen).
Das Parterre der großen Halle war leer, im ersten Rang hatte in der Mitte
der einen Längsseite ein über 200 Stimmen starker Jugendchor Aufstellung
genommen, die ganze gegenüberliegende Längsseite war von 2000 Jugend-
liehen und, Erwachsenen besetzt.
Das „Freud-Echo-Musik- und Tanz-
fest", wie es im Programm genannt
wurde, war einer der Höhepunkte der
viertägigen Jugendkonferenz der jungen
Mormonen deutscher Sprache in Frank-
furt. Die Mitarbeiter der „Gemein-
schaftlichen Fortbildungsvereinigung"
hatten ein vielfältiges Programm zu-
sammengestellt, in dem es keineswegs
nur um religiöse Probleme ging. Laien-
spiel, Musik, Tanz: und freie Rede stan-
den eher im Mittelpunkt.
Das zeigte sieh schon am Abend des
ersten Tages, als in der gut besetzten
Kongreßhalle ein Roadshow-Festival
stattfand una der Präsident der Euro-
päischen Mission dieser Kirche, der frü-
here amerikanische Landwirtschafts-
minister Dr. Ezra Taft Benson, die etwa
1200 Jugendlichen willkommen hieß, die
an der Tagung teilnahmen.
Am Sportplatz am Rebstock hatte
man für Freitag ein Sportfest organi-
siert, an dem auch die Leichtathletik-
mannschaft der Brigham-Young-Uni-
versität aus Provo im amerikanischen
Rundesstaat Utah, dem Zentrum der
Mormonen, teilnahm. Die Athleten
schlössen mit dem Aufenthalt in Frank-
furt einen fünfwöchigen Europa- Trip
ab.
Arn gleichen Abend fand in der Kon-
greßhalle ein Ball statt, zu dem die
Tanzkapelle Prieß aus Mainz spielte und
verschiedene Gruppen der Jugendorga-
nisation der Kirche eindrucksvolle De-
korationen geschaffen hatten.
Neben der Hauptversammlung am
Sonntag in der Festhalle, in der neben
Präsident Dr. Benson zahlreiche andere
Redner zu meist kürzeren Ausführungen
das Wort ergriffen, war das Musik- und
Tanzfest am Samstagabend zweifellos
der Höhepunkt der viertägigen Konfe-
renz. Unter der musikalischen Gesamt-
leitung von Prof. Kurt Weinzinger (Salt
Lake City, Utah) brachte der Jugend-
chor, begleitet von Annelie Mouritz am
Klavier und an der Orgel, geistliche und
weltliche Gesänge zu Gehör. Neben Wer-
ken von Bach, Händel und Haydn stan-
den auch Mormonen-Komponisten auf
dem Programm.
Zum Abschluß des musikalischen Teils
des Abends erklang Musik aus dem Mu-
sical „Das verheißene Tal" von Craw-
ford Gates, das an den Zug der Mor-
monen nach dem Westen der Vereinig-
ten Staaten erinnert. Dann beherrschten
die über 300 Tänzerinnen und Tänzer
das Parterre der Festhalle. Nur vier
Scheinwerfergruppen beleuchteten die
Szene auf dem Parkett, als Rheinländer,
Quadrille, ein dänischer Volkstanz, die
Annenpolka, aber auch der Holzschuh-
tanz aus Zar und Zimmermann dar-
geboten wurden.
Ein Echo der Freude zu wecken, das
war mit dem Motto der Konferenz
„Freud-Echo" gemeint. Der Jugend der
Kirche der Heiligen der letzten Tage
deutscher Zunge die Möglichkeit zu ge-
ben, sich näher kennenzulernen, und da-
bei auch ihre eigenen Fähigkeiten zu er-
kennen, war der Zweck dieser Konfe-
renz; ..:.. , : -hw .
498
Em
Brlebnw
„Alles wohl, alles wohl" widerhallte
es in der weiträumigen Festhalle
in Frankfurt. Sänger und Zuhörer
erfaßte schier ein heiliger Schauer,
als die bekannten Melodien ,,0
mein Vater" und „Kommt, Heü'ge,
kommt" ausklangen. Der Dirigent
legte den Stab zur Seite, verbeugte
sich, und zu den Sängern gewandt
gab er durch ein freundliches Nik-
ken zu verstehen, daß er mit den
Leistungen fast zufrieden war. In
diesen Augenblicken frohlockte es
im Herzen eines jeden treuen Hei-
ligen der Letzten Tage, der das mit-
erleben durfte. Apostel Benson
drückte seine Anerkennung mit
den Worten „wonderful" aus oder
wie er am Sonntag sagte: „Ich
schloß die Augen und es schien mir,
ich hörte den Tabernakelchor."
Bis zu diesem schönen Erfolg war
jedoch ein langer Weg. Die Vor-
bereitungen liefen seit Anfang des
Jahres. Ein Chorheft mußte zu-
nächst einmal zusammengestellt,
gedruckt und versandt werden.
Allmählich konnte dort und da in
den Gemeinden die Probearbeit
begonnen werden. Eine beachtliche
Zahl an Chormitgliedern ver-
einigten die Früh Jahrstagungen in
Hamburg und Bern, die ersten
Früchte der begonnenen Arbeit
zeigten sich. Die Begeisterung
wuchs, und immer mehr Geschwi-
ster verlangten die Chorhefte. Die
Zeit blieb jedoch nicht stehen, sie
eilte mit Riesenschritten voran.
Und schon saßen die ersten Teil-
nehmer des Musikseminars im Zug
nach Frankfurt.
Zum ersten Male in der Geschichte
der Kirche wurden die Chor- und
Gesangsleiter im deutschsprachi-
gen Raum zu einem Musikseminar
zusammengerufen. Professor Kurt
Weinzinger von der BYU in Provo
stellte sein musikalisches Können
über 60 Geschwistern, die sich aus
Deutschland, Holland, Österreich,
Schweiz und USA im Haus der Ju-
gend eingefunden hatten, zur Ver-
fügung. Die Grundelemente des
Chorleitens, wie das Halten des
Taktstockes, richtiges Taktschla-
gen, Ausdrucksmittel, Auswahl der
Werke, Stimm- und Sprech-
übungen usw. wurden gelehrt. Eine
Fülle von Wissen wurde in kürze-
ster Zeit vermittelt. Bruder Wein-
zinger schloß das Seminar mit
einem Versprechen: wenn es ir-
gendwie möglich ist, wird im kom-
menden Jahr ein mindestens zwei-
wöchiger Kurs für Chor- und
Gesangsleiter stattfinden!
Und schon öffnete FREUD-ECHO
seine Pforten. Rhythmisch, heiter,
beschwingt drangen vom Road-
show-Festival die Melodien an un-
ser Ohr. Ein bunter Reigen von
Liedern und Melodien aus alter
und neuer Zeit untermalten das
Geschehen jeder einzelnen Road-
show. Rhythmus erfüllte auch den
Festsaal beim FREUD-ECHO-Ball.
Der Rhythmus der modernen Tänze
fährt am Herz vorbei direkt in die
Beine! In immer kleiner werdenden
Abständen folgten die Chorproben
für das Musikfest, Proben am Vor-
mittag, Proben am Nachmittag. Der
große Augenblick war gekommen.
Professor Kurt Weinzinger gab
dem Chor das Zeichen, sich zu er-
heben. Zuversichtlich blickten 250
Augenpaare auf den Dirigenten.
Der Taktstock blitzte im Schein-
werferlicht, und mit leisem Sum-
men nach der Melodie „Jesus
meine Freude" setzte der Chor ein.
Alt. Neuendorf sprach dazu eine
Begrüßung. „Lobt ihr Geschöpfe
alle Gott", „Vater unser" folgten.
„Ehre sei Gott" aus „Messias" von
Händel und „Die Himmel erzählen
die Ehre Gottes" aus „Die Schöp-
fung" erzeugten einen gewaltigen
Eindruck bei Sängern und Zuhörer-
schaft.
Zum Höhepunkt gelangte das
reichhaltige Programm mit den
vertrauten, einfachen Melodien der
Lieder „O mein Vater" und
„Kommt, Heil'ge, kommt". Der Bei-
fall der Besucher schien kein Ende
zu nehmen, bis der Dirigent den
Taktstock hob und der letzte Teil
des Liedes „Kommt, Heil'ge,
kommt" wiederholt wurde. Eine
Freude war es, Fräulein Mouritz
zuzuhören, wie sie mit bewun-
dernswerter Geläufigkeit und An-
mut Chopin auf dem Klavier
spielte. Aus dem Musical „Das ver-
heißene Tal" sang der Chor als
Abschluß und Überleitung zum fol-
genden Tanzfest rhythmisch sehr
betonte Ausschnitte.
Auch die Hauptversammlungen am
Sonntagvormittag und am Nach-
mittag wurden durch Darbietungen
des Chores untermalt. Besonders
das Stück „Gib uns Frieden, Herr"
verdient hier hervorgehoben zu
werden, wobei die Solopartien von
Geschwistern des Hamburger Pfah-
les großartig gesungen wurden.
Die Zaubermacht Musik baute
Brücken von Herz zu Herz und ließ
im harmonischen Klang der Töne
hohe Freude in einer Welt voll
Harmonie, Wohllaut und Gleich-
klang fühlen.
Karl Benk
499
Freud-Echo —
Spiegel unserer Jugend
Von Frerich Görts
Wer dieses große Ereignis von Anfang an miterlebte,
als Passiver, als Globetrotter der in Frankfurt ver-
sammelten kleinen Welt von Heiligen der Letzten
Tage, konnte so recht die Jugend der Kirche in Aktion
erleben. Und dieses „in Aktion" war vom Beginn der
Tagung am Donnerstag das Augenscheinlichste. Die
Roadshows — eine Non-Stop-Revue origineller folk-
loristischer Beiträge von Nord bis Süd — glänzten
im Jupiterlicht, das heißt, waren unterhaltend, niveau-
reich — kurz: lobenswert. Es scheint so, als ob der Mo-
dus des Non-Stop bei den Roadshows sich auf die
weitere Folge der Ju-Ta ausgewirkt hatte. So war es
zum Beispiel trefflich eingerichtet, am Freitag von acht
Uhr ab parallel laufende, dem Inhalt glücklicherweise
entgegengesetzte Programme zu starten, daß der Ta-
gungsbummler recht genüßlich in dem allein sieben
Seiten langen Freitagsprogramm blättern konnte, um
das für ihn geeignetste sich herauszupicken. Dem rei-
bungslosen, spannenden Sportfest standen Diskus-
sionsgruppen gegenüber. Der Chronist kann aber
lediglich von den Körperdisziplinen berichten — auch
er kann nur auf einer Hochzeit tanzen — und müßte
die dreizehn (!) verschiedenen Diskussions- und Füh-
rergruppen unerwähnt lassen, die durch die im ge-
druckten Programm angegebenen hervorragenden
Kräfte manchen Genuß als auch Nutzen versprachen.
Es wird wohl keiner so töricht gewesen sein und ge-
glaubt haben, Freud-Echo sei ein Urlaub, in dem man
alle viere von sich strecken könne. Das war nicht der
Zweck dieser Kulturübung. Wer es dennoch getan hat,
versäumte Kostbares, hat vergessen zu tanken.
Da wir gerade beim Tanken sind: die Zeugnisver-
sammlung ist die Zusammenkunft , in der wir in der
Regel am meisten Kraft schöpfen, unser Zeugnis
festigen. Der Sonntagabend bescherte uns eine solche
(ca. 3 Std.). Und das Ergebnis war das, was unsere
Lehrer und Leiter, Präsidenten und Bischöfe erfreuen
mußte: die Jugend Zions in Europa bekundete, daß
die Kirche die wahre Kirche sei. Die vier nimmer ab-
reißen wollenden Kolonnen von jungen Mitgliedern
an den Mikrofonen gaben das erste — und wohl für
den Bestand der Kirche wesentlichste — Echo dieses
Treffens. Jegliche Beschreibung des Zeugnisgottes-
dienstes wäre ein billiger Abklatsch, ein unvollkom-
menes N achvollziehen von einmalig erlebten Über-
zeugungen und Gefühlen, daß man nur sagen kann:
dieses Erlebnis war erschütternd. Das Erschütternde,
Erstaunende zu erklären, fällt schwer, dennoch ein
Versuch: erstens, alle waren von ihrem Tun („Ihre
Aktion") auf der Ju-Ta überzeugt. Zweitens, die
Ernsthaftigkeit und überwiegende Schlichtheit der
Kundgabe gab den Hörern das Gefühl der Ehrlichkeit.
Die mehr oder weniger offizielle und bekannte Parole,
das Freud-Echo auch zum Knüpfen von Freundschaf-
ten „mit Zukunft" geeignet sei, fand nach der Meinung
des Chronisten die richtige Dosierung. Der Ball am
Freitagabend schuf die offizielle Basis dafür. (Übrigens,
einer der wenigen Bälle mit ungewöhnlich viel Tanz-
fläche, was manchen Tänzer äußerst erfreute.) Die
Dampferfahrt am Montag mußte zum „Freundschafts-
bandeknüpfen" die wichtige Phase bringen. Vielleicht
ist darauf die umwerfende Tatsache zu stützen, daß
von morgens 10 Uhr bis abends 22 Uhr getanzt wurde.
Die Dampferfahrt scheint aber noch in anderer Hin-
sicht bemerkenswert, nicht letztlich in der Symbolik,
daß wir alle in einem Boot sitzen und mit den Klip-
pen zu kämpfen haben. Hier waren wir unter uns.
Obwohl jeder nur einen geringen Teil der Anwesenden
kannte, konnte er getrost zu federn hingehen, mit je-
dem sprechen — eine Manifestation des Satzes, daß
wir alle Brüder und Schwestern sind.
Es fällt dem Beobachter schwer, alle die Namen auf-
zuzählen, die des vollen Lobes würdig wären; auch ist
es ihm kaum möglich, ohne einen dabei zu vergessen.
Wir wollen hier nicht in billige Lobhudelei verfallen.
Die Selbstverständlichkeit des Lobes für Organisation
und Vollzug der ganzen Tagung ist so eklatant, daß
jeder Applaus eine Schmälerung der Leistung bedeu-
ten würde. Und das meint der Chronist ernst, wobei
er kritisch auch das gesehen hat, was besser gemacht
werden könnte, aber das sind nur Dinge — der Leser
mag sich beruhigen — die so, wie sie waren, durchaus
akzeptabel waren, was aber noch nicht bedeuten muß,
sie seien bereits so perfekt, daß jede Verbesserung un-
nötig sei. Darum ist an dieser Stelle unpassend von
ihnen zu sprechen, (und jeder, der Mängel beobachtet
hat, achte darauf, daß sie bei ihm nicht vorkommen —
sonst sind wir vom hochnäsigen Pharisäertum nicht
weit!).
Für Aug und Ohr — ein GFV -Leckerbissen par excel-
lence — war das Tanzfest. Die Höhe der Ziffer der
Darbietenden ist schon kirchennotorisch . Hier wurden
die vielfältigen Möglichkeiten sichtbar, die unerschöpf-
lichen Tanz, Gesang, Instrumentalmusik, an
einem anderen Abend Freie Rede. Derjenige, der sich
dem Tun und Treiben verbunden fühlte, wußte, daß
die GFV -Organisation kein Wald- und Wiesenverein
ist, womit auch gesagt sein will, daß es von uns ab-
hängt, was wir aus dem umfangreichsten, besten Ju-
gendprogramm der Welt machen.
Der Superlativ scheint dem Schreiber bei den Betrach-
tungen zum Freud-Echo flott aus der Feder zu fließen,
und das mit Recht. Quantitativ und qualitativ eine
europäische Spitzenleistung. Und was ist Folge, Er-
gebnis? Ein ungeheurer finanzieller Aufwand wurde
erbracht, ein Vermögen geopfert. Wofür? Um echte
Freude zu empfinden. Die langwierige exakte Vor-
bereitung. Wofür? Um reine Freude zu empfinden.
Resümee: es war keine Fehlinvestition. Es hat sich ge-
lohnt. Hut ab vor den Organisatoren. Beifall für alle
Anwesenden, denn sie sind wesentlicher Bestandteil
gewesen. Denn was wäre ein Theater ohne Zuschauer?
500
Ruth Schütz, Oberwil, Schweiz:
Ich möchte nicht versäumen, Ihnen
im Namen aller Basler Teilnehmer
von Freud-Echo zu danken für die
großartige Tagung, die Sie und
Ihre Mitarbeiter für die Mormonen-
jugend organisiert haben. Es war
einfach ganz große Klasse, wie
man in Deutschland so sagt. Wir alle
haben eine ganz große Bitte: Näch-
stes Jahr wieder ein Freud-Echo!
Karl Benk, Wetzlar:
Mit großem Interesse habe ich alle
Diskussionsgruppen verfolgt, an
denen ich teilnehmen konnte.
Jeder Tag war ein neues, großes
Erlebnis für mich. Die Fülle des Ge-
schauten und Gehörten war so
stark und überwältigend, daß man
kaum alle Eindrücke in der Kürze
der zur Verfügung stehenden Zeit
verdauen konnte.
Ich bin der Meinung, bei der sich
bietenden Gelegenheit einer so
großen und vielgestaltigen Tagung
sollten von jeder Gemeinde meh-
rere Mitglieder teilnehmen, damit
das geteilt Erlebte zu einem Gan-
zen in die Gemeinden getragen
wird. In einem ausführlichen Be-
richt über ,, Freud-Echo" in unserer
Gemeinde habe ich besonders auf
die Möglichkeiten des Lernens und
des Fortschritts bei einer solchen
Tagung hingewiesen, und ich
glaube jetzt schon sagen zu kön-
nen, daß beim nächsten Freud-Echo
unsere Gemeinde stärker vertreten
sein wird.
Jeder Tag gipfelte in einem Höhe-
punkt. In seiner Gesamtleistung
und Leitung war dieses Fest kaum
noch zu überbieten!
Roswitha Iwancsits, Essen:
Ich möchte Ihnen im Namen aller,
die am Freud-Echo teilgenommen
haben — zumindest aus unserer
Gemeinde — danken für die wirk-
lich schöne Zeit, die wir erleben
durften. Sie können versichert sein,
Schnelldampfer United States
daß Freud-Echo für uns das Erleb-
nis des Jahres war, und daß wir
uns alle sehr freuen würden, wenn
im nächsten Jahr wieder ein Freud-
Echo stattfinden würde —
Michael Schulze, Hannover:
. . , möchte ich Ihnen aber noch sa-
gen, daß ich glücklich bin. Das
Freud-Echo hat mir soviel Kraft
und Mut gegeben, es hat mir ein
„Gesicht der Freude" gezeigt. Ich
weiß, daß es nie etwas Besseres
geben kann, um den Mitgliedern
zu helfen. Ist es nicht ein großer
Segen in einer Zeit der Gleichgül-
tigkeit, Freudlosigkeit, ein solches
Erlebnis haben zu dürfen?
Richard Hornke, Berlin:
Nun möchte ich Ihnen und allen,
die am Ausschuß mitgearbeitet ha-
ben, meine Anerkennung ausspre-
chen. Ich war sehr dankbar, an
diesem Ereignis der Kirche teil-
genommen zu haben. Für unsere
Jugend wird es ein neuer Mark-
stein nach vorn werden.
Friedrich Peters, Hamburg:
Die Freud-Echo-Jugendkonferenz
1965 in Frankfurt war ein voller
Erfolg. Alle Veranstaltungen stan-
den in höchstem Maße unter dem
Geist Gottes, dem Geist der Wahr-
heit, und alle geleisteten Beiträge,
besonders die sehr guten Evange-
liumsbotschaften, haben unsere
Zeugnisse gestärkt. Größtes Lob
spendeten auch unsere Wochen-
endfahrer, einige darunter waren
über achtzig Jahre alt. Sie alle wa-
ren auch von der Organisation und
der Übernachtungsmöglichkeit in
der Schule angenehm überrascht.
Wir sind auch alle wieder wohl-
behalten in Hamburg gelandet. Die
ersten GFV-Abende in allen Ge-
meinden standen im Zeichen der
Freud-Echo-Erlebnisse — und viele
Stimmen wurden laut: Wären wir
doch auch mitgefahren! Auf jeden
Fall hat keiner die Fahrt bereut . . .
Traudel Wallner, Wien:
Wir sind alle wieder wohlbehalten
in Österreich gelandet . . . Noch-
mals vielen Dank für alles!
501
DIE
HAUPTVERSAMMLUN6EN
VOM SONNTA6
Der Sonntag bildete für die Besucher der Freud-Echo-Tagung einen bis dahin
in Europa unbekannten geistigen Höhepunkt. Begleitet von einem strahlend
blauen Himmel, der an diesem Sonntag eine seit Wochen andauernde Regenzeit
unterbrach, eilte die Melchisedekische und Aaronische Priesterschaft zu ihren
um acht Uhr stattfindenden Versammlungen. Die Schwestern trafen sich zu
gleicher Zeit in der eigens für sie hergerichteten Kongreßhalle unter dem Vorsitz
der Schwester Margrit Lohner vom Hauptausschuß der GFVJD.
Die Brüder aus den deutschsprachigen Ländern Europas waren beeindruckt von
der großen Zahl der Priestertumsträger, die sich zu diesen Versammlungen zu-
sammengefunden hatten. Zu der Versammlung der Ältesten hatten sich unter
dem Vorsitz von Präsident Ezra Taft Benson 425 Brüder eingefunden, die unter
der Leitung von Ältesten John K. Fetzer, Präsident der Süddeutschen Mission,
an einem von ihm mit Umsicht und Aufgeschlossenheit geleiteten Podiums-
gespräch teilnahmen. Die vorangegangenen Ansprachen des Präsidenten Rudi
H. Seehagen, Pfahl Berlin, über das Thema „Der erste Schritt — Heirat in der
Kirche" sowie die Worte des Präsidenten Michael Panitsch, Hamburger Pfahl,
„Verständnis für und Arbeit mit der Jugend sind unbedingt erforderlich" waren
interessant und richtungweisend. Sie brachten die große Verantwortlichkeit der
Ältesten der Jugend gegenüber zum Ausdruck. Auch die Ansprachen der Prä-
sidenten Roland Dätwyler, Pfahl Schweiz, und Hermann Mössner, Pfahl Stutt-
gart, waren sehr aufschlußreich. Den Abschluß dieser Versammlung bildete eine
Ansprache von Präsident Ezra Taft Benson, dessen Aufmunterung, Ermahnung
und Belehrung von den Ältesten dankbar angenommen wurden.
Die Versammlung der Aaronischen Priesterschaft wurde von 215 Priestertums-
trägern besucht und stand unter dem Leitgedanken „Meine Zukunft als Mis-
sionar" . Die hier gegebenen Ansprachen der Missionspräsidenten L. Garrett
Myers, Norddeutsche Mission, Valdo Benson, Zentraldeutsche Mission, und
Joel A. Täte, Berliner Mission, hinterließen bei den jungen Brüdern einen nach-
haltigen Eindruck, der bei der abendlichen Zeugnisversammlung seinen Aus-
druck fand.
Die beiden Hauptversammlungen, die unter dem gleichen Thema „Junge Män-
ner sollen Gesichte sehen" standen, waren am Morgen von 1600, am Nach-
mittag von 1300 Personen besucht. Besondere Aufmerksamkeit wurde den
Darbietungen des Freud-Echo-Jugend-Chores entgegengebracht, der unter der
Leitung des Dirigenten Kurt Weinzinger „Herr durch die ganze Welt" und
„Der Geist aus den Höhen" am Vormittag und unter der Leitung des Dirigen-
ten Friedrich Peters aus dem Hamburger Pfahl am Nachmittag die Lieder
„Gib uns Frieden, Herr" und „Gesang der Erlösten" sang. Die besondere Lei-
stung des Chores wurde von allen Anwesenden, besonders aber von den an-
wesenden Pressevertretern hervorgehoben. Präsident Ezra Taft Benson sprach
davon, daß er glaubte, den Tabernakelchor von zu Hause zu hören.
Am Nachmittag fand eine Sonderversammlung für Jungmissionare statt, die
von über 400 Jugendlichen besucht wurde. In dieser Versammlung empfingen
die 35 Jungen und Mädchen aus den Händen des Präsidenten Ezra Taft Benson
eine Anerkennungsurkunde. Fünf von ihnen gaben stellvertretend für alle
Jungmissionare und J ungmissionarinnen einen Bericht über ihre Erfolge und
Arbeiten. Sie brachten darin besonders zum Ausdruck, daß sie sich schon heute
auf eine Vollzeitmission vorbereiten, und sprachen die Bitte aus, erneut eine
Berufung als Jungmissionare zu erhalten.
JUNGE MANNER
SAHEN GESICHTE
Ansprache von Präsident Walter
Traufier, Schweizer Tempel
Es ist meine Aufgabe, mit Ihnen
einige Dinge aus dem alten Testa-
ment zu besprechen. So wollen wir
mit Joseph, dem Sohne Jakobs, be-
ginnen.
Joseph war einer der jungen Män-
ner, die Gesichte hatten und die
groß in den Augen unseres Vaters
im Himmel waren. Er hat auf die-
ser Erde nie vergessen, dem Herrn
treu zu dienen. Als er von Poti-
phars Frau versucht wurde, sagte
er: „Wie sollte ich denn nun ein
solch großes Übel tun und wider
Gott sündigen?"
Er war schon in seinen jungen
Jahren standhaft und bewies, daß
er auf seine Mission vorbereitet
war. Als er zu Unrecht zusammen
mit einem Mundschenk und einem
Bäcker im Gefängnis war, legte er
diesen beiden ihre Träume aus, als
sie ihn fragten, was wohl mit ihnen
geschehen würde. Dem einen hat er
gesagt, daß er zu Ehren kommen
würde und dem anderen, daß er von
der Erde Abschied nehmen müsse.
Etwas später hatte Pharao den gro-
ßen Traum von den sieben mage-
ren und den sieben fetten Kühen,
und Joseph hat ihm diesen Traum
ausgelegt, daß sieben fette Jahre
kommen würden und danach sie-
ben magere Jahre. Er beriet auch
den König, was zu tun wäre, um
mit dieser Lage fertig zu werden.
Man hörte auf ihn, und in der Bibel
lesen wir, daß Pharao dem jungen
Mann Glauben geschenkt hat. Er
sagte: „Siehe, ich habe dich über
Ägyptenland gesetzt." über Ägyp-
tenland hat er den jungen Mann
gesetzt! Ihm wurde das Wohl und
Wehe dieses großen Landes anver-
traut.
Dann kam Moses — der große
Moses — der Mann, der von Anbe-
502
ginn an stark war. Schon in seinen
jungen Jahren hatte er für die Ge-
rechtigkeit gekämpft. Es hatte ihm
schon immer Sorgen bereitet, wenn
er zusehen mußte, wie jemand un-
terdrückt wurde. Wie Sie wissen,
ging er eines Tages durch das Land
und sah zwei seiner Freunde, die
schwer arbeiten mußten und von
einem Aufseher geplagt wurden.
Er ist für sie eingestanden und hat
den Aufseher niedergeschlagen.
Später hat er den Töchtern von Va-
ter Reguel beigestanden am Brun-
nen, als sie für ihre Schafe Wasser
schöpfen wollten und die Nachbarn
kamen, sie belästigten und ver-
suchten, das Tränken der Tiere zu
verhindern. Er hat ihnen beigestan-
den, obwohl er die Töchter nicht
gekannt hat. Er hat ihnen gehol-
fen, damit sie ihre Pflicht erfüllen
könnten. Er war für ihr Recht ein-
getreten und hat ihnen geholfen.
Als er dem brennenden Busch nahe
trat — von dem sie alle wissen,
daß aus ihm die Stimme Gottes zu
ihm gesprochen hat — sagte er:
„Hier bin ich." Da wurde ihm die
große Aufgabe zuteil, die Kinder
Israel aus der Gefangenschaft
wegzuführen in das gelobte Land.
Der Herr hat ihm das Land für
seine Freunde und sein Volk ge-
zeigt, und was ihrer warten würde.
Moses wurde der große Führer die-
ses verfolgten Volkes und er hat es
betreut und ihm viele, viele Jahre
gedient.
Nach ihm kam der Mann, von
dem wir soviel gehört haben, sei-
nen Namen trägt unser heutiger
Prophet — David.
Wir wissen viel von David. Un-
ser Herz wird groß und warm,
wenn wir von seinen Taten lesen.
Seine Freundschaft mit Jonathan
ist ein Segen. Wir lesen in der
Schrift von Jonathan: „Er hatte ihn
lieb, wie sein eigen Herz." Die Ge-
schichte von Goliath und David
kennen wir alle, das große Ver-
trauen Davids in den Herrn. Go-
liath hat ihn verkannt, und da
sagte David zu ihm: ,,Du kommst
zu mir mit Schwert, Lanze und
Spieß, ich aber komme im Namen
des Herrn Zebaoth, des Gottes
Israels." Sie kennen den Sieg, den
der junge David über diesen Mann
errungen hat, den alle anderen
fürchteten. David hat im Geiste des
Herrn gewirkt, er vertraute auf
Gott und siegte. Ihm verdanken
wir viele wunderschöne Dinge, die
das Alte Testament uns zu bieten
hat. Viele der Psalmen und dar-
unter vielleicht einen der schön-
sten, den wir oft hören und der oft
zitiert wird: „Der Herr ist mein
Hirte, mir wird nichts mangeln. Er
weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Was-
ser. Er erquicket meine Seele. Er
führe mich auf rechter Straße um
seines Namens willen. Und ob ich
schon wanderte im finsteren Tale,
fürchte ich kein Unglück, denn du
bist bei mir, dein Stecken und Stab
trösten mich. Du bereitest für mich
einen Tisch im Angesicht meiner
Feinde. Du salbest mein Haupt mit
öl und schenkest mir voll ein. Gu-
tes und Barmherzigkeit werden mir
folgen mein Leben lang, und ich
werde bleiben im Hause des Herrn
immerdar."
Wir dürfen vielleicht an Salomo
denken, den Sohn Davids, der ihm
auf den Thron folgte. Dieser junge
Mann, der schon in jungen Jahren
das Amt seines Vaters erhielt, tat
den großen Ausspruch: „Herr, du
hast mich als jungen Knaben zu
diesem Amt berufen, gib mir ein
verständig Herz." Dies ist einer der
schönsten Wünsche, den man sich
vorstellen kann. Er flehte nicht um
Ehre und Ruhm, sondern er wollte
ein verständiges Herz haben für
die Bürger seines Reiches. Wir wis-
sen, daß der Herr mit ihm sehr zu-
frieden war. Gott gab ihm die Ver-
sicherung, er werde gesegnet wer-
den wie keiner zuvor.
Dann gehen wir zu Daniel. Er
war in jungen Jahren am babyloni-
schen Hof erzogen worden und hat
dort bewiesen, wie sehr es ihm am
Herzen lag, die Gesetze und Ge-
bote des Herrn zu halten. Er hat
uns ein wunderschönes Beispiel
gegeben, wie ehrenhaft und vorteil-
haft es ist, das Wort der Weisheit
zu halten. Er hat nur nach ein-
fachen Dingen getrachtet und
wurde groß, stark, schön und intel-
ligent. Wir lesen in der Schrift, daß
er auch vieles von Gesichten und
Träumen verstand.
Sie wissen, daß zu jener Zeit
am Königshof Nebukadnezar
herrschte. Er rief eines Tages seine
Weisen zu sich und sagte: „Ich
wünsche, daß ihr mir meinen
Traum auslegt."
Man rief die Gelehrten und die
Großen und Weisen zusammen,
und das Furchtbare geschah: Der
König hatte seinen Traum verges-
sen. Deshalb sagten die Großen
und Weisen zu ihm: „Wie kannst
du von uns erwarten, daß wir dir
einen Traum auslegen, den du uns
nicht erzählen kannst?" Der König
drohte ihnen, wenn sie ihm nicht
seinen Traum auslegen könnten,
wären ihrer Tage wenige auf die-
ser Erde. Daniel, der Junge, hatte
davon gehört, und so hat er das ge-
tan, was jeder in unserer Kirche
503
tut: er hat den Herrn um Weisheit,
Verstand und Erkenntnis gebeten,
um dem König seinen Wunsch zu
erfüllen.
Der Herr erfüllte ihm seine Bitte.
Daniel ging zum König und er-
zählte Nebukadnezar, daß er ein
Gesicht gesehen habe. Er habe
eine große Figur gesehen, die zu-
sammengesetzt war aus vielen Me-
tallen, Gold, Silber, Kupfer, Eisen
und auch Ton und Erde. Ein Stein
würde kommen, um dieses Bild zu
zerstören, und das würde nicht von
Menschenhand geschehen. Denken
wir einmal darüber ein bißchen
nach, was hier geschah. In den letz-
ten 120 Jahren hat sich die Prophe-
zeiung erfüllt, von der Daniel
sprach. Diese Welt war voller Kö-
nigreiche, zusammengesetzt aus
vielen Menschen, und es heißt in
der Schrift: Trotzdem man ver-
suchte, sie zu einigen, war es ver-
geblich. Die Einigkeit war von kei-
ner großen Dauer. Sie wissen, daß
es in dem Land, in dem wir uns
heute befinden, vor hundert Jahren
viele Königreiche gab; man hat
sich verschwägert, untereinander
geheiratet, und doch war es ver-
geblich. Es gab Schwierigkeiten
trotz Glanz und Silber, die König-
reiche haben sich nicht bewährt. Es
ist heute noch nicht alles so, wie es
sein sollte. Denken wir nur an die
Schwierigkeiten, die das Auslän-
derproblem in den Ländern macht,
denken wir an die Schwierigkeiten
in der Ehe. Die Menschen ver-
suchen ihr Bestes zu tun, und doch
will die Einigkeit nicht zustande
kommen. Es herrscht Unfriede,
irgend etwas stimmt nicht. Und
was hat Daniel gesagt? „Aber zur
Zeit solcher Königreiche wird der
Gott des Himmels ein Königreich
aufrichten, daß nimmermehr zer-
stört wird, und sein Königreich
wird auch kein anderer bekommen,
aber er selbst wird ewiglich blei-
ben."
So hat Daniel Nebukadnezar sei-
nen Traum ausgelegt, dieses ist
viele, viele Jahre her, und wir sind
heute glücklich, daß wir wissen, daß
das Königreich gekommen ist. Sie
und ich gehören dazu.
Was dieses Reich geschaffen hat
und noch schaffen wird, haben wir
erlebt. Für diesen großen Segen
sollen wir dankbar sein.
JUNGE MÄNNER SAHEN GESICHTE
Ansprache von Präsident John M. Russon, Schweizer Mission
Ich habe sehr viel über dieses
Thema nachgedacht. Viele junge
Männer haben Gesichte gesehen
und auch ältere. Aber was will Ju-
gend in den Augen des Herrn hei-
ßen? Der Unterschied zwischen
einem 70jährigen und einem 20j äh-
rigen ist vielleicht so klein wie
fünf Minuten in den Augen des
Herrn, und so sind wir alle ziemlich
jung.
Es ist sehr wichtig gewesen, daß
diese jungen Männer aus dem
Neuen Testament irgendwie Tage-
buch geführt haben oder einen Be-
richt hinterließen von dem, was sie
gesehen haben. Dies ist ein gutes
Beispiel für die Jugend, die heute
hier versammelt ist. Es war auch
wichtig, daß immer Zeugen dabei
waren, die von den verschiedenen
Ereignissen berichteten, sonst hät-
ten wir heute nicht das Neue Te-
stament. Aber nicht nur das, was
gesehen wurde, war wichtig, son-
dern auch warum und wieso es ge-
schah. Warum diese jungen Män-
ner diese Gesichte gesehen haben
und wie ihre Einstellung war, die
es ihnen ermöglichte, solche wun-
derbaren Gesichte und Aufträge
vom Herrn zu bekommen.
Beginnen wir mit Joseph. Wie
die Schrift sagt, war er ein from-
mer Mann und war auf seine Braut
bedacht und nicht auf sich selbst.
Als der Engel zu ihm kam und ihm
berichtete, daß er das große Vor-
recht habe, der Bräutigam einer
Frau zu sein, die bald schwanger
sein und den Sohn Gottes gebären
würde, erkannte er als frommer
Mann, welch Vorrecht dieses für
ihn war. Dann lesen wir von der
Geburt des Heilandes und von den
Gesichten, die bei diesem Anlaß
gesehen wurden.
Als Jesus zu Johannes dem Täu-
fer kam, sagte dieser: ,, Siehe, das
Lamm Gottes!" Das konnte er nur
durch ein Gesicht, durch die Ein-
gebung des Geistes wissen. Den-
ken wir auch an die Worte Petri,
als er sagte: ,,Du bist Christus, des
lebendigen Gottes Sohn!" Oder
denken wir an die Jünger Christi,
was sie sahen und wie sie lebten,
nachdem er sie auserwählt hatte.
Besonders nach den Pfingsttagen,
nachdem sie vom Heiligen Geist
erfüllt waren. Denken wir an das
große Ereignis, als Petrus, Jakobus
und Johannes zusammen mit Chri-
stus auf dem Berg waren, als Chri-
stus verklärt wurde. Oder denken
wir an Stephanus, der voll Glauben
und Kraft war und die Himmel
offen sah. Er sah des Menschen
Sohn zur rechten Hand Gottes ste-
hen und war bereit, für dieses
Zeugnis sein Leben zu opfern.
In der Apostelgeschichte lesen
wir viel von diesen Männern, z. B.
als Paulus einen Kranken heilte,
der seit seiner Geburt lahm war.
Danach sagte das Volk: „Die Göt-
ter sind den Menschen gleich ge-
worden und zu uns hernieder-
gekommen." So sahen sie diese
jungen Männer an, sozusagen als
Götter — den Menschen gleich. Als
504
Joseph sein Gesicht über die Ge-
burt Christi bekam, handelte er,
wie ihm befohlen wurde. Daraus
können wir viel lernen. Auch aus
dem Beispiel Pauli, als er unter-
wegs nach Damaskus war, das
Licht sah und die Stimme des Herrn
hörte und fragte: „Was willst du
von mir?" Fragen wir immer den
Herrn: „Was willst du von mir?"
Erinnern wir uns an die Antwort,
die Ananias gab, als ihm befohlen
wurde, Paulus zu belehren: „Hier
bin ich!" Antworten wir auch im-
mer: „Hier bin ich?"
Von Kornelius lesen wir, daß er
gottselig und gottesfürchtig war,
deswegen bekam er ein Gesicht,
daß das Evangelium auch für ihn
und seine Familie bestimmt sein
sollte und daß er den Besuch von
Petrus bekäme. Denken wir an die
Geschichte von Johannes — dem
geliebten Jünger — als er auf der
Insel Patmos war und in die Zu-
kunft sah. Er sah den Engel fliegen
mitten durch den Himmel, der ein
ewiges Evangelium zu verkünden
hatte denen, die auf Erden lebten.
Wir sind jetzt diejenigen, die diese
Prophezeiung wirklich erfüllen
können. Johannes sah auch die To-
ten vor Gott stehen, und daß Bücher
aufgetan und sie nach den Schrif-
ten in den Büchern gerichtet wur-
den. Ich lese jetzt aus der Offen-
barung Kapitel 3, Vers 20 und 21.
Christus sagt dort durch Johannes:
„Siehe, ich stehe vor der Türe und
klopfe an. So jemand meine
Stimme hören wird und die Tür
auftun, zu dem werde ich eingehen
und das Abendmahl mit ihm halten,
und er mit mir. Wer überwindet,
dem will ich geben, mit mir auf
meinem Throne zu sitzen, wie ich
überwunden habe und mich gesetzt
mit meinem Vater auf seinen
Thron!"
Das ist der Weg, wir wollen mit
dem Herrn das Abendmahl halten,
wir wollen zu seiner Rechten sit-
zen in seiner Gegenwart, deshalb
müssen wir überwinden, standhaft
und treu bleiben, dann werden wir
auch selbst Gesichte sehen.
ABFALL- DAS DUNKLE ZEITALTER
Ansprache von Pfahlpräsident Hermann Mössner, Stuttgart
Ich hatte das Vorrecht, schon
mehrmals in dieser schönen Fest-
halle zu sein aus beruflichen Grün-
den, aber heut ist es das erste Mal,
daß die GFV-Fahnen hier wehen,
Grün und Gold, und daß das wie-
derhergestellte Evangelium Jesu
Christi hier verkündet wird.
Vor 27 Jahren waren wir hier in
Frankfurt versammelt zu einer
ähnlichen Konferenz unter der
Schirmherrschaft des damaligen
europäischen Missionspräsidenten
Thomas E. McKay, dem Bruder un-
seres ehrwürdigen Propheten David
O. McKay. Die Saat, die damals ge-
sät wurde, ist heute mit aufgegan-
gen. Es hat sich gezeigt, daß die
Jugend unserer Kirche stärker und
fester geworden ist. Und daß die
Begeisterung und das Zeugnis für
und vom Evangelium Jesu Christi
Wurzel geschlagen hat. Es ist mein
Vorrecht, in den wenigen Minuten,
in denen ich vor Ihnen stehe, über
den Abfall vom wahren Evangelium
zu sprechen, über die Zeit des dunk-
len Mittelalters. Aus dem Stuttgar-
ter Evangelischen Sonntagsblatt
vom 25. Juli 1965 entnehme ich aus
einem Artikel von Pfarrer Dr. Ju-
lius Rössle, Wuppertal, „Die Zeug-
nisse schwäbischer Kirchenväter":
„Der Geistliche Philipp Jakob Spe-
ner, der Vater des deutschen
Pietismus (17. Jh.), beklagte sich in
vielen seiner Schriften über den
Niedergang und Verfall des christ-
lichen und kirchlichen Lebens. Um
so mehr tröstete ihn die Hoffnung
auf künftig bessere Zeiten, da der
Herr das Antichristentum zerstören,
Israel bekehren und sein ewiges
Reich aufrichten werde. Die end-
geschichtlichen Gedanken Speners
hat der evangelische Superinten-
dent Wilhelm Petersen aus Lüne-
burg weiterentwickelt und vor
allem die Lehre vom tausendjähri-
gen Reich und von der Wiederbrin-
gung aller Dinge in die pietisti-
schen Kreise Deutschlands hinein-
gebracht. Die bestehende Kirche
betrachtete er als ein Sündenbabel
und als eine Behausung Satans."
Wie gesagt — dieses entnehme ich
aus dem Stuttgarter Evangelischen
Sonntagsblatt und nicht aus dem
Buche Mormon. Die von Christus
aufgerichtete und von den Apo-
steln weiter geleitete Kirche be-
stand nur noch kurze Zeit nach
deren gewaltsamem Tod. Deshalb
schrieb der große Apostel Paulus
an die Galater: „Mich wundert, daß
ihr euch so bald abwenden lasset
von dem, der euch berufen hat in
die Gnade Christi, zu einem an-
deren Evangelium, so doch kein
anderes ist, außer daß etliche sind,
die euch verwirren und wollen das
Evangelium Christi verkehren."
Noch zu Lebzeiten des Paulus wand-
ten sich viele von der wahren Kirche
ab — fremden Lehren zu. Einige
Zeit später schrieb er an Timo-
theus, warnte und ermahnte ihn,
am Evangelium und am Heiligen
Geist festzuhalten. Er sagte: „Das
weißt du, daß sich von mir gewandt
haben alle, die in Asien sind, unter
welchen ist Phygellus und Hermo-
genes." In einem Brief an die
Thessalonicher schrieb Paulus von
505
künftiger Zeit, als er sagte: „Lasset
euch niemand verführen in keiner-
lei Weise, denn er kommt nicht, es
sei denn, daß zuvor der Abfall
komme und offenbart werde der
Mensch der Sünde, das Kind des
Verderbens." Bereits im 3. Jahr-
hundert finden wir, daß die Ver-
ordnung der Taufe vom Unter-
tauchen in Besprengen verändert
wurde. Etwa zur selben Zeit wurde
die Kindertaufe eingeführt. Dazu
erklärt Martin Luther im ersten Teil
des 16. Jahrhunderts: „Aus den
Heiligen Schriften kann nicht be-
wiesen werden, daß die Kinder-
taufe von Christus eingesetzt
wurde." Im 5. Jahrhundert wurde
die Verordnung des Abendmahls
geändert. Das Einfache, Klare wurde
auf die Seite getan, und es kam der
Glaube auf, daß das Brot und der
Wein des Abendmahles sich in das
tatsächliche Fleisch und Blut
Christi verwandle. Wir fragen,
was geschah mit der von Christus
gegründeten Organisation der
Kirche? Was geschah mit den
Ämtern der Apostel, Propheten,
Evangelisten, Hohenpriester, Sieb-
ziger, Ältesten und Lehrer? Die
Gaben des Heiligen Geistes, die
Allgemeingut waren unter den
Heiligen der ersten Tage, waren
verlorengegangen. Offenbarungen
hatten aufgehört, es gab keine Ge-
sichte mehr. Das Priestertum,
die Vollmacht im Namen Gottes zu
handeln und zu amtieren, wurde
von der Erde genommen. Dies sah
Jesaja bereits 700 Jahre vor Christi
in einer Vision voraus. Er sagte:
„Das Land ist entheiligt von seinen
Einwohnern, denn sie übertreten
das Gesetz und ändern die Gebote
und lassen fahren den ewigen
Bund." Von dieser traurigen und
schrecklichen Zeit sagte der Kir-
chengeschichtsschreiber Mosheim:
„Während dieser Zeit lag die
wahre Religion unter einer ver-
nunftlosen Masse von Aberglau-
ben begraben und war nicht im-
stande, ihr Haupt zu erheben. Die
ursprünglichen Christen verehrten
nur Gott und seinen Sohn, aber die
sogenannten Christen in diesem,
dem 7. Jahrhundert, verehrten das
Holz eines Kreuzes, die Bildnisse
heiliger Männer und die Gebeine
von zweifelhaftem Ursprung." Nie-
mand bestreitet heute mehr, daß
dieser Abfall von der wahren
Kirche Jesu Christi, der Abfall vom
wahren und seligmachenden Evan-
gelium Christi, stattgefunden hat.
Doch vollzog er sich nicht von
heute auf morgen, genausowenig
wie man mit einem Satz in die
Hölle springt.
Arnos, der große Prophet, sagt im
8. Kapitel, in dem er diese Zeit vor-
aussagt: „Siehe, es kommt die Zeit,
spricht der Herr Herr, daß ich
einen Hunger ins Land schicken
werde, nicht einen Hunger nach
Brot oder Durst nach Wasser, son-
dern nach dem Wort des Herrn zu
hören. Daß sie hin und her, von
einem Meer zum anderen, von Mit-
ternacht gegen Morgen umlaufen
und des Herrn Wort suchen und
doch nicht finden werden." So all-
gemein war dieser Abfall und Ver-
fall der ursprünglichen Kirche und
des wahren Evangeliums. Anstelle
von Demut trat Hochmut; anstelle
von wahrer Bildung Einbildung;
Menschenehren anstelle wahrer
Gottesverehrung und fürwahr traf
das Wort der Schrift zu: „Sie ver-
ehren mich mit ihren Lippen, aber
ihre Herzen sind ferne von mir."
Ich bezeuge Ihnen, meine Brüder
und Schwestern, daß ich weiß, daß
diese Dinge geschehen sind. Sie
werden heute in der Welt genauso
wie in kirchlichen Kreisen erklärt
und anerkannt. Aber darüber hin-
aus erklären wir der Welt, daß
diese Zustände nicht so geblieben
sind, sondern daß neues Licht, neue
Wahrheit und Offenbarung wieder
vom Himmel zu erwarten waren.
Gott segne uns, daß wir dieses
schätzen, daß wir dieses in uns auf-
nehmen und weitertragen. Ich be-
zeuge Ihnen, daß Gott vorgesehen
hat, daß die Menschheit nicht in der
Dunkelheit bleiben sollte; sondern
neues Licht und die ewige Wahrheit
wurde vorbereitet für diese letzte
Zeit, in der wir leben.
DIE WIEDERHERSTELLUNG
Ansprache von Präsident J. Peter Loscher, österreichische Mission
V/ie wunderbar ist es, an einer sol-
chen großen Tagung teilzunehmen,
wo wir nicht nur durch unsere An-
wesenheit, sondern in Wort, im
Gesang und im Tanz sehen, daß
Menschen heute einen großen
Grund zur Freude haben. Eine
Freude, die lange nicht auf dieser
Erde war, und eine Freude, nach
der die Menschen in anderen Ge-
meinschaften, Religionen und Kir-
chen suchen.
Joseph Smith sagte in einem Brief
im Jahre 1842:
506
„Und nun, was hören wir im
Evangelium, das wir angenommen
haben? Eine Stimme der Freude!
Eine Stimme der Barmherzigkeit
vom Himmel; eine Stimme der
Wahrheit aus der Erde; frohe Bot-
schaften für die Toten; eine Stimme
der Freude für die Lebenden und
die Toten; frohe Botschaften großer
Freude!"
Diese große Freude, die heute von
16 000 Missionaren verkündigt
wird, diese Freude, die uns heute
in diesem großen Freud-Echo zu-
sammengeführt hat, ist die, daß wir
mit aller Bestimmtheit wissen, daß
Gott in dieser Zeit, im 19. und auch
im 20. Jahrhundert, wiederum vom
Himmel gesprochen hat und noch
spricht. Daß Joseph Smith tatsäch-
lich Gott den Vater und seinen
Sohn Jesus Christus gesehen hat.
Daß er als noch ganz junger Mann
einen Engel gesehen hat, der vor
Hunderten von Jahren auf dem
amerikanischen Kontinent gelebt
hat und sich als ein Prophet vor-
stellte. Daß er durch die Kraft Got-
tes in einem Gesicht die Geschichte
des großen amerikanischen Volkes
und seinen schließlichen Unter-
gang gesehen hat und auch, daß die
Indianer nicht ausgerottet werden
sollen. Sie können heute das Buch
„Lehre und Bündnisse" lesen, das
die größten Gesichte enthält, die
wir in unserer Zeit erhalten haben
und von Menschen erzählt, die mit
Gott in Verbindung waren.
Joseph Smith hat nie vorgegeben,
daß er das „Buch Mormon" durch
seine eigene Kraft und durch sein
eigenes Wissen übersetzt hat. Er,
ein nur teilweise gebildeter, armer
Junge, bekam von Gott die soge-
nannte „Seherbrille" oder wie
manche Menschen sagen „Seher-
steine" und konnte so die versie-
gelte Schrift lesen und übersetzen.
Später sehen wir diesen jungen
Mann, wie er Prophezeiungen über
die Zukunft der Kirche gibt. Er sah
das damalige kleine Häuflein Men-
schen in den Felsengebirgen als ein
mächtiges Volk und „wie eine
Rose in der Wüste blühen". Viele
von uns kommen von dort, wir
wissen, daß sich dieses Gesicht er-
füllt hat und stehen jetzt als Zeu-
gen vor Ihnen. Zu Joseph Smith
kam nicht nur eine, sondern viele
Personen, von denen die Mensch-
heit dachte, daß sie gestorben wä-
ren. Zu ihm kam Johannes, der im
Neuen Testament zuletzt als ent-
haupteter Mann erwähnt wird. Zu
ihm kamen Petrus, Jakobus und
Johannes und übertrugen wichtige
Schlüssel des Priestertums. Zu ihm
kam Jesus Christus, und nicht nur
Joseph Smith, auch seine Mitarbei-
ter Sidney Rigdon und Oliver
Cowdery sahen ihn verschiedene
Male. Erlauben Sie mir, daß ich
einige Worte zitiere, die er selbst
schrieb:
„Der Schleier wurde von unserem
Geist genommen, und die Augen
unseres Verständnisses wurden uns
geöffnet."
Danach gibt er eine große Beschrei-
bung über die herrliche Erschei-
nung, und er sagt weiter:
„Nachdem dieses Gesicht geschlos-
sen war, wurden uns die Himmel
abermals geöffnet, Moses erschien
und gab uns die Schlüssel zur
Sammlung Israels . . . (weiter) Elias
erschien . . . (weiter) Elia, der Pro-
phet, der gen Himmel aufgenom-
men wurde, ohne den Tod zu
schmecken, erschien . . ." (L. u. B.
110:1-2 u. 11-13)
Wir sehen an diesen Beispielen,
daß in dieser Zeit viele Gesichte
gesehen wurden und daß Men-
schen tatsächlich mit Wesen in Be-
rührung gekommen sind, die ein-
mal auf dieser Erde gelebt haben.
Wir können nicht länger sagen: „Es
ist noch niemand zurückgekommen
von jener Welt." Ich erinnere Sie
an das große Gesicht, daß Brigham
Young hatte, als er die verfolgte
Schar nach dem Westen führte. Als
er im heutigen Salt Lake City an-
kam und dieses Tal des Friedens
überschaute, sagte er: „Dies ist der
Platz; dieses hat mir Gott in einer
Vision gezeigt." Er hatte das Tal
lange bevor er hinkam gesehen.
Heute wissen wir, daß die Himmel
wiederum offen sind. Wir wissen,
daß Mitglieder der Kirche, ob jung
oder schon älter, heute solche Ge-
sichte sehen. Wir bestätigen unsern
Präsidenten als einen Seher, als
einen Propheten und als einen
Offenbarer. Heute haben wir einen
solchen Menschen unter uns, näm-
lich Präsident Benson. Wir bezeu-
gen Ihnen, daß es notwendig ist,
diese Botschaft der Freude, die
vom Himmel kam, zu prüfen!
Seit der ersten Zeit der Gesichte
hat die Welt eine große Umwand-
lung mitgemacht, denn auch in der
Technik und in der Wissenschaft
wurden gewaltige Gesichte ge-
sehen. Denken Sie nur an die Men-
schen, die den Nordpol und Südpol
erforscht haben, an Leute wie
Charles Lindbergh, als er das erste
Mal den Ozean überflogen hat.
Diese Männer hatten Visionen,
Visionen von einer besseren Welt.
Wir leben in einer Welt, in der
Menschen in den Weltenraum hin-
ausfliegen und dort sogar ausstei-
gen, um sich die Wunder Gottes zu
besehen. Ja, wir haben allen
Grund, dankbar zu sein, ein Freud-
Echo zu haben, um unsere Stimme
im Jubel zu erheben.
Möge Gott uns segnen, damit wir
dieses glorreiche Licht, das uns
durch die technischen Errungen-
schaften gegeben ist, schätzen;
denn heute können Sie in Ihr Heim
gehen und selbst „Gesichte" sehen,
wenn Sie Ihren Fernseher an-
drehen. Alle diese Dinge haben
sich erst in den letzten 120 oder 130
Jahren ereignet. Möge Gott uns
helfen, damit wir unsere Segnun-
gen schätzenlernen. Möge er auch
unseren Freunden und Unter-
507
Suchern helfen, damit sie erkennen
können, daß die Wahrheit, von der
die Propheten vor alters gespro-
chen haben, wiederum auf dieser
Erde ist; daß wir keine Stiefkinder
sind, sondern alles das, was einmal
in seiner Fülle vorhanden war,
wieder hier ist.
DER FELS DER OFFENBARUNG
Ansprache von Piahlpräsident Michael Panitsch, Hamburg
Ich glaube kaum, daß es jemanden
unter uns gibt, der diese letzten
drei Tage jemals vergessen wird!
Es war eine einmalige Gelegenheit,
zu sehen, was die Jugend unserer
Kirche in der Lage ist zu vollbrin-
gen . . .
Sie haben schon heute gehört,
meine lieben Geschwister und
Freunde, daß zu jeder Zeit Gott,
unser Himmlischer Vater, sich um
seine Kinder hier auf dieser Erde
gekümmert hat.
Ob wir es im Alten Testament
lesen, wie Präsident Trauffer ge-
sprochen hat, oder im Neuen Testa-
ment, wie wir von Präsident Rus-
son gehört haben — zu jeder Zeit
stellen wir fest, daß der Allmäch-
tige Gott Seine Anweisungen und
Seine Belehrungen, Seine Ermah-
nungen und Ratschläge Seinen
Kindern gegeben hat, ausgenom-
men in der Zeit, von der Präsident
Mössner gesprochen hat. In der
Zeit nämlich, wo die Himmel ver-
schlossen waren und keiner mehr
Offenbarungen empfangen konnte.
Und heute noch krankt manches in
unserer Zeit an diesem Problem.
Hören wir nicht von verschiedenen
großen Zusammenkünften anderer
Kirchen und Gemeinschaften, die
versuchen, ihre Lehren an die
ihnen davoneilende Zeit anzupas-
sen?
Der Herr hat aber gesagt, Er sei
derselbe gestern, heute und in aller
Ewigkeit! Die Lehre Jesu Christi
braucht keiner Zeit angepaßt zu
werden. Sie ist immer gültig, sie ist
immer für alle Menschen annehm-
bar!
Präsident Loscher sprach von der
Wiederherstellung der Vollmacht.
Diese Wiederherstellung begann
mit einer Offenbarung. Und seit
dieser Zeit haben die Offenbarun-
gen nie aufgehört, und wir haben
die tröstliche Gewißheit, zu wis-
sen, daß sie niemals aufhören wer-
den.
Jesus Christus ist der Führer die-
ser Kirche. David O. McKay, den
wir so verehren, ist Sein Prophet,
der uns Seinen Willen kundtut und
uns sagt, was im Moment das
Wichtigste zu tun sei.
Meine lieben Geschwister und
Freunde! Die Kirche Jesu Christi
ist eine Filiale des Himmels! Wenn
man sich eine Filiale irgendeiner
Firma hier denkt, wo der Chef sich
nicht darum kümmert, diese sich
selbst überläßt! Unvorstellbar!
Vor einiger Zeit hielt ich eine
Schrift in meinen Händen. Es hieß:
„Achtung! Wir warnen vor Mor-
monen" . . . Auch dort wurde
unser unerschütterlicher Glaube an
die fortlaufende Offenbarung er-
wähnt.
Es gibt nur zwei oder drei Schrift-
stellen, die man als angeblichen
„Beweis" dafür anführt, daß die
Offenbarungen aufgehört haben
und nicht nötig seien.
Im Hebräerbrief heißt es z. B.:
„Nachdem vorzeiten manchmal und
auf mancherlei Weise Gott geredet
hat zu den Vätern durch die Pro-
pheten, hat er am letzten in diesen
Tagen geredet durch den Sohn" . . .
Das sollte eine dieser Stellen sein,
wo behauptet wird — Gott hat „zu-
letzt" geredet.
Aber es ist genauso, als wenn ich
sagen würde: „Es ist schon oft über
die Wiederherstellung gesprochen
worden. Zuletzt hat aber darüber
gesprochen Präsident Loscher."
Wurde darüber überhaupt also
„zuletzt" gesprochen? Nein! Wenn
Sie in Ihren Heimatgemeinden sind
— werden Sie sicherlich noch oft
über dieses Thema hören . . .
In der Offenbarung Johannes steht
wohl die „klassische" Stelle, die oft
angeführt wird: „Und so jemand
davontut von den Worten dieser
Weissagung, so wird Gott abtun
sein Teil vom Holz des Lebens und
von der Heiligen Stadt, davon in
diesem Buche geschrieben ist" . . .
Das soll ebenfalls ein „Beweis" da-
für sein, daß alles abgeschlossen
sei, und nichts mehr dazu kommt.
Aber die gleichen Worte stehen
schon im 5. Mose! Folglich wären
alle Bücher, die später geschrieben
wurden, ungültig?
Wir glauben nicht an diese Dinge!
Offenbarungen sind das wahre
Merkmal der Kirche Christi! Wo es
keine Offenbarungen gibt - — kann
keine Kirche Christi sein.
Ältester John Widstoe, der ver-
storbene Apostel der Kirche Jesu
Christi, wurde einmal gefragt,
wann, glaube er, habe der Prophet
die letzte Offenbarung empfangen?
Bruder Widstoe sagte: „Vielleicht
am letzten Donnerstag."
Jeden Donnerstag kommen die
Apostel und die Erste Präsident-
schaft im Tempel des Herrn in Salz-
seestadt zusammen, um über die
Belange der Kirche zu beraten . . .
Meine lieben Geschwister, es ist
oft gefragt worden, warum keine
508
weiteren Offenbarungen veröffent-
licht werden, wie es seinerzeit mit
dem Buch der Lehre und Bündnisse
geschah.
Ist es so? Werden keine Offenba-
rungen mehr veröffentlicht? Blei-
ben sie unbekannt?
Lesen Sie keinen STERN? In
jeder Ausgabe können wir die
Worte unserer Propheten lesen! Ist
das nicht die Stimme des Herrn?
Glauben Sie etwa, daß das neue
„Familienheimabend - Programm"
nicht durch eine Offenbarung uns
bekanntgegeben wurde? Wer die-
ses Programm in seinem Heim
durchführt, kann nur bestätigen,
daß dies ein Programm des Herrn
ist!
Wir haben viele Beweise zu jeder
Zeit, daß Gott vom Himmel spricht
und uns nicht vergessen hat!
DER WERT DES PERSONLICHEN
ZEUGNISSES
Ansprache von Hans-Peter Sillmann (4. Sieger des Freie-Rede-Wett-
bewerbs), Schweizer Pfahl
Ich möchte Ihnen die Frage stellen:
„Was hält Sie bei dieser Kirche?"
Sie bringt Ihnen doch nur so viel
Unangenehmes. Sie müssen den
Zehnten bezahlen. Sie müssen
fasten. Sie müssen das Wort der
Weisheit halten. Sie sollten den
Sabbat heiligen. Sie müssen sich in
sittlicher Hinsicht rein halten. Und
als Krönung der ganzen Sache lau-
fen Sie noch Gefahr, von Ihren Mit-
menschen verspottet, ausgelacht,
für verrückt oder altmodisch gehal-
ten zu werden. Warum schließen
wir uns nicht einfach einer großen
Kirche an, wo wir weniger zu
arbeiten und zu leiden haben? Was
hält uns bei dieser scheinbar un-
bequemen Kirche? Nur das Zeug-
nis von der Wahrheit der Kirche.
Wollen wir zuerst einmal über-
legen, wie wir zu einem Zeugnis
kommen. Nun, durch Glauben und
durch den Geist der Wahrheit.
Wenn wir einmal ein schwaches
Zeugnis haben, Geschwister, dann
sollten wir es fördern. Das kann
man z. B. durch Tätigkeiten und die
Erlebnisse, die damit zusammen-
hängen, tun. Wir sollten uns ein
starkes Zeugnis erarbeiten. Denn
das Zeugnis ist unser Sicherheits-
gurt und unsere Antriebsfeder.
Wenn wir diesen Sicherheitsgurt
besitzen, Geschwister, kann uns
gewiß nichts geschehen. Mag der
Unfall noch so groß sein, mag das
Auto sich noch viele Male über-
schlagen, wir bleiben fest auf unse-
rem Sitz. Vielleicht sind wir schwer
verletzt, aber wir haben die Wahr-
heit noch, und sind dann in Zu-
kunft vorsichtiger. Auch sollten
wir uns das Material für diesen
Gurt aussuchen, darauf achten, daß
wir gutes und starkes nehmen, und
nicht auf die Schönheit schauen.
Was nützt uns die Schönheit eines
Sicherheitsgurtes, wenn er bei
einem Unfall zerreißt?
Wir müssen also aufpassen, daß
wir uns bei unseren Zeugnissen
nicht durch den äußeren Schein
blenden lassen. Ganz besonders
dann nicht, wenn wir eines ablegen
sollen. Es sollen nicht schöne
Worte sein, sondern ein Zeugnis,
denn, Geschwister, eines steht fest:
Andere Leute täuschen wir nicht so
schnell mit schönen Worten wie
uns selbst. Das Zeugnis gibt uns
Kraft, Schwierigkeiten, mögen sie
auch noch so groß und unüber-
windlich erscheinen, zu überwin-
den. Es gibt uns auch die Kraft zu
immer neuen Tätigkeiten, die dann
wiederum unser Zeugnis stärken.
Geschwister, die alten Propheten
und Apostel, die neuen Propheten
und Apostel und allen voran Chri-
stus hatten und haben ein Zeugnis.
Sie sind mit ihrer Überzeugung
durch Folterungen und in den Tod
gegangen. Aber sie blieben fest.
Nebst all diesen Dingen spielt das
Zeugnis auch in der Missionsarbeit
eine große Rolle. Mit ihm, mit der
mit ihm zusammenhängenden rech-
ten Lebensweise sind wir bestimmt
der beste Missionar. Wir sehen,
was für einen großen Wert das
Zeugnis hat, und darum möchte ich
Sie bitten, sorgen wir doch dafür,
daß neue Mitglieder in ihrem
Zeugnis nicht geschwächt werden,
indem sie an uns Anstoß nehmen
müssen. Bitte, richten wir uns da-
nach. Pflegen wir unsere Zeugnisse
und überprüfen wir sie immer wie-
der, denn auch der Satan ist noch
da. Der Herr warnt uns vor ihm.
L. u. B. 10:33:
„So gedenkt Satan, dein Zeugnis in
diesem Geschlechte zunichte zu
machen, damit das Werk in diesem
Geschlechte nicht hervorkomme."
Liebe Geschwister, eines steht fest:
Mit unserem Zeugnis stehen oder
fallen auch wir. Mögen wir stets
daran denken, das bitte ich im Na-
men Jesu Christi. Amen.
Neues Postscheckkonto
des Sterns
Am 1. November 1965 wird das
alte Postscheckkonto des Sterns auf-
gelöst. Beträge, die nach diesem
Datum dort eingehen, werden von
der Post automatisch zurückgesandt.
Zahlungen für den Stern bitte auf
das Postscheckkonto der
Frankfurter Bank
154-3019/02
509
WARUM ICH{AN DIE
UNSTERBLICHKEIT GLAUBE
Ansprache von Martina Kaiser (2. Sieger des Freie-Rede-Wettbewerbs),
Süddeutsche Mission
„Denn siehe, das ist mein Werk
und meine Herrlichkeit, die Un-
sterblichkeit und das ewige Leben
des Menschen zustande zu brin-
gen." Diese Worte unseres Heilan-
des haben mich zu der Frage be-
wegt: Was soll ich tun, um ewiges
Leben zu erlangen? Wie oft haben
Sie sich selbst schon diese Frage
gestellt? Es gibt viele Menschen,
die meinen, und ihre Anzahl ist
sehr groß, daß dieses Thema nur
für ältere Leute von Bedeutung sei.
Sehr oft hören wir: „Ja, wenn ich
älter bin, werde ich mich darum
kümmern." Lassen Sie uns die Ant-
wort betrachten, die Christus einem
jungen Mann gab, der ihn fragte:
„Was soll ich tun, um ewiges
Leben zu erlangen?" Diese Antwort
gilt heute genauso wie damals, als
Christus sie gab: „Folge mir nach
und nimm mein Kreuz auf dich."
Ich bin dankbar, daß Jesus auch
mir diese Aufforderung gab, ihm
nachzufolgen.
In der Geschichte der Menschheit
gibt es viele gewaltige Ereignisse.
Aber das größte Ereignis und
gleichzeitig die Krönung des irdi-
schen Lebens unseres Herrn und
Heilandes ist seine Auferstehung.
Als er dem Grabe entstieg, brach er
die Bande des Todes. Wir wissen
nicht genau, in welcher Weise die
Auferstehung Christi die Auf-
erstehung von uns Menschen be-
wirkt, doch ist die Wirkung an sich
eine Tatsache.
Gott hat uns geoffenbart, daß bei
der Auferstehung eines Menschen
sein Körper und sein Geist eine
wunderbare Wandlung durchma-
chen. Im Buch Mormon, Alma 1 1 :45,
lesen wir: „Sehet, ich habe zu euch
vom Tod und von der Auferstehung
geredet. Ich sage euch, daß dieser
sterbliche Körper zur Unsterblich-
keit aufstehen wird, d. h. vom Tod,
selbst vom ersten Tod zum Leben, so
daß er nicht mehr sterben kann.
Geist und Körper vereinigen sich
wieder, um nie mehr getrennt zu
werden. So wird das Ganze geistig
unsterblich, kann also keiner Ver-
wesungmehrunterliegen." Die Auf-
erstehung unseres Heilandes ist
für mich eine große Antriebskraft
zum Glauben, zum Mut, zur Buße
und vor allem zu einem besseren
Lebenswandel.
Ich glaube mit meinem ganzen Her-
zen an die Fortdauer der Persön-
lichkeit. Ich habe heute nacht lange
darüber nachgedacht, wie ich Ihnen
Beweise dafür bringen kann, aber
ich kann es nicht. Ich kann keine
Beweise dafür bringen, aber ich
glaube an die Unsterblichkeit, weil
ich auf Christus und Sein Wort
vertraue. „Und wer da lebet und
glaubet an mich, der wird nim-
mermehr sterben." Dieser Glaube
gibt mir Sicherheit, denn ohne
Glauben können wir nicht besser
leben als ohne Wissen. Und der
Glauben ist ebenso fruchtbar an
Ereignissen wie das Wissen.
Ebenso wie Christus nach Seinem
Tode weiterlebte, so werden auch
wir nach dem Tode weiterleben,
und jeder wird den Platz zugewie-
sen bekommen, den er sich hier er-
arbeitet hat. Mit dieser Gewißheit
wird uns der Gehorsam zu den
ewigen Gesetzen des Evangeliums
eine Freude sein, kein Leid und
keine Last, denn Übereinstimmung
mit den Grundsätzen des Evange-
liums bringt Glück und Freude.
„Ich weiß, daß mein Erlöser lebt,
welch Trost mir die Erkenntnis
gibt. Er lebt, er lebt, der einst war
tot, er lebt, mein Helfer in der Not.
Er lebt, er weiß, was mir gebricht.
Er lebt, gibt meiner Seele Licht. Er
lebt, er lebt, stand auf vom Tod, er
lebt, glorreich, der Sohn von Gott."
JUNGE MÄNNER SOLLEN GESICHTE
SEHEN
Ansprache von Präsident Ezra Tait Benson vom Rate der Zwölf
Es war der Prophet Joel, der sagte:
„Eure Alten sollen Träume haben,
und eure Jünglinge sollen Gesichte
sehen."
Ich möchte gerne sagen, daß ich für
beide Kategorien in Frage komme;
erstens, weil ich mich immer der
Jugend verbunden weiß und mir
die eigene Jugend im Geist be-
wahrt habe, und zweitens, weil ich
bei meiner Rückkehr nach Hause
— das lese ich in der Zeitung —
die Altersfürsorge der Vereinigten
Staaten in Anspruch nehmen kann.
Ja, ich habe Gesichte gesehen und
Träume gehabt. Am Donnerstag-
abend sah ich Hunderte junger
Leute bei den Aufführungen der
Roadshows. Freitag abend sah ich
mehr als tausend von ihnen in
einer beglückenden, geistigen
Atmosphäre im Tanz vereinigt. Ich
sah sie beim Sport, beim Fest der
Freien Rede, ich sah, wie sie Unter-
weisungen von ihren Führern er-
hielten. Und gestern abend sahen
wir sie in diesem Saal — Hunderte
von ihnen, wie sie ihre Stimmen im
Gesang erhoben. Ich meinte, den
Tabernakelchor in Salt Lake City
510
zu hören, wenn ich die Augen
schloß. Wirklich, gemessen an
ihrem Alter, sind sie meiner Mei-
nung nach ebensogut wie der Ta-
bernakelchor.
Dann dieses großartige Finale, die-
ses Tanzfest! Frische und unver-
dorbene junge Leute! Diese Tänze
hätten in jeder Stadt der Welt auf-
geführt werden können und hätten
den Beifall von den Männern und
Frauen guten Willens gefunden.
Und da hatten einige daran ge-
zweifelt, ob es durchführbar sein
würde! Diese wunderbaren, reinen
und geistigen jungen Leute können
alles tun, was recht ist. Die Jugend
der Mormonen — eine charakter-
volle Jugend. Der Herr liebt sie, er
hilft ihnen; sie können alles zu-
stande bringen.
Wir wissen, wohin wir gehen.
Nichts unter dem Himmel kann
uns aufhalten, wir lassen unseren
jungen Leuten die richtige Führung
angedeihen. Wir lieben sie und
setzen unser Vertrauen in sie. Sie
sind unser kostbarster Besitz.
Keine Kirche kann größer sein als
ihre Jugend. Darum liegt in der
Kirche, im Reich Gottes, der
Schwerpunkt auf der Jugend.
Fürwahr, in dieser Kirche werden
Gesichte gesehen! Ich sehe ein Ge-
sicht von der großen Zukunft die-
ser jungen Leute. Salomo, der
Weise, sagte: „Wo keine Weis-
sagung ist, wird das Volk wild und
wüst" (Sprüche 29:18), und der Pro-
phet Arnos erklärte: ,,Gott der Herr
tut nichts, er offenbare denn seinen
Ratschluß den Propheten, seinen
Knechten." (Arnos 3:7.) Und in
unserem neunten Glaubensartikel
verkündigen wir der Welt: „Wir
glauben alles, was Gott geoffen-
bart hat, und wir glauben, daß er
noch viele große und wichtige
Dinge offenbaren wird."
Wir leben in einer unruhigen Welt,
einer Welt, die im Dunkeln herum-
tappt und ihren Weg nicht findet.
Wir leben in einer Welt, in der es
ununterbrochen internationale Kri-
sen gibt. Die Hoffnungen für einen
Weltfrieden sind sehr düster. Die
Weltlage wird anscheinend mit
jedem Tag ernster. Wir leben im
Zeitalter der Gefahr: Dunkle Wol-
ken der Kriegsdrohung hängen
über der Erde. Wir stehen im
Kampf mit den Mächten des Bösen,
und unsere Jugend hat teil an die-
sem Krieg. Nie zuvor gab es eine
so große Notwendigkeit für eine
Jugend, die mit Gesichten begabt
ist.
Präsident David O. McKay, ein
Prophet des Herrn, sagte: „Noch
nie zuvor war der Feind der Recht-
schaffenheit so gründlich organi-
siert." Ja, die Welt wandelt in Fin-
sternis, in geistiger Finsternis mit-
ten am hellen Tag.
Und was braucht die Welt?
Die Jugend der Mormonen hat die
Antwort.
Vor ein paar Tagen saß ich mit
Bürgermeister Heinrich Albertz
von Berlin in seinem Büro. Wir
sprachen über das große deutsche
Wunder, über das Wirtschaftswun-
der, und daß es dem Volk so gut
geht; daß mehr als eine Million
Fremdarbeiter hierher kommen,
um die Arbeit zu bewältigen, die
die eigenen Kräfte nicht mehr
schaffen. Und ich beglückwünschte
Herrn Erhard und die anderen Füh-
rer dieses Volkes zu der von ihnen
geleisteten Wirtschaftsführung.
Aber dann sagte ich: „Ist die
Grundlage auch wirklich gesund,
sicher und fest?"
Und dieser kluge, durchgeistigte
Mann sagte darauf: „Nein, Herr
Benson, die Grundlage ist nicht
fest. Es fehlt etwas: In der Grund-
lage gibt es keine Geistigkeit."
Und wie brauchen wir gerade
heute junge und erwachsene Men-
schen mit Geistigkeit! Wie sehr
brauchen wir Männer und Frauen
mit Überzeugung, die die grund-
legenden Tugenden und Wert-
begriffe lieben! Männer und
Frauen mit Grundsätzen und
Charakter, die auch den Mut
haben, für ihre Überzeugungen ein-
zustehen.
Selbst die organisierte Religion ist
nicht immer auf dem richtigen
Weg, weil immer mehr die Nei-
gung besteht, es für die Menschen
leichter und leichter zu machen, ein
gutes Kirchenmitglied zu sein. Wie
sehr brauchen wir heute doch Stim-
men wie die eines Jeremia oder
Hesekiel, eines Daniel oder Micha,
die furchtlos gegen alles Böse an-
stürmten. Eine Stimme wie die des
Propheten Nathan, der dem König
seine bösen Taten ins Gesicht warf.
Das Christentum konnte wachsen,
weil seine Anhänger nicht stille
schwiegen. Jene ersten Christen
sprachen: „Wir können nicht an-
ders, als das zu bezeugen, was wir
gesehen und gehört haben." So tra-
ten sie dafür ein und hatten ihre
Überzeugung. Könnt ihr euch vor-
stellen, wie der Apostel Paulus vor
dem König Agrippa stand, als er
über das verachtete Christentum
sprach? Trotz aller Verfolgung,
trotz der Ketten, in denen er vor
dem König stand, legte er Zeugnis
ab von der Wahrheit und sagte da-
bei: „Denn solches ist nicht im
Winkel geschehen."
Auch das, was wir heute Mormo-
nismus nennen, ist nicht im Winkel
geschehen. Seit 135 Jahren liegt es
offen vor der Welt. Und was ge-
denken wir zu tun? Diese jungen
511
Leute haben die Antwort schon ge-
geben. Sie tragen die Botschaft, sie
halten die Hochziele des Mormo-
nismus aufrecht. Sie leben in der
Welt, sind aber nicht von der Welt.
Sie halten sich rein und unbefleckt
von der Welt. Ich bemitleide den
Menschen, der niemals die freudige
Spannung erlebt hat, sich zu einer
Überzeugung zu bekennen und für
sie einzutreten.
Was ist nun die Antwort? Jesus
Christus wies uns den Weg. Ich
spreche von Jesus Christus nicht
allein als dem Sittenlehrer, für den
ihn die christliche Welt ansieht,
sondern von ihm als dem Erlöser
der Welt, dem Heiland der Mensch-
heit, dem Sohn Gottes, dem Schöp-
fer dieser Erde.
Er hat uns den Weg gezeigt, und
die Mormonenjugend kennt den
Weg. Sie weiß, daß der Friede aus
dem Innern kommt und uns nicht
von außen her aufgenötigt werden
kann. Wie ein Mensch in seinem
Herzen denkt, so ist er. Der Preis
des Friedens ist Rechtschaffenheit.
Ohne Gott kann es kein Glück und
keine Sicherheit geben. Was wir
heute brauchen, ist ein Volk, das
niederkniet und den Allmächtigen
um Hilfe anfleht; Familiengebete
im Heim, Schriftlesungen und das
Singen heiliger Lieder, wie es frü-
her ein alltäglicher Brauch in den
christlichen Heimen war. Diese
Gepflogenheiten müssen wieder-
kehren.
Ja, die Antwort liegt in der Mor-
monenphilosophie, in der Lebens-
weise der Mormonen. Ich saß
gestern abend bei dem Tanzfest
neben einem bekannten Bankier,
und er war sehr überrascht, als ich
ihm sagte, daß wir durchschnittlich
mehr als ein Drittel unserer Mit-
glieder jeden Sonntag in der Kirche
antreffen. Er sagte: „Ich glaube zu
wissen, daß der Durchschnitt in der
christlichen Welt im allgemeinen
bei drei bis fünf Prozent liegt." Das
ist es: In der Kirche Jesu Christi ist
Lebenskraft, sie ist die wieder-
hergestellte Kirche Christi. Men-
schen sind, daß sie Freude haben
können; und wer nach dem Evan-
gelium lebt, braucht keine Sorgen
zu haben. Natürlich haben auch wir
unsere Versuchungen und Prü-
fungszeiten, aber wir wissen, daß
wir ewige Wesen sind, und oft
schickt uns der Herr Schwierigkei-
ten, damit wir unseren Charakter
daran kräftigen. Eine nette Frau,
Mitglied unserer Kirche, drückte
das so aus: „Wenn alles gut geht,
dann zollen wir Gott dafür An-
erkennung, und wenn es nicht so
gut geht, dann ist es eine Prüfung
unseres Glaubens."
Meine Brüder und Schwestern:
Gottlosigkeit ist nicht Glück. Es
lohnt sich, ein gutes Leben zu füh-
ren. Die Jugend der Mormonen
versteht das, aber es muß ihr im-
mer und immer wieder eingeprägt
werden. Der Plan der Erlösung ist
Gottes Weg. Es ist ein Plan der Ge-
sichte, denn er sieht von Anfang
an das Ende. Gewiß, wir haben un-
sere Entscheidungsfreiheit, es gibt
keinen Zwang, und wir haben das
Recht der freien Wahl. Wie kurz-
sichtig wäre es jedoch, mit dem
Leben Experimente anzustellen,
wenn die ganze Geschichte der
Menschheit immer wieder zeigt,
daß es sich lohnt, ein gutes Leben
zu führen. Meine Brüder und
Schwestern — meine jungen Brü-
der und Schwestern: Wir wissen
das. Das Leben ist etwas Wirk-
liches, und es liegt ein Zweck darin.
Es ist ewig. Wir sollen so leben,
daß wir die Gesichte haben, daß
wir glücklich sein können.
Gott hat wieder aus den Himmeln
gesprochen. Junge Männer haben
Gesichte gesehen, und junge Män-
ner sehen jetzt Gesichte. Das
größte Ereignis, das seit der Auf-
erstehung des Meisters hier auf
Erden stattfand, geschah, als diese
neue Evangeliumszeit ihren An-
fang nahm, als Gott der Vater und
sein Sohn dem Propheten Joseph
Smith erschienen. Die Jugend der
Mormonen hat ein Zeugnis von
dieser Tatsache.
Ja, junge Männer haben Gesichte
gesehen. Junge Männer waren füh-
rend daran beteiligt, die Kirche
wieder auf Erden aufzurichten, das
Buch Mormon — einen neuen Zeu-
gen für die göttliche Sendung Jesu
Christi — hervorzubringen; sie
waren beteiligt bei der Wiederher-
stellung des Heiligen Priestertums,
bei der Wiederherstellung der
Kirche in diesen Letzten Tagen.
Dieses ist für alle Kinder unseres
Himmlischen Vaters von Bedeu-
tung, denn wir sind alle Brüder
und Schwestern, ob wir nun in der
Kirche sind oder nicht. Der Herr
liebt uns, und wir dürfen diese
wichtige Botschaft nicht außer acht
lassen. Wenn wir das täten, setzten
wir unsere eigene Seligkeit aufs
Spiel.
Die Botschaft des Mormonismus ist
entweder wahr oder falsch. Heute
tragen zwölftausend Missionare
ihr Zeugnis in die Welt, daß sie
wahr ist. Und Millionen von Mit-
gliedern der Kirche bezeugen das-
selbe. Wir laden alle Welt ein, das
zu untersuchen, damit auch sie die
Segnungen des Evangeliums für
sich in Anspruch nehmen und das
512
reiche Programm genießen können,
das die Kirche für jung und alt be-
reithält.
Der Apostel Paulus sagte: ,, Prüfet
alles, und das Gute behaltet." Das
ist die Aufforderung, die wir an
die Welt richten. Dies ist die wie-
derhergestellte Kirche Jesu Christi.
Es ist keine protestantische Kirche,
keine katholische Kirche — ■ es
ist die wiederhergestellte Kirche
Christi.
Unsere Botschaft richtet sich an die
ganze Welt; die Kirche ist eine
Organisation für die ganze Welt.
Wir bezeugen dies voll Dankbar-
keit und Demut.
Ja, junge Männer sollen Gesichte
sehen. Sie haben Gesichte gesehen
und sehen sie heute. Sie werden
sie auch in Zukunft sehen. Dieses
ist die Welt Gottes, und dieses ist
das Werk Gottes, in dessen Dienst
wir stehen. Jugend der Kirche, mö-
gen wir niemals diese Tatsache
vergessen, und möge die Überzeu-
gung von dieser Wahrheit der Leit-
stern in unserem Leben sein, in
allen künftigen Tagen!
Oktober- Sterne
(FREUD-ECHO
Ausgabe) erhältlich
Bei den Missionsbüros und beim Sternverlag sind einzelne Exemplare des
Oktober-Sternes erhältlich, in dem ausführlich über die große Freud-Echo-
Jugendkonferenz berichtet wird. Diese Sterne sind Andenken von bleibendem
Wert und kosten 1,50 DM. Sie eignen sich auch besonders zum Verschenken
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5-4706
513
JUNGE MÄNNER SEHEN EIN
GESICHT DES GLAUBENS
Ansprache von Präsident Hans Stohrer, Pfahl Stuttgart
Es ist eine Freude, in diesen Tagen
an dieser Jugendkonferenz, an die-
sem Freud-Echo anwesend gewe-
sen zu sein. Es ist eine Freude, zu
sehen, wie unsere Jugend arbeitet,
wie sie sich Mühe gibt, wirklich
positive, schöpferische Dinge zu
vollbringen. Darum ist dieses
Thema an diesem heutigen Sonn-
tag als Abschluß für diese Jugend-
konferenz gewählt worden: „Junge
Männer sollen Gesichte sehen."
Ich bin von Herzen dankbar, daß
ich zusammen mit meiner Familie
die Gelegenheit habe, an dieser
Freud-Echo-Tagung teilzunehmen.
Ich bin Präsident Benson von Her-
zen dankbar für die Gelegenheit,
durch einige Gedanken zu dieser
Jugendkonferenz beizutragen. Von
ihm habe ich den Auftrag erhalten,
über das Thema „Junge Männer
sehen ein Gesicht des Glaubens"
zu sprechen.
Schon der Prophet Joel und Paulus
sprachen darüber. Diese Prophezei-
ung ist für die letzten Tage, für die
letzte Zeit, also für unsere Tage
gegeben, daß junge Männer Ge-
sichte sehen sollen. Dann ist diese
Prophezeiung interessant genug
für uns, interessant besonders für
die jungen Menschen in diesen
Tagen. Wir befinden uns inmitten
der Jugend, und wir freuen uns
daran, weil diese Jugend die Hoff-
nung der Zukunft ist, die Hoffnung
der Zukunft in sich trägt. Wir
freuen uns heute schon darauf, die-
ser Jugend einmal die Verantwor-
tung in die Hände und auf die
Schultern legen zu können. Wir
sind gewiß, daß diese Jugend
bis zu diesem Zeitpunkt mit
Freude und einer Begeisterung im
Herzen gelernt hat, Verantwortung
zu tragen. Wir haben vieles davon
in den letzten drei Tagen erfahren.
Und es ist so, wie Präsident Benson
bereits sagte, daß diese Dinge ein
Gesicht der Zukunft sind. Es sind
viele junge Männer unter uns, ver-
schieden an Größe, Alter, Beruf,
Wollen und Streben, verschieden in
Fähigkeiten, Kraft, Charakter, in
ihrer Stärke, verschieden in der
Fähigkeit, zu glauben und danach
zu handeln.
Mehr oder weniger erfolgreich,
mehr oder weniger zielstrebig,
mehr oder weniger tapfer und mu-
tig in der Verteidigung der Wahr-
heit. Jedoch wissen wir eines, daß
wir auf diesem Wege uns fortbil-
den können bis zu einer Vollkom-
menheit der Dinge, die unsere Per-
sönlichkeit formen und gestalten
sollen, eben so, wie es der Herr
von uns wünscht. Darum ist kei-
nem dieser Weg abgeschnitten, im
Gegenteil — wir alle haben die
Hoffnung, daß wir uns auf diesem
Weg durch gegenseitige Unterstüt-
zung und Liebe bewegen. Zu allen
Zeiten waren trotz dieser Verschie-
denheit, wie ich sie gerade an-
geführt habe, die Probleme der
Jugend gleich: anerkannt zu wer-
den und erfolgreich zu sein. Ja, an-
erkannt zu werden, jedoch nicht
von irgend jemand, sondern von
einer hochgestellten, einfluß-
reichen, maßgebenden Persönlich-
keit. Das war auch mein Ziel, als
ich noch auf der Schulbank war. Es
ist das Ziel der Jugend aller Zeit-
alter gewesen, und so ist es
auch heute. Meine lieben jungen
Freunde, anerkannt zu werden von
der höchsten Persönlichkeit, von
Gott, unserem Himmlischen Vater,
ist das Erstrebenswerteste und da-
durch erfolgreich zu sein, ist der
größte Lohn.
Haben junge Männer jemals zuvor
Gesichte gesehen? Sind sie an-
erkannt worden von Gott? Waren
sie dadurch erfolgreich? Ich möchte
Ihnen einige junge Männer nennen:
Enoch war sechzehn Jahre alt, als
der Herr mit ihm sprach. Samuel
und Daniel waren Knaben. Joseph,
der Sohn Jakobs, war siebzehn
Jahre alt, als der Herr ihm die Zu-
kunft öffnete durch zwei Träume.
Joseph Smith war etwas mehr
als vierzehn Jahre alt, als ihm
Gott und Jesus Christus erschienen.
Ich möchte nicht mehr darüber
sagen, denn Präsident Trauffer,
Präsident Russon und Präsident
Loscher haben bereits heute mor-
gen darüber gesprochen. Ich möchte
Ihnen von einem anderen jungen
Mann berichten, von dem geschrie-
ben steht, daß er groß, stark und
mächtig im Glauben war: Mahonri
Moriancumer, den meisten als der
Bruder Jareds bekannt. Er war
dieser mächtige, große und starke
junge Mann, der das Vertrauen
seines Volkes besaß und zu der
Zeit lebte, als ein Turm zu Babel
gebaut wurde. Sie kennen diese
Geschichte, als der Herr geschwo-
ren hatte in seinem Zorn, die
Sprache dieser Menschen zu ver-
wirren und sie in alle Welt zu zer-
streuen. Der Bruder Jareds flehte
den Herrn an, er möge ihnen gnä-
dig sein, ihre Sprache nicht verwir-
ren und sie nicht zerstreuen, so-
weit wie es ihn und seine Familie
und die Familie seines Bruders und
die Familien ihrer Freunde betraf,
und der Herr erhörte dieses Gebet
und entsprach dem Wunsche dieses
jungen Mannes. Ja, darüber hin-
aus sprach er oft zu ihnen und
gab ihm eine Verheißung, daß
sie in ein auserwähltes Land kom-
men sollten, und der Herr persön-
lich führte sie wie einst die Kinder
Israel durch eine Wildnis bis zu
dem Ort, wo er ihnen befahl, Fahr-
zeuge zu bauen, um die Wasser,
die sie von diesem auserwählten
Land trennten, zu überqueren.
Hören Sie darüber und lernen Sie
514
davon — wir alle sollten dieses
lernen, denn es ist das Wichtigste:
„Und der Bruder Jareds tat, wie
der Herr ihm befohlen hatte." Das
ist nicht nur eine Aufforderung für
die Menschen der vergangenen
Zeit, sondern das ist die wichtigste
Aufforderung, die an uns ergeht —
zu tun, was uns der Herr befiehlt.
Darin liegt der Segen für uns. Dar-
in liegt die Verheißung, daß junge
Männer Gesichte sehen in diesen
letzten Tagen. Denn das ist die Be-
dingung, daß sie den Willen unse-
res Himmlischen Vaters tun, damit
sie bereit sind, seine Stimme zu
hören, damit sie bereit sind, die
Dinge zu verstehen, die Er ihnen in
Träumen und Gesichten zeigt. Ge-
horsam ist die wichtigste Eigen-
schaft, Gehorsam und Demut mit
einem glaubensvollem Herzen.
Ich bin überzeugt davon, daß unsere
Jugend vieles erreichen kann. Die
Propheten, von denen wir hörten,
haben es uns vorgelebt. Der Mei-
ster selbst hat es uns vorgelebt.
Was müssen wir tun? Ständige
Bemühungen und Anstrengungen
sind notwendig, um ewige Gesetze
kennenzulernen und danach zu
handeln. Denn dann wird uns der
Herr führen und leiten, und es wird
die Zeit kommen, wo er uns nicht
nur durch Träume und Gesichte
leitet und führt, sondern durch
seine eigene Stimme.
JUNGE MÄNNER SEHEN EIN
GESICHT DES DIENENS
Ansprache von Peter Bleyel (3. Sieger des Freie-Rede-Wettbewerbs),
Piahl Hamburg
Wir glauben an die gleiche Organi-
sation wie sie in der ursprüng-
lichen Kirche bestand, nämlich
Apostel, Propheten, Hirten, Lehrer,
Evangelisten usw. Dieses ist ein
Glaubensartikel der Kirche Jesu
Christi der Heiligen der Letzten
Tage, der Organisation, deren Ver-
treter wir heute sind.
Sie wissen wahrscheinlich von den
Begebenheiten zu Christi Zeiten.
Es war damals eine Form der Höf-
lichkeit, der Dankbarkeit und des
Dienens, daß zu gewissen Zeiten
Fußwaschungen vollzogen wurden.
Es ist uns überliefert in der
Heiligen Schrift, daß auch Christus
den Aposteln die Füße wusch.
Nach einer Anfrage eines Bruders
im Pfahl Hamburg erkundigten wir
uns bei einem Apostel und konn-
ten feststellen, daß auch diese
Form des Dienens noch heute bei
gewissen Zeremonien im Tempel
des Herrn vollzogen wird.
Präsident Benson, ein Apostel des
Herrn, sagte heute morgen in der
Priesterschaftsversammlung: ,,Es
kommt nicht darauf an, wo wir die-
nen, sondern wie wir dienen." Wir
wissen, daß bei der Weiterordina-
tion im Priestertum die Grundstufe
der Diakon ist, nämlich — der Die-
ner. Und daß, wenn wir weiterordi-
niert werden, wir die gleichen
Rechte und Pflichten in uns verkör-
pern und weitertragen. Das heißt,
daß auch ein Ältester oder Hoher-
priester die gleichen Pflichten hat
wie der Diener. Wir können einen
Vergleich ziehen zu den Stellun-
gen im Leben. Es wird gesagt, daß
ein guter Befehlshaber nur der sein
kann, der den Grundsatz des Ge-
horsams erfüllt hat. Ein kleines
Beispiel aus dem Leben der Bun-
deswehr:
Ein Mitglied unserer Kirche, ein
junger Bruder, diente, und Sie wis-
sen, daß der Ton bei der Bundes-
wehr nicht gerade immer der
zarteste ist. Dieser junge Bruder
wurde, gerade weil er ein Mitglied
der Kirche Jesu Christi, der Mor-
monen, war, deshalb verspottet. Er
hatte viel von einem jungen Mann
deshalb zu ertragen. Als sie einmal
in einem Manöver waren, konnte
dieser junge Mann, der ständig
über ihn gespottet hatte, nicht
mehr seinen Dienst recht erfüllen,
und der junge Bruder nahm ihm
sein Gewehr und sein Gepäck ab
und trug es.
Dieses ist auch eine Form des Die-
nens. Es ist nicht nur ein Dienst am
Nächsten, sondern es ist gleichzei-
tig ein Dienst, den er der Kirche
erwiesen hat. Wir sollen nicht nur
immer den engen Rahmen sehen, in
dem wir uns gerade befinden. In
jeder Situation sollten wir ver-
suchen, weiter zu denken.
Was verstehen wir nun unter die-
sem Satz: „Junge Männer sehen
ein Gesicht des Dienens"? Wir ha-
ben viele Ansprachen bis jetzt ge-
hört, daß Apostel und Propheten
Gesichte sahen von Dingen, die
vielleicht in der Zukunft sein wer-
den. Es gibt einen Ausspruch im
Volksmund: ,,Er zeigt sein wahres
Gesicht." Ich möchte Ihnen mit dem
neuen GFV-Wahlspruch für das
kommende Jahr und mit einem
Grundsatz der G-Männer zeigen,
welches Gesicht der Kirche Jesu
Christi vorschwebt. Der Wahl-
spruch lautet: „Denn sehet, dieses
Leben ist die Zeit, wann der Mensch
515
sich vorbereiten soll, vor Gott zu
treten. Denn sehet, dieses Leben ist
die Zeit, in der er seine Arbeit ver-
richten soll.''
Und ein G-Mann sagt dazu: „Damit
ich mit meinem Leben der Mensch-
heit den besten Dienst erweise,
verpflichte ich mich in aller Auf-
richtigkeit, mit den besten Kräften
mein Priestertum zu ehren, mich
rein zu halten, mich tätig dem
Bösen entgegenzustellen, ein Bei-
spiel an Bescheidenheit und Mann-
haftigkeit zu sein und den Regeln
wahrer Anständigkeit zu ge-
horchen."
Ich möchte Ihnen an dieser Stelle
sagen, daß eben dieses das wahre
Gesicht der Priestertumsträger ist,
die nach dem Gesetz des Herrn,
nach den Geboten der Kirche Jesu
Christi der Heiligen Letzten Tage
leben. Ich bin dankbar, daß ich ein
Mitglied dieser Kirche bin, und für
die Talente, die wir auf dieser Ju-
gendtagung entwickelt und vor-
getragen bekamen. Und ich bitte
den Herrn, daß wir immer die Ge-
legenheit nutzen, unsere Talente
auszubauen, um den Grundsatz des
Dienens zu verkörpern.
EIN GESICHT VON MEINEN
STAATSBÜRGERLICHEN PFLICHTEN
Ansprache von Enzio Busche, Zentraldeutsche Mission
Ich komme aus einer Gemeinde, in
der es auch eine GFV gibt. Eine
wunderbare GFV. Wir haben einen
wunderbaren GFV-Leiter. Unser
GFV-Leiter hat eines Tages den
Verantwortlichen des Jugendamtes
unserer Stadt eingeladen, an einer
GFV-Versammlung teilzunehmen.
Dieser Mann kam, er wurde von
uns begrüßt und er erlebte eine
normale GFV-Versammlung.
Was sah er dort? Die Leitung
hatte eine junge 17jährige Schwe-
ster. Sie stand auf und begrüßte
eine Schar von 50 bis 60 jungen
Menschen, die dort waren, um an
dieser Versammlung teilzuneh-
men. Die Schwester zeigte ihre
ganze Liebe und bewies ihre Fähig-
keit, eine Gruppe zu leiten und ihr
ein Vorbild zu sein, und anschlie-
ßend sangen sie gemeinsam das
Lied: „Die Welt braucht Menschen
voller Fleiß." Danach sprach ein
18jähriger das Gebet. In diesem Ge-
bet dachte er voller Liebe seiner
Mitmenschen, er dachte an seine
Familie, an seinen Staat, und er
rief den Herrn an, ihn zu seg-
nen, damit er seine Aufgabe
stets erfüllen könne. In dem fol-
genden Programm sprach ein
16j ähriger über die Entstehungs-
geschichte der Verfassung der Ver-
einigten Staaten und erläuterte die
einzelnen Gesichtspunkte dieser
Verfassung. Nach der Klassentren-
nung ging der Leiter des Ju-
gendamtes in eine Klasse, in der
junge Menschen über Reinheit
vor der Ehe sprachen, und er hörte,
mit welchem Ernst, mit welcher
Ehrlichkeit die Jugendlichen um die
grundsätzlichen Probleme mensch-
lichen Zusammenseins rangen.
Nach dem Schluß dieser Klassen-
zeit, nach der Klassenzusammen-
führung, hatte nun dieser Leiter
des Jugendamtes das Wort, und
man spürte seine innere Bewegung,
als er zum Pult trat und sagte: „Ich
habe heute eine Ansprache vor-
bereitet, die kann ich Ihnen nicht
geben. Wissen Sie, warum ich sie
Ihnen nicht geben kann? Weil Sie
weiter sind, als wohin ich Sie füh-
ren wollte." Und dann legte er sein
Manuskript zur Seite und sprach
von seinen Problemen. Und das
sind die Probleme, die wir alle
kennen. In der Stadt, in der ich
lebe, gibt es 150 Jugendorganisa-
tionen. Der Leiter des Jugendamtes
sagte: „Von diesen 150 sind 100
fast kriminell und 50 so, daß ich
jetzt schon weiß, daß bald keiner
mehr dorthin geht. Heute erlebe
ich zum erstenmal eine Jugend-
organisation, in der ich Hoffnung
sehe, in der ich Ziele sehe, Glau-
ben, Liebe, all das, ohne das ein
junger Mensch nicht glücklich wer-
den kann." Dann hat er uns auf-
gefordert und aufgerufen: „Helft
mir, kommt, seht euch die Probleme
an, laßt uns nicht im Stich." Zwei
aus unserer GFV sind zu ihm ge-
gangen und haben gesagt: „Wir
möchten Ihnen helfen." Sie haben
ein Jahr lang zusammen mit dem
Jugendamt unserer Stadt gearbei-
tet, um einen besonders kriminell
veranlagten Jugendclub zu ändern.
Sie sind in diesen Club hinein-
gegangen als Mitglieder und haben
einfach der Jugend gesagt, daß es
sich lohnt, anständig zu sein, und
haben ihre Ziele gewendet. Sie ha-
ben auch ihre Interessen geweckt.
Sie haben ihnen Liebe gezeigt,
Verständnis, und es ist ihnen ge-
lungen, innerhalb eines Jahres die-
sen berüchtigten Jugendclub zu
ändern. Die Haupträdelsführer
sind aus dem Club ausgetreten.
Diese jungen Brüder haben die Sat-
zung dieses Clubs geschrieben. Sie
haben eine Gerichtsordnung ver-
faßt, und sie haben der Jugend ge-
zeigt, wie es möglich ist, sich selbst
zu verwalten, und daß nur eine Ge-
sellschaft möglich ist, wenn Men-
schen sich lieben, wenn sie verbun-
den sind durch das Band der Ach-
tung und durch den Wunsch, einan-
der zu helfen und einander Freude
zu bringen.
Ich wollte diese Geschichte an den
Anfang meines Referates stellen,
um Ihnen gleich das Gesicht zu
zeigen, das diese jungen Männer
von ihren staatsbürgerlichen Pflich-
ten gesehen hatten.
Präsident David O. McKay sagte
516
einmal: „Jeder Mensch, der auf
diese Erde kommt, hat ein Recht
darauf, folgende drei Dinge ge-
währleistet zu bekommen. Erstens
hat jeder Mensch das Recht, einen
guten Namen zu bekommen. Zwei-
tens hat er das Recht, Sicherheit zu
haben. Drittens hat er das Recht
der freien Entfaltung." Und ich
glaube, daß man diese Dinge auf
den Staat beziehen kann. Als
Staatsbürger haben wir das Recht,
in einem Staat zu leben, der einen
guten Namen hat. Ich bin im-
mer beeindruckt und begeistert,
wenn ich die Schweizer Bürger
sehe, mit welcher Liebe und mit
welcher Achtung sie zu ihrem
Staat stehen können, weil dieser
Staat einen guten Namen hat. Ge-
schwister, auf uns Menschen in
Deutschland lastet eine schwere
Hypothek. Unser Land hat viele
problematische Entwicklungen in
der Vergangenheit durchgemacht,
und wir haben die Pflicht, dafür zu
sorgen, als Staatsbürger, daß unser
Staat einen guten Namen be-
kommt. Wir haben die Pflicht, dafür
zu sorgen und alle unsere Kraft da-
für zu geben, daß unser Staat,
in dem wir leben, in der Welt ge-
achtet wird. Nicht nur durch den
Fleiß, die Tugenden, die uns ange-
boren sind, sondern auch durch die
Fähigkeit, sich zu korrigieren, sich
zu verbessern, andere Menschen
gelten zu lassen in ihren Ansich-
ten, in ihrer Art, in ihrem Wollen
und in ihren Zielen. Wir müssen die
Untugend überwinden, zu schnell
zu urteilen und zu glauben, daß
wir alles besser wissen.
Geschwister, wir, besonders wir,
die wir Kinder haben, wir sind da-
für verantwortlich, daß unser
Name gut bleibt und daß der Name
unseres Staates gut ist. Denn
die wichtigste Voraussetzung, das
wichtigste Fundament für ein posi-
tives menschliches Leben ist die
Selbstachtung. Wenn Sie in irgend-
einem Menschen die Selbstachtung
zerstören, haben Sie den Menschen
ganz zerstört. Sicherheit, das zweite
Recht, das wir haben. Wir haben die
Pflicht, unseren Staat in seinem Be-
streben nach Sicherheit zu unter-
stützen, die Organe, die die Sicher-
heit schützen sollen, anzuerkennen
und unsere Rolle darin zu spielen.
Wir haben die Pflicht und die Auf-
gabe, dafür zu sorgen, daß die
Grundfreiheiten menschlicher Ent-
wicklung, freier Entfaltung, ge-
währleistet bleiben und daß wir
sie nutzen.
Es ist eine große Sünde, Zeit zu
vergeuden. Die Kräfte, die diese
Welt bestimmen, sind ständig im
Kampf: das Gute gegen das Böse,
und jeder Tag, den wir vergeuden
und uns nicht stärken im Bemühen,
uns dem Guten zu widmen, ist ein
verlorener Tag. Wir erfreuen uns
in Mitteleuropa einer nie dagewe-
senen Prosperität, und vielleicht
sind wir auch gedankenlos und
kennen nicht die Fundamente einer
solchen Prosperität. Wir meinen,
daß die tragenden Kräfte eines
Staates die Verfassung sind, die
Regierung, die Beamten, die Lehrer
und Journalisten usw. Aber in
Wirklichkeit, wenn wir die Funda-
mente meinen, müssen wir viel tie-
fer gehen.
Es sind die Lebensprinzipien, die
Christus gelebt hat und die er ge-
lehrt hat: Ehrlichkeit, Selbstlosig-
keit, Opferbereitschaft, Reinheit
und Liebe. Es ist mir nicht bange
um den Staat oder um die mensch-
liche Gemeinschaft, in der diese
Dinge gelehrt werden, in der diese
Dinge an erster Stelle stehen. Denn
erst durch diese Dinge fängt die
Verfassung an zu leben. Durch
diese Dinge wird die Regierung
wertvoll, durch diese Dinge wird
die Presse sauber, durch diese
Dinge werden die Lehrer gut und
durch diese Dinge werden Eltern
erst zu Eltern. Und alle die Pro-
bleme, in denen wir uns in der
Menschheit nicht erst heute, son-
dern schon seit Menschengedenken
befinden, sind gelöst. Das ist die
Botschaft Jesu Christi und das ist
die Lehre der Kirche Jesu Christi.
Es ist unsere Aufgabe, unsere
Pflicht zu erkennen und zu sehen,
welche wunderbaren Möglichkeiten
wir haben, dem Weg Christi zu fol-
gen, indem wir unserem Staat die-
nen, das Gute darin vermehren und
das Schlechte verbessern.
EIN GESICHT VON
MEINEN PFLICHTEN
Ansprache von Heinz Jankowsky,
österreichische Mission
Wenn ich hier als Redner stehe,
habe ich etwas Angst in meinem
Magen. Es sitzen hinter mir und ne-
ben mir so viele intelligente Führer
aus verschiedenen Nationen Euro-
pas, und das Thema, das mir ge-
stellt ist, ist ein schwieriges Thema.
Denn man müßte dabei ein großes
Vorbild sein. Ich wünschte mir für
eine bestimmte Gruppe, die unter
uns sitzt, daß ich jung und hübsch
wäre und noch dazu gut singen
könnte, dann würde ich den neuen
Schlager singen: ,,Mit 17 hat man
noch Träume." Nachdem meine
Mutter sehr viel träumt, nehme ich
an, daß man auch mit 70 noch viele
Träume hat, und immer noch wach-
sen die Bäume in den Himmel. Ich
fühle mich aber sehr stark, da ich
dasselbe Priestertum trage, das
alle Männer neben und hinter mir
tragen, und kraft dieses Priester-
tums werde ich sprechen.
Eine ganz besondere Macht in die-
sem Räume ist die Reinheit der Ju-
gend, die hier versammelt ist, und
die zu mir strömt wie ein Echo, das
wir als junge Menschen in die
Welt gepredigt haben, und von
dem wir in unserem Alter zeugen.
Wir geben Zeugnis von einer gewal-
tigen Geisteskraft, die uns beseelt,
und einer gewaltigen Begeisterung
und Liebe zu allen Menschen. Ich
517
gebe Ihnen Zeugnis, daß noch nie
in einem kurzen Zeitabstand wie
heute und gestern, so viele Namen
von Propheten unter dieser Kuppel
genannt wurden. Und ich bin
sicher, daß diese gewaltigen Män-
ner uns hören und uns unterstüt-
zen. Einen solchen Zeugen Jesu
Christi haben wir heute unter uns.
Es ist ein Vorrecht, zu Menschen zu
reden, die jung sind, deren Augen
noch strahlen, die frei sind von den
Zwangsvorstellungen lästiger Er-
fahrungen, die wir in diesem Leben
durchmachen.
Aber ich wünsche von Esra zu
reden, von diesem großen Prophe-
ten, der den Tempel erbaute. Das
war ein sehr bekannter Schrift-
gelehrter und ein Priester. Er war
bekannt und berühmt, daß er das
Gesetz Moses sehr gut verstand
und auslegen konnte. Er baute den
Tempel in Jerusalem wieder auf.
Oder Nehemia, ein gewaltiger jun-
ger Mann, der noch in der Gefan-
genschaft war, und als Verwandte
zu ihm kamen, stellte er die Fragen:
„Wie schaut es in Jerusalem aus, in
meinem Vaterland?" Und diese
Menschen sagten zu ihm: ,,Es ist
verbrannt, wüst und leer!" Und er
war sehr traurig. Sein Gesicht
war, Jerusalem wiederaufzubauen.
Studieren Sie die Geschichte dieses
Propheten. Aus dem Nichts baute
er ein Jerusalem, das gewaltiger
und mächtiger war als je zuvor. Er
arbeitete als Maurer, als Architekt,
als Hilfsarbeiter. Wir haben heute
von Daniel gehört. Ich erwähne ihn,
um Ihnen eine besondere andere
Seite von ihm zu zeigen. Er war ein
Knabe aus fürstlichem Haus, aus
königlichem Geschlecht. Ein Is-
raelite. Ein junger Mann, der das
Priestertum Gottes trug, mit der
Kraft eines Propheten, als er 14
Jahre alt war. Dieser junge Knabe
wurde ausgesondert von Nebukad-
nezar, einem gewaltigen Kriegs-
mann, und an seinem Hof erzogen,
um dienen zu müssen. Und der
Kämmerer wurde angewiesen, Da-
niel gute Nahrung, dieselbe könig-
liche Nahrung zu geben, damit er
fähig sein sollte, die gestellten Be-
dingungen zu erfüllen. Aber Daniel
wünschte, die Kraft zu haben, um
den Kämmerer überzeugen zu kön-
nen, daß er mit Gemüse und mit
Wasser dieselben körperlichen
Kräfte und die geistige Fähigkeit
besitzen könnte, um dem König
Nebukadnezar dienen zu können.
Der Kämmerer stellte eine Frist
von zehn Tagen, und der Herr be-
wies an diesem gefangenen Knaben
die Herrlichkeit des Priestertums.
Viele unserer jungen Freunde, wir
werden vielleicht das heute in
der Zeugnisversammlung wieder
einmal hören, sind allein in ihrer
Familie mit 17 oder 16 Jahren. Es
gehört viel Kraft dazu, von der
eigenen Familie den Spott zu ertra-
gen, weil man ein Mormone ist.
Von den anderen Lehrlingen oder
Schülern verspottet zu werden,
weil man sich nicht brüstet, schon
drei Freunde oder sieben Freun-
dinnen gehabt zu haben, sondern
weil man still und bescheiden alle
diese Witze und Zoten und schlech-
ten Geschichten erträgt. Und in dem
Gesicht dieser jungen Menschen
entsteht der Wunsch, so zu werden,
wie ihr Vorbild: ein Führer in ihren
Berufen, im Studium und in der
Kirche.
Ich traf in Zollikofen bei Bruder
Schaffner einen jungen Mann. Emil
Schaffner baute gerade sein Haus,
und ich habe ihm etwas geholfen,
als ich den Tempel besuchte. Mit-
ten in der Nacht, gegen elf Uhr,
kam ein junger Mann aus Basel mit
seinem Moped, schmutzig, weil
sein Moped versagt hatte; aber er
war ein Pfadfinder gewesen unter
Emil Schaffner. Ich schätze, er war
vielleicht 18 Jahre alt. Er kam, um
diesem Ältesten zu helfen, sein
Haus weiter zu bauen. Ich war ein
Ältester, und ich habe mir die Fra-
ge gestellt: Wo sind die Ältesten,
die Brüder von Bruder Schaffner?
Dieser junge Mann hat ihm gehol-
fen. Warum? Weil Bruder Schaff-
ner in diesen jungen Männern ein
Vorbild, das Idealbild eines Man-
nes, gezeichnet hatte, ihm dieses
Gesicht gegeben hat — sei es, daß
er ihnen vormachte, wie man 60
Liegestützen zusammenbringt —
kraft des Wortes der Weisheit,
oder wie man sich in anderen Din-
gen beherrscht. Das war für mich
ein Gesicht. Ich könnte Ihnen Hun-
derte von diesen Beispielen erzäh-
len, aus diesen Jugendtagungen,
aus dem Leben in den Gemeinden.
Ich bitte Gott, uns zu segnen, daß
wir immer die Kraft haben, die
Kirche in diesen den Erlebnissen,
die wir zur Zeit fühlen und mit-
machen, voll und ganz zu unterstüt-
zen, damit unsere jungen Freunde
das Gefühl der Sicherheit haben.
EIN GESICHT MEINER EIGENEN
FAMILIE
Ansprache von Daniel Balmer (1. Sieger des Freie-Rede-Wettbewerbs),
Schweizerische Mission
Haben Sie schon einmal ein Wind-
hundrennen gesehen? Haben Sie
gesehen, wie die großen, schlanken
Windhunde gespannt und ange-
strengt in ihren Bahnen stehen und
warten? Haben Sie gesehen, wie
sie nervös links und rechts hin-
schauen? Wie sie warten, bis der
Stoffhase auf der Bahn sich in Be-
wegung setzt, der mit einer langen
518
Schnur gezogen wird? Und dann,
dann springen sie los, und sie ren-
nen mit der letzten Kraft bis ins
Ziel. Genauso wie diese Wind-
hunde sind oft wir Jungen. Wir
leben heute in einer Welt, die we-
niger körperliche, jedoch um so
mehr geistige Größe und Standhaf-
tigkeit erfordert. Als Jungen der
Kirchen Jesu Christi steht uns das
Vorrecht zu, zu wissen, woher wir
kommen, was wir auf dieser Erde
tun, und wohin wir nachher gehen
werden. Wir schätzen es, daß wir
Gesichte sehen, und welche Ge-
sichte denken Sie, liegen uns am
nächsten? Ganz bestimmt die Ge-
sichte der eigenen Familie. Viele
von Ihnen hier in diesem Saal sind
Mütter und Väter, und ich glaube,
auch Sie wissen, daß wir Sie
manchmal brauchen. Sie sind
manchmal ausschlaggebend, daß
der Stoffhase auf der Bahn in Be-
wegung gerät, damit wir lossprin-
gen können. Ich glaube, das Schön-
ste, was ein junger Mensch besit-
zen kann, sind gute Eltern. Wir
schätzen es mehr, als Sie glauben.
„Wenn Eltern in Zion oder einer
seiner organisierten Pfähle Kinder
haben und sie nicht lehren, die
Grundsätze der Buße zu verstehen,
des Glaubens an Christum als den
Sohn des lebendigen Gottes, der
Taufe und der Gabe des Heiligen
Geistes durch Händeauflegen, wenn
sie acht Jahre alt sind, so wird die
Sünde auf den Häuptern der Eltern
ruhen." Dies lesen wir in Lehre
und Bündnisse, Abschnitt 68. Wir
Jungen wissen bestimmt, daß das
Hauptgewicht auf uns liegt. Für
Ihre Unterstützung, die Sie uns
geben in dieser Aufgabe, werden
wir Ihnen früher oder später be-
stimmt dankbar sein. Um uns zu
behaupten in dieser Welt, brauchen
wir geistige und moralische Kraft
und Größe. Wir müssen so stark
sein wie Pelopidas. Als die The-
baner mit den Spartanern bei
Tegyra zusammenstießen, kam auf-
geregt ein Soldat ins Lager gelaufen
und sprach zum Feldherrn: ,,Herr,
wir sind unter die Feinde geraten!"
„Nun", entgegnete dieser, „eben-
sogut die Feinde unter uns!" Wenn
wir diese Einstellung haben und
mit dieser Kraft das Evangelium
Jesu Christi leben, dann werden
wir Jungen später fähig sein, die
Plätze hier vorne zu besetzen. Den-
ken Sie immer daran, vergessen
Sie nie, wir schauen auf Sie, auf die
Eltern. Wir schauen in Ihre Gesich-
ter. Und daß Sie die Standhaftig-
keit besitzen, unsere Vorbilder zu
sein, und wir die Standhaftigkeit,
Ihnen nachzuleben, das bitte ich im
Namen Jesus Christi. Amen.
EIN GESICHT VON MEINER
EWIGEN FAMILIE
Ansprache von Präsident L. Garett Myers, Norddeutsche Mission
Wenn man zu einer Zuhörerschaft
in dieser Größe spricht, soll man
sich in die Zuschauer versetzen,
wenn man richtig verstanden wer-
den will. Dies erinnert mich an eine
kleine Geschichte, die ich vor lan-
ger Zeit gehört habe. Ich möchte sie
Ihnen erzählen.
Es war einmal ein reicher Mann,
der einen großen Hof mit vielen
Kühen und Pferden besaß. Aber be-
sonders liebte er einen Esel. Dieser
Esel war eines Tages spurlos ver-
schwunden. Der Mann hat ihn
überall gesucht, aber er konnte ihn
nicht finden. Als er nach einigen
Stunden nach Hause kam, begeg-
nete er seinem Sohn, einem Kna-
ben von vielleicht zwölf Jahren.
„Vater, wo bist du gewesen?"
fragte der Junge. „Ich suchte den
Esel, der uns weggelaufen ist, aber
ich konnte ihn nirgends finden.
Auch die Knechte, die ich beauf-
tragt habe, konnten das Tier nir-
gendwo sehen. Ich bin ganz ver-
zweifelt. Ich weiß nicht mehr, was
wir noch tun könnten." — „Viel-
leicht kann ich dir helfen", meinte
der Junge. „Ich weiß zwar nicht,
wie du das anstellen willst, aber
ich habe nichts dagegen", sagte der
Vater.
Nach einer halben Stunde kam
der Junge zurück und führte den
Esel mit sich. Erstaunt fragte ihn
sein Vater: „Wie hast du das nur
fertig gebracht?" Der Junge
strahlte: „Das war ganz einfach.
Zuerst habe ich mich gefragt, wo
würdest du hinrennen, wenn du ein
Esel wärst. Dann habe ich ein biß-
chen darüber nachgedacht, bin dann
dort hingegangen und habe auch
den Esel gefunden."
Ich werde nun versuchen, mich in
Ihre Lage zu versetzen, liebe Ge-
schwister. Mein Thema ist eines
der besten, das ich je gehabt habe.
Die ewige Familie. Aber vorher
möchte ich Ihnen noch sagen, daß
wir Präsident Benson hier vorne
haben. Er war mir immer ein Vor-
bild in dieser Hinsicht. Er und seine
Frauen haben sechs Kinder. Soviel
Einigkeit wie bei ihnen habe ich
kaum in einer anderen Familie ge-
funden. Sie sind eins in allen Din-
gen. Präsident Benson ist immer
ein Vorbild für mich gewesen.
Wir haben heute morgen schon
einige Male über das ewige Leben
gesprochen. Ich kann mir eigentlich
gar kein anderes Leben vorstellen.
Wenn ich nach dem Tode nicht
mehr leben würde, hätten all mein
Streben, alle meine Mühe in die-
sem Leben keinen Sinn. Das ist un-
519
vernünftig, an einen solchen Zu-
stand zu glauben.
Wir lesen in der Heiligen Schrift,
daß Gott gesagt hat: Laßt uns Men-
schen machen nach unserem Eben-
bilde. Er schuf einen Mann und
eine Frau. Dann hat er zu ihnen ge-
sagt: „Seid fruchtbar und mehret
euch und füllet die Erde." Es ist un-
denkbar, daß dieses erste Paar
nicht getraut wurde; der Vater im
Himmel hat sie getraut und sie bil-
deten die erste Familie.
In unserer Kirche dreht sich alles
um die Familie, um den Vater,
um die Mutter, um die Kinder.
Die Familie ist eine Einheit, die
durch ein Gesetz von unserem
himmlischen Vater eingesetzt
wurde und sie soll in alle Ewig-
keit Bestand haben. Der Zweck und
das Ziel des Lebens nach dem
Urteil unseres himmlischen Vaters
ist, daß wir Freude haben und das
ewige Leben genießen sollen. Das
ist mit verschiedenen Gesetzen und
Geboten verbunden.
Vor einigen Jahren sprach ich mit
einem beliebten Mann hier in
Deutschland. Er war ehemaliger
Professor an der Universität in
Göttingen. Als ich ihn kennen-
lernte, war er Oberkirchenrat in
der evangelischen Kirche. Er wollte
von mir einiges über unseren Be-
griff des ewigen Lebens, besonders
über die ewige Familie, wissen. Er
vertrat den Standpunkt, daß am
Ende dieses Lebens dies alles vor-
bei sein werde. Es gäbe keine
Familienbande mehr und auch kei-
nen weiteren Fortschritt. Wir
haben auch von der Taufe und der
Taufe für die Toten gesprochen. Er
war mit diesem Gesetz nicht ganz
so vertraut, deshalb haben wir
über die Geschichte von Nikode-
mus gesprochen, wo der Herr aus-
drücklich sagte: Es sei denn, daß
jemand aus Wasser und Geist neu
geboren werde, so kann er nicht in
das Reich Gottes.
Die Schriften fordern als wesent-
lich für die Erlösung die Taufe. Sie
machen keinen Unterschied zwi-
schen Lebenden und Toten. Chri-
stus hat nicht gesagt- „Nur die Le-
benden müssen sich taufen lassen."
Er hat keinen Unterschied zwi-
schen den Lebenden und den Toten
gemacht. Das Sühnopfer Christi
wurde weder allein für die damals
Lebenden noch für die, die nach
seiner Kreuzigung in die Sterblich-
keit geboren wurden, gebracht,
sondern für alle Bewohner der
Erde, einst, heute und in aller Zu-
kunft. Mögen wir diesen Gedan-
ken immer bei uns tragen.
Hier unterscheidet sich unsere
Glaubensgemeinschaft von allen
andern Glaubensgemeinschaften.
Wir haben den festen Glauben, daß
dieses Leben nicht das Ende ist,
daß unsere Familie mit allen Glie-
dern bis zu Adam eine Familie
bleiben wird. Wir werden diesen
Zustand erreichen, wenn wir den
Gesetzen unseres himmlischen
Vaters treu sind. Der Weg ist eng
und manchmal schwer, aber nicht
unmöglich. Wenn wir uns so bemü-
hen, wie es von uns verlangt wird,
werden wir einstmals die vor uns
Verstorbenen begrüßen können.
Wir werden mit ihnen sprechen
können, wie wir es hier tun. Wenn
wir den größten Umfang des Evan-
geliums kennenlernen.
DIE ZUKUNFT DER KIRCHE
IN EUROPA
Ansprache von Präsident John F. Fetzer, Süddeutsche Mission
Um mein Thema richtig zu be-
handeln, möchte ich es zergliedern.
Was ist ein Gesicht? Was ist
Europa? Was ist — die Kirche?
Es gibt einen Grund, warum wir
alle hier sind: weil es Gesichte
gibt. Hätte Joseph Smith das Ge-
sicht von Gott Vater und seinem
Sohn nicht gehabt, wäre keiner von
uns heute hier. Deshalb muß ich
die Wichtigkeit eines Gesichtes
nicht noch betonen. Bruder
McConkie schrieb: „Gesichte sind
Beweise für die Göttlichkeit des
Werkes. Zu jeder Zeit gibt der
Herr seinem Volk Offenbarungen.
Deshalb sind wir das Volk Gottes.
Wenn irgendein Volk keine Ge-
sichte und Offenbarungen emp-
fängt, dann kann es nicht das Volk
Gottes sein und die Kirche nicht
Gottes Kirche."
Im Buch Mormon, Moroni 7:37,
können wir lesen: „Denn durch
Glauben werden Wunder voll-
bracht, und durch Glauben erschei-
nen Engel und dienen den Men-
schen. Wenn diese Dinge aufgehört
haben, dann wehe den Menschen-
kindern, denn dann ist es ihres
Unglaubens wegen, und alles ist
vergeblich."
Was ist Europa? Europa ist der
Nährboden der Kultur der west-
lichen Welt. Europa hat uns Ameri-
kanern ein großes Erbe gegeben.
Mit den Augen eines Heiligen der
Letzten Tage gesehen, besteht
Europa aus zwei Teilen. In einem
Teil wird missioniert, im anderen
nicht. Belgien, Dänemark, Deutsch-
land, England, Finnland, Frank-
reich, Irland, Italien, Luxemburg,
Nordirland, Norwegen, Österreich,
Schottland, Schweden und die
Schweiz sind die Länder, in denen
missioniert wird. Albanien, Grie-
chenland, Jugoslawien, Polen, Por-
tugal, Rumänien, Spanien, Tschecho-
slowakei, Ungarn und Rußland
gehören zu den Ländern, in denen
nicht missioniert wird.
520
Was ist die Zukunft? Die Zu-
kunft hat eine unmittelbare Seite
und eine weiter entfernt liegende.
Die Zukunft ist die vor uns lie-
gende Zeitspanne. Für jeden be-
grenzt, für jeden unbestimmt. „Die
Zukunft", sagt eine Versicherungs-
firma, „gehört den Menschen, die
sich darauf vorbereiten." Es bahnt
sich eine abenteuerliche und inter-
essante Entwicklung an. Die zu-
künftigen wissenschaftlichen Ent-
deckungen werden alle unsere heu-
tigen Begriffe und Vorstellungen
übersteigen. Meine Altersgruppe
hat vielleicht noch zwanzig, drei-
ßig Lebensjahre vor sich. Aber die
Jugend hier im Saal hat noch fünf-
zig oder mehr Lebensjahre vor
sich. Also gehört ihnen mehr oder
weniger die Zukunft. Die Unsicher-
heit und Angst der Menschen wird
in der Zukunft zunehmen, denn
dieselben Erfindungen, die dem Le-
ben weitere Jahre schenken, ver-
mögen auch die ganze Menschheit
zu vernichten. Das Verständnis des
Menschen, wahrer Gottesglaube
und Religion halten nicht Schritt
mit der voranschreitenden Wissen-
schaft.
Die Zukunft kann man wohl an
der Vergangenheit messen. H. F.
Hodge sagte: Jeder Mann ist
gleichzeitig eigener Ahne und
eigener Erbe. Er ist seines zukünf-
tigen Glückes Schmied und seiner
eigene Vergangenheit. Wir ernten,
was wir säen.
Was ist die Kirche? Sie sind ein
Teil davon. Sie sind ein Teil jener
gläubigen Schar von zweieinhalb
Millionen, die mit urchristlichem
Eifer dem Herrn dienen wollen.
Wir sind in manchen Teilen der
Welt noch unbekannt. Und doch
sind wir eine Weltkirche. Was mag
wohl die Zukunft dieser Kirche in
Europa sein? Dies hangt von vielen
Faktoren ab, am ersten von der
Weltpolitik.
Wenn es zum Beispiel einen
Weltkrieg gäbe, wäre die unmittel-
bare Zukunft von Europa eine
dunkle Zeit. Auch von der Frage
der Religionsfreiheit hängt die Zu-
kunft der Kirche ab. Es wäre zu
wünschen, daß die Trennung von
Kirche und Staat nicht nur auf dem
Papier bestünde. Beim Katholiken-
tag im letzten Jahr in Stuttgart ha-
ben sie ihrem Volk die Bibel zu
lesen gegeben. Ein Kardinal sagte zu
einem evangelischen Bischof, mit
dem ich sprach: „Was wird ge-
schehen? Unser Volk liest zum er-
sten Male die Bibel."
Es gibt zur Zeit Bestrebungen,
die verschiedenen Kirchen von
Rom her zu einen. Ich bin ge-
spannt, was daraus wird. Früher
nannte man uns eine häßliche
Sekte — heute ruft man: Unsere
Brüder in den Sekten!
Vor kurzem erschien in der
Frankfurter Zeitung ein Artikel
über den Evangelischen Kirchen-
tag. Ich möchte daraus folgenden
Abschnitt zitieren: „Wir Christen
tragen die Verantwortung dafür,
daß wir unser Volk in der gegen-
wärtigen politischen Spaltung nicht
in ein haßerfülltes Gegeneinander
oder gleichgültiges Nebeneinander
treiben lassen, und damit die Ge-
fahr des Unfriedens in der Welt
weiter genährt wird. Die Zwangs-
herrschaft hat gelehrt, daß irdische
Freiheit ein unveräußerliches
Recht der Menschen und Völker
ist. Die Evangelischen sollen für
die Freiheit eintreten, wo sie be-
hindert wird. Sie darf niemand
vorenthalten werden. Sie darf aber
auch nicht selbstsüchtig mißbraucht
werden." Eine lobenswerte Aus-
sage . . .
Was sagen unsere eigenen Füh-
rer über die Zukunft? Präsident
Ezra Taft Benson sagte in seiner
Ansprache in Nürnberg: „Heute
haben wir größere Möglichkeiten,
das Evangelium zu verbreiten als
je zuvor. Aber es gibt zuviel
Gleichgültigkeit in der Kirche. Es
gibt zuviel Gleichgültigkeit in
Deutschland. Aus diesem Grund
wird es in diesem Land in nächster
Zeit Schwierigkeiten geben. Mich
dauert jedes Land, das die Lehren
Christi nicht beachtet. Wir müssen
dieser Nation helfen, daß sie nicht
der Vernichtung anheimfällt."
Marion G. Romney sagte in
München: „Ich kann mir in meinen
Gedanken eine Zeit vorstellen, in
der Pfähle in der Süddeutschen
Mission gegründet werden. Und in
der dem Herrn gefälligen Zeit wird
es hier in München einen Pfahl ge-
ben. In Stuttgart, in Nürnberg, in
Frankfurt, in Düsseldorf, in Ham-
burg und anderen Großstädten
Deutschlands werden Pfähle orga-
nisiert. Tausende werden sich in
diesem Lande der Kirche anschlie-
ßen und Zion wird blühen und ge-
deihen. Diese Arbeit, an der wir teil-
haben, ist Gottes Werk. Die Kirche
wird allgemein anerkannt werden,
wenn die weltlichen Einrichtungen
versagen. Es kommen bessere Zeiten
für die Kirche. Die Arbeit wird vor-
wärtsgehen. Schöne Versamm-
lungshäuser werden hier gebaut,
damit sich große Gemeinden ent-
wickeln können. Wo jetzt Hun-
derte sind, werden Tausende sein.
Wir leben in der Zeit vor dem
zweiten Kommen Christi. Der Herr
wird sein Werk in diesen letzten
521
Tagen beschleunigen. Die Zeit
kommt bald, in der der Herr in
Herrlichkeit erscheinen wird, um
der Bosheit der Welt ein Ende zu
machen."
Auch ich bin davon überzeugt,
daß dieses Land eines Tages voll
von Heiligen der Letzten Tage sein
wird. Dieser Saal, in dem wir heute
sind, wird einmal zu klein sein, um
unsere Versammlungen zu fassen.
Wann diese Zeit kommt, kann ich
nicht sagen. Der Herr segne Sie
und mich, damit wir unseren Pflich-
ten so nachkommen, daß auch wir
einen Beitrag in diesem Teil seines
Weinberges leisten.
JUNGE MÄNNER SOLLEN GESICHTE
SEHEN
Ansprache von ^Präsident Ezra Taft Benson vom Rate der Zwölf
Irgendwer fragte: , Werden wir
nächstes Jahr wieder eine Jugend-
konferenz haben?" Und andere sa-
gen: „Wir müssen jedes Jahr eine
haben!" Brüder und Schwestern,
wir wollen das tun, was am besten
für unser Volk ist. Wir wollen
Menschen heranbilden, das ist der
ganze Zweck der Kirche, und wir
wollen Führertum heranbilden. Der
größte Teil aber dieser Heranbil-
dung wird in den einzelnen Mis-
sionen verrichtet. Vielleicht sollten
wir im nächsten Jahr eine Jugend-
konferenz auf Missionsebene ha-
ben, und dann wieder eine für alle
deutschsprachigen Gebiete im Jahr
1967. Ich möchte mich aber nicht
festlegen. Wir wollen noch mit den
Pfahl- und Missionspräsidenten
darüber sprechen und versuchen,
zu entscheiden, was das Beste für
unsere Jugend ist.
Das ist eine großartige Jugend,
und ich habe schon heute morgen
erwähnt, daß sie unser kostbarster
Besitz ist. Und was ist das Beste für
sie? Ich bin sicher, daß es außer-
halb der Kirche nirgends auf der
Welt eine Gruppe junger Leute
gibt, die so gut wäre wie diese jun-
gen Männer und Frauen.
Ich erinnere mich, daß ich vor vie-
len Jahren in das Büro des Gouver-
neurs von New York, Thomas E.
Dewey, eingeladen wurde. Ich
hatte noch nie seine Bekanntschaft
gemacht. Wie Sie vielleicht wissen,
war er später Präsidentschaftskan-
didat der Vereinigten Staaten. Ich
kam also in sein Büro, und seine
erste Frage war: „Wie alt sind
Sie?" Ich entgegnete: „Etwa so alt
wie Sie!" Und damit war das Eis
gebrochen.
Er sagte: „Ich möchte Ihnen gerne
drei Fragen stellen: Zuerst möchte
ich etwas über Ihre jungen Leute
wissen; wir haben im Staat New
York eine Menge Schwierigkeiten
mit den jungen Leuten." Er sagte:
„Ihr Programm heißt doch GFV,
nicht wahr?" Und ich hörte mit Er-
staunen, wieviel er über unser
Jugendprogramm wußte. Dann er-
zählte ich ihm von der Gemein-
schaftlichen Fortbildungs- Vereini-
gung und sagte: „Würden Sie es
glauben, wenn ich Ihnen sage, daß
ich am letzten Freitagabend in Wa-
shington im Distrikt Columbia bei
einem wunderschönen Grün-Gold-
Ball war, der von dreihundert jun-
gen Paaren besucht war; und den
ganzen Abend wurde getanzt, und
es gab keine einzige Zigarette, kei-
nen Alkohol, keine ordinären Aus-
drücke, nichts Ungezogenes." Ich
erinnere mich — er blickte mir
offen ins Gesicht und sagte: „Herr
Benson, das ist wohl das Schwie-
rigste, was man jemals von mir zu
glauben verlangt hat. Aber wenn
Sie sagen, daß es wahr ist, dann
wird es wohl so sein." Ich erzählte
ihm, daß dies nur eine von vielen
hundert gleichartigen Versamm-
lungen in aller Welt war, die von
der Mormonenjugend besucht wür-
den.
Dann wollte er etwas über unser
Missionarsprogramm wissen und
über das Wohlfahrtsprogramm.
Das Programm der Kirche, meine
Brüder und Schwestern, das ist das
beste Programm auf der ganzen
Welt. Nirgendwo gibt etwas Ähn-
liches, es ist ein göttliches Pro-
gramm, das unter der Inspiration
des Himmels ins Werk gesetzt
wird. Wir möchten, daß unsere
jungen Leute Nutzen daraus zie-
hen. Und wissen Sie, was unsere
Jugend am meisten braucht? Sie
braucht weniger Kritiker und mehr
Vorbilder; sie braucht das richtige
Beispiel der Erwachsenen ebenso
wie eine richtige Unterweisung.
Sie braucht das richtige Beispiel im
eigenen Heim, in ihrer Wohn-
gemeinde und bei ihren Kirchen-
führern.
Man hat schon gesagt, unsere Ju-
gend würde in zunehmendem Maß
gleichgültig, sie würde verweich-
licht und suche sich nur das Leichte
aus; sie hätte mehr Interesse an
Sicherheit als an Bewährung und
habe nicht mehr den Wunsch, hart
zu arbeiten, auf eigenen Füßen zu
stehen und sich so anzustrengen,
wie es für den Erfolg notwendig
ist.
Ich glaube nicht, daß das stimmt.
Ich hoffe, daß es nicht wahr ist,
denn es gibt keine hervorragende
Leistung ohne Anstrengung und
harte Arbeit.
Als Volk, als Kirche sind wir heute
endlich als das bekannt, was wir
sind. Wir haben viel Verfolgung
erlitten, und es hat des besten Blu-
tes dieser Generation gekostet, um
diese Kirche ins Leben zu rufen,
überall auf der Welt stieß die
Kirche auf Widerstand — ■ aber
heute kennt man uns als das, was
522
wir sind, und beurteilt uns nicht
nach dem, was unsere Feinde über
uns gesagt haben.
Wir möchten, daß unsere jungen
Leute mit aufrechtem Haupt in die
Welt hinaustreten, stolz darauf,
ein Mitglied der Kirche zu sein,
und gerne bereit, der Welt davon
zu erzählen. Das ist der Wille des
Herrn. Allzulange gaben wir als
Heilige der Letzten Tage uns der
Selbstgefälligkeit hin. Wir waren
zwar immer nur wenige an Zahl,
das stimmt, aber das Volk Gottes
— das waren immer nur wenige. Es
ist ja nicht die Zahl, auf die es an-
kommt, es ist vielmehr die Kraft,
die in den wenigen liegt. Wir
haben die Antwort auf die Pro-
bleme der Welt. Wir sollten das
Licht auf dem Berge sein, das hat
der Herr in den Offenbarungen
ganz klar gesagt. Er hat uns gebo-
ten, uns ,,zu erheben und unser
Licht leuchten zu lassen, daß es
den Völkern ein Panier sei". Lesen
Sie, was Er im Abschnitt 115 der
Lehre und Bündnisse sagt. In die-
sem Abschnitt gibt Er der Kirche
Seinen Namen. Lesen Sie auch, was
der Herr im 82. Abschnitt der Lehre
und Bündnisse sagt, wo es heißt,
daß die Kirche sich erheben und
ihre schönen Gewänder anziehen
soll, und nicht nur stoffliche Ge-
wänder. Aber selbst in unseren
Gewändern aus Stoff sollten wir
uns anständig kleiden.
Wir haben davon ein wundervol-
les Beispiel hier in dieser Jugend-
konferenz erlebt. Ich kann mich
nicht entsinnen, an einem Grün-
Gold-Ball teilgenommen zu haben,
bei dem unsere Jugend besser und
anständiger gekleidet gewesen
wäre. Und dazu möchte ich die jun-
gen Leute, die an dieser Konferenz
teilnahmen, beglückwünschen. Ja,
laßt uns die Kleider der Anständig-
keit anlegen, laßt uns die Kleider
der Reinheit anziehen und das Ge-
wand des Glaubens und das Ge-
wand der Geistigkeit. Wir wollen
uns erheben und unser Licht vor
der Welt leuchten lassen.
Es ist großartig, ein Mormone zu
sein. Das ist eine Auszeichnung.
Wer nicht stolz darauf ist, ist des-
sen auch nicht würdig. Der Herr
will, daß wir uns erheben und unser
Licht leuchten lassen.
Und zu euch, meine wunderbaren
jungen Leute, sage ich:
Ihr seid nicht bloß gewöhnliche
junge Leute, ihr seid erlesene Gei-
ster; das hat der Herr seinen Pro-
pheten ganz klargemacht. Ich will
euch einige Worte des Präsidenten
Wilford Woodruff vorlesen, um
euch zu zeigen, daß ihr fürwahr
auserlesene Geister seid, die zu-
rückgehalten wurden, um in diesen
Tagen auf die Erde zu kommen.
„Der Herr hat aus den Schöpfungen
Gottes eine kleine Anzahl von aus-
erlesenen Geistern Seiner Söhne
und Töchter erwählt, die diese
Erde ererben sollen. Diese Gruppe
von erwählten Geistern wurde
sechstausend Jahre lang in der
Geisterwelt zurückgehalten, um in
den Letzten Tagen, in der Evange-
liumszeit der Fülle, leiblich hervor-
zukommen und das Reich Gottes
auf Erden zu organisieren, um es
aufzubauen und zu verteidigen
und um das ewige, unvergängliche
Priestertum zu empfangen."
Präsident David O. McKay sagt
uns, daß noch nie zuvor in der
Weltgeschichte so viele böse Ein-
flüsse an unserer Jugend am Werk
waren wie heute. Noch nie zuvor
war der Teufel so gut organisiert.
Können wir uns dieser Herausfor-
derung stellen? Ja, das können wir,
wenn wir nach dem Evangelium
leben, wenn wir die Gebote halten
und die göttlichen Grundsätze
hochhalten, die der Herr für Seine
Jugend festgelegt hat.
Die Verantwortung aber liegt auf
dem Heim, auf den Eltern und auf
den Führern der GFV, die diese
Arbeit der Eltern ergänzen sollen
— sie sollen die Verantwortung
des Heimes nicht ersetzen, sie sol-
len nur beistehen. Aber die Ver-
antwortung liegt auf uns Erwach-
senen, unserer Jugend Führung
und Inspiration zu geben. Im allge-
meinen wollen die jungen Leute
wissen, was recht ist, und wir
haben die Verantwortung, darauf
zu achten, daß sie zu wissen be-
kommen, was recht ist.
Wie ich schon oft gesagt habe — ■
ich möchte ihnen eine vierfache
Hoffnung vor Augen halten:
Erstens möchte ich, daß sie glück-
lich sind. Menschen sind, daß sie
Freude haben können. In Gott-
losigkeit aber gibt es kein Glück,
Rechtschaffenheit ist der Weg zur
Glückseligkeit. Es lohnt sich, daß
ihr euch rein erhaltet, rein an Geist
und Körper, rein in sittlicher Hin-
sicht.
In den Augen des Herrn wird
Keuschheit niemals unmodern sein.
Vor einiger Zeit hörte ich einen be-
deutenden Mann — und er war
kein Mitglied der Kirche — sagen:
„Laßt euch von niemand auf die
Idee bringen, daß Keuschheit un-
modern geworden sei; Keuschheit
wird nie unmodern sein. Eure Kin-
der werden wünschen, daß ihre
Mutter so rein sei, wie es ihr euch
von eurer Mutter wünscht. Wenn
wir unsere sittlichen Grundsätze
523
verlieren, dann werden wir zu
Sklaven."
Man kann auf Unsittlichkeit kein
glückliches Heim erbauen. In der
Kirche Jesu Christi gibt es auch
keine doppelte Moral. Wir erwar-
ten, daß sich unsere jungen Män-
ner ebenso sauber und rein erhal-
ten wie unsere jungen Frauen.
Das sind die vom Himmel für uns
festgelegten Grundsätze. Es ist
vollkommen gleichgültig, was die
Menschen dazu sagen mögen —
das sind die göttlichen Grundsätze
der Kirche Christi. Ja, wir wün-
schen, daß ihr glücklich seid.
Zweitens möchten wir, daß ihr bei
eurem erwählten Beruf, solange es
sich um etwas Ehrbares handelt,
erfolgreich seid. Ihr sollt euch da-
bei ein hohes Ziel setzen und so
leben, daß ihr imstande seid, den
Herrn zu bitten, Er möge euch bei
eurer Arbeit helfen und bei euren
Studien, in den Lehrjahren und bei
allem, was ihr tut. Lebt so, daß ihr
die Hand ausstrecken und von die-
ser großen Kraft schöpfen könnt.
Es heißt, wer sein Trachten auf
nichts richtet, kann sein Ziel nie
verfehlen. Ihr aber sollt euch ein
erreichbares Ziel setzen, und wenn
ihr es erreicht habt, dann setzt euch
ein neues, höheres Ziel.
Viele Leute irren mit ihrem Lebens-
schifflein herum, weil sie ihren
Kurs nie festgelegt haben. Betrach-
tet das Geld als Nebenprodukt,
nicht aber als das Ziel selbst.
Und erinnert euch daran, daß die
Freiheit eine Gabe Gottes ist, und
an und für sich verewigt sie sich
nicht von selbst. Es gibt nur Einen,
der uns alles gibt, und das ist Gott,
nicht die Regierung. Eine Regie-
rung kann euch nur das geben, was
sie jemand anders wegnimmt.
Wenn eine Regierung so mächtig
ist, daß sie euch alles geben kann,
was ihr euch wünscht, so ist sie
auch mächtig genug, um euch alles
wegzunehmen, auch die Freiheit.
Ihr sollt nach eurer Fähigkeit und
Bemühung belohnt werden, und
nicht nach euren Bedürfnissen.
Macht das Beste aus eurem Leben.
Das hängt von euch selbst ab, von
jedem einzelnen. Glaubt an euren
Gott, an euer Land und an euch
selber, und zwar in dieser Reihen-
folge. Und sagt euch immer und
immer wieder vor: „Es hängt alles
von mir ab!"
Ich glaube, es war Präsident
McKay, der sagte: „Man kann
nichts dafür, wenn man mit acht-
zehn Jahren häßlich ist; wenn man
aber mit achtzig Jahren nicht schön
ist, dann ist man selbst daran
schuld." Präsident McKay ist statt-
lich und schön anzusehen, und
seine Frau ist edel und schön. Im
nächsten Monat wird er zweiund-
neunzig Jahre alt sein. Auf dem
Titelblatt des STERN wird sein
Bild zu sehen sein.
Lest ihr alle den STERN? Wenn
nicht, dann tut ihr nicht eure Pflicht.
Der STERN ist die Improvement
Era, die größte Kirchenzeitschrift
im deutschsprachigen Gebiet, und er
sollte in einem jeden Heim der
Heiligen der Letzten Tage zu fin-
den sein. Ihr solltet euch auch be-
mühen, ihn in das Heim eurer Be-
kannten zu bringen. Ich möchte zu
dieser Sache nicht die Hände er-
heben lassen, denn ich will nie-
mand in Verlegenheit bringen.
Wer aber den STERN noch nicht
bezieht, soll ihn bald abonnieren.
Ihr braucht ihn in eurem Heim und
in eurer Familie, denn jeden Mo-
nat ist darin eine Botschaft des
Propheten Gottes zu finden, die
zehnmal mehr wert ist als der Be-
zugspreis. Ja, junge Leute, wir
wünschen, daß ihr glücklich seid,
und daß ihr bei eurem erkorenen
Beruf Erfolg habt.
Drittens möchten wir, daß ihr auf-
rechte Bürger eurer Heimatländer
seid. Allein darüber könnten wir
eine halbe Stunde lang reden. Das
wurde heute schon erwähnt. Liebt
euer Land; nehmt daran einen akti-
ven Anteil; breitet einen guten
Einfluß unter euren Mitmenschen
aus; fürchtet euch nicht, voranzu-
gehen. Die ihr als Männer mit dem
Priestertum Gottes angetan seid,
denkt daran, daß ihr über eine be-
sondere Macht verfügt. Ja, seid
gute Staatsbürger.
Und viertens sollt ihr so leben, daß
ihr Erhöhung finden könnt im cele-
stialen Reich. Denkt immer daran,
daß die Zeit für die Wahrheit
arbeitet, und der Mormonismus ist
die Wahrheit. Die Zeit steht auf
unserer Seite.
Lebt so, daß ihr in den Tempel Got-
tes gehen und dort für Zeit und alle
Ewigkeit heiraten dürft, damit ihr
in der künftigen Welt eure Familie
bei euch haben könnt.
Dann werdet ihr Gesichte sehen,
Gesichte von den Ewigkeiten.
Dann werdet ihr die Geheimnisse
des Gottestums verstehen. Wenn
ihr nur wüßtet, was das bedeutet.
Es ist mehr wert als das Leben
selbst.
Gott segne die Jugend der Kirche,
besonders aber die Jugend im
deutschsprachigen Gebiet. Wir sind
stolz auf euch, wir sind dankbar für
euch, wir setzen unser Vertrauen
in euch und setzen große Hoffnung
in eure Zukunft. Schließt euch eng
an die Kirche an, sie ist das Größte
auf der ganzen Welt. Ich weiß, was
ich damit sage. Ich habe den größ-
ten Teil dieser großen Welt ge-
sehen. In den letzten Jahren war
ich bei fünfundvierzig Nationen
und traf Könige und Präsidenten
und Herrscher. Ich sage euch, es
gibt nichts auf der Welt, was sich
mit der Kirche Christi vergleichen
läßt. Nirgendwo auf der ganzen
Erde gibt es ein Jugendprogramm,
das so umfassend und wertvoll
wäre wie das dieser Kirche.
Gott segne unsere Jugend und die
Führer dieser Jugend. Möge unser
Dienen und unser Leben so sein,
daß wir niemals Reue empfinden
müssen, denn das Leben ist ewig.
524
Zeugniweröamm lunß
Etwa 750 junge Menschen versam-
melten sich am Sonntagabend um
19 Uhr in der Kongreßhalle zur
Zeugnisversammlung. Als Gäste
waren anwesend: Präsident Ezra
Taft Benson vom Rate der Zwölf,
Präsident Trauffer aus dem Schwei-
zer Tempel und die Missions- und
Pfahl-Präsidenten aus den deutsch-
sprachigen Gebieten.
Bruder Ernst dankte all denen, die
in irgendeiner Weise an der Ge-
staltung der Gesamtkonferenz mit-
gewirkt hatten und übergab dann
die Zeit den Anwesenden. — Sehr
eindrucksvoll waren die Worte
einer Schwester aus der Tschecho-
slowakei, die uns Grüße der Ge-
schwister aus ihrer Heimat über-
mittelte, und durch ihren Bericht
über das Leben der Gemeinden drü-
ben erhielt die folgende Zeit eine
ganz besondere Prägung; ich
glaube, jeder und jedem der Anwe-
senden wurde so recht bewußt, daß
es eine Gabe von unermeßlichem
Wert ist, sich in Freiheit versam-
meln zu dürfen, an Jugendtagun-
gen teilnehmen zu können und so-
gar in öffentlichen Versammlungen
sich gegenseitig durch Zeugnisse
stärken zu dürfen.
Es war wirklich ein einmaliges Er-
lebnis, zu sehen, wie Jugendliche
sich geduldig in die Schlange der
Wartenden einreihten, um ihr per-
sönliches Zeugnis von der Göttlich-
keit der Kirche abzulegen. Man
muß dabeigewesen sein und den
Geist verspürt haben, der unter
uns weilte! Immer stärker wurde
der Anteil derer, die standen und
darauf warteten, an einem der vier
Mikrofone ihren Dank auszuspre-
chen. Dank! Immer wieder hörten
wir Worte des Dankes für die gro-
ßen Segnungen, die uns zuteil ge-
worden sind. Dank auch für die
Jugendkonferenz Freud-Echo, die
unseren jungen Geschwistern
zeigte, daß wir eine große und
starke Jugendorganisation haben,
wenn wir einig um ein Ziel ringen.
Viele junge Menschen standen auf,
um der Welt zu verkünden: „Ich
weiß, daß Gott lebt, daß Er wieder
durch Propheten zu den Menschen
spricht, um Sein Volk zu führen",
und sie gaben Beispiele für beson-
dere Führung in ihrem persönlichen
Leben.
Nachdem die Zeit verlängert wor-
den war von 21 auf 22 Uhr und im-
mer noch die Zahl der Wartenden
stieg, sah sich Bruder Ernst ge-
zwungen, die Sprechzeit auf eine
Minute festzulegen, damit wenig-
stens alle Geschwister, die bis da-
hin standen, noch Gelegenheit ha-
ben würden, ihr Zeugnis zu geben.
Obwohl selbst diese Sprechzeit
noch weiter verkürzt wurde, war
es nach zehn Uhr geworden, ehe
wir im Schlußlied noch einmal alle
gemeinsam unseren Dank zum
Ausdruck brachten. n O könnten
wir sagen, wie tief wir empfinden"
— der Chor der Gemeinde stimmte
mit einem herrlichen „Hosianna"
in unseren Lobpreis mit ein. Wahr-
lich: Der Geist aus den Höhen
gleicht Feuer und Flammen!
Margret Ackermeier
Soeben neu eingetroffen!
DIE GESCHICHTE DER MORMONEN
Ein illustrierter Bericht über Geschichte und Lehre der „Mormonen"
Von Rulon S. Howells
Neueste, 16. Auflage, 180 Seiten, mit vielen ein- und mehrfarbigen Bildern und Karten, ergänzt mit
Bildern von Gemeindehäusern aus Europa, Großformat (23X32 cm), in Leinen gebunden, zum
Sonderpreis von DM 12, — .
Zu beziehen, solange Vorrat reicht, durch
Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Europäische Versandzentrale
6 Frankfurt am Main 9, Mainzer Landstraße 151, Postfach 9073
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Den Abschluß der Freud-Echo-
Tagung bildete eine Rheinfahrt auf
der „Berlin". Ein Sonderzug brachte
die Teilnehmer von Frankfurt nach
Mainz - Kastei. Bei strahlendem
Sonnenschein und mit musikali-
scher Begleitung bestiegen die Ge-
schwister das Schiff.
Zu beiden Seiten des Rheins erho-
ben sich Berge. Burgruinen grüßten
von den Höhen und regten dazu
an, die Gedanken in vergangene
Jahrhunderte schweifen zu lassen.
Eltville, Rüdesheim, Aßmannshau-
sen, Lorch und Kaub blieben am
Ufer zurück. Dann passierte das
Schiff die Stelle des Rheins, an der
die schroffen Felswände der Lore-
ley emporragen. Das Mittagessen
war gerade serviert, als St. Goars-
hausen, der weiteste Punkt der
Rheinfahrt, erreicht wurde. Hier
wendete die „Berlin" und setzte
ihren Weg bis Aßmannshausen
fort, wo die Geschwister wieder
festen Boden unter die Füße beka-
men.
Ein Sessellift beförderte die fröh-
liche Gruppe dann in höhere Luft-
schichten. Es war interessant, fest-
zustellen, daß die Geschwister, die
aus dem Flachland kamen und
denen Seilbahnfahren fremd war,
mit sorgenvollen Gesichtern oben
ankamen, während die Bayern,
Österreicher und Schweizer sieges-
sicher schmunzelten.
Von hier aus begann, in verschie-
denen Gruppen, ein ausgedehnter
Spaziergang mit netten Ereignis-
sen. An einer Stelle führte Schwe-
ster Lohner vom Generalausschuß
der GFV mit den „Wanderern"
Singspiele durch. In der sog. „Teu-
felshöhle" lief manchem eine Gän-
sehaut über den Rücken. Jedoch
hatte man die Gelegenheit, sich bei
den Tanzübungen, die Bruder
Wahlquist ein Stück weiter leitete,
von dem Schock zu erholen.
Nachdem die Füße wund gelaufen
waren und einige sogar aufgeben
wollten, tauchte hinter einer Weg-
biegung das gigantische Nieder-
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"
walddenkmal auf. Die riesigen,
gußeisernen Figuren, die von den
Steinquadern auf den Rhein herab-
blickten, wurden von den Be-
schauern sehr bewundert.
Abwärts nach Rüdesheim ging es
wieder mit der Seilbahn. Viele hat-
ten es jedoch vorgezogen, zu Fuß
den Anlegeplatz des Schiffes, das
unterdessen von Aßmannshausen
nach Rüdesheim gefahren war, zu
erreichen.
Auf der Rückfahrt war auch Apo-
stel Benson unter den Schiffsgästen.
Auf dem Vorderdeck tanzte dann
die Jugend zu den Klängen der „3-
Mann-Bordkapelle" im Monden-
schein.
Mit Verspätung, aber guten Mutes,
erreichte die „Freud-Echo-Gesell-
schaft" den „Heimathafen" Mainz-
Kastel. Hier verabschiedeten sich
viele Geschwister und traten ihre
Heimreise an. Für die anderen
stand der Sonderzug bereit, mit
dem sie nach Frankfurt zurückfuh-
ren. Hans Joachim Fröhlich
Rechts von oben nach unten: Seilbahn Aßmanns-
hausen. Vor der Seilbahnstation. Bingen am
Rhein.
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Yrament Benöon
gebt nach Haude
Am 15. September 1965 kehrte Prä-
sident Ezra Taft Benson von Frank-
furt nach Salt Lake City zurück.
Wie bereits bekannt, werden die
Mitglieder des Rates der Zwölf in
Zukunft ihren Wohnsitz in Salt
Lake City behalten. Von dort aus
werden sie die Beaufsichtigung der
Missionsarbeit in den verschiede-
nen Gebieten der Welt fortsetzen.
Vorteilhaft für uns ist, daß Präsi-
dent Benson die Leitung über die
deutschsprachigen Gebiete behal-
ten wird. Verbunden mit seiner
Abreise ist die Schließung des
europäischen Missionsbüros.
Während seiner zweijährigen Ar-
beit in Deutschland wurden große
Fortschritte erzielt. An erster
Stelle stand für ihn die Aufgabe,
das Ansehen der Kirche zu heben.
Diese Bemühungen waren von Er-
folg gekrönt.
Seine große Erfahrung und die
Kraft seiner Persönlichkeit verlieh
seinem Wirken ein besonderes Ge-
präge. Zusätzlich zu seinem hohen
Amt als Mitglied des Rates der
Zwölf ist er ein ehemaliges Mit-
glied des Kabinetts Eisenhower, in
dem er acht Jahre als Landwirt-
schaftsminister diente. Noch heute
ist er in vielen öffentlichen Ämtern
tätig; u. a. ist er Mitglied des Na-
tional Council Boy Scouts of Ame-
rica (oberstes Führungsgremium
der Pfadfinder).
Es war ihm möglich, seinen Einfluß
in weite Kreise zu tragen. Er war
hoch geachtet und wurde oft einge-
laden, bei verschiedenen Anlässen
zu wichtigen Persönlichkeiten aus
Politik und Wirtschaft zu sprechen.
Er stellte freundschaftliche Bezie-
hungen zur Presse her. In jeder
größeren Stadt wurde er von den
Zeitungsleuten um Interviews ge-
beten, die verschiedene Artikel
über ihn schrieben. Er besuchte
hohe Regierungsbeamte in Bonn.
Er wurde von den Bürgermeistern
vieler deutscher Städte empfangen;
unter anderem besuchte er Willy
Brandt in Berlin.
Durch seinen Einfluß hat die Kirche
stark an Ansehen gewonnen. Er
hinterließ einen guten Eindruck
und beseitigte Mißverständnisse
über die Kirche bei Leuten, die
falsch informiert waren. Er wollte
im Geist der Wahrheit das An-
im Sommer, über 1500 Jugendliche
trafen sich bei dieser Konferenz;
sie war ein geistiges Erlebnis für
alle Besucher. Der künstlerische
Wert des Musik- und Tanzfestes
war außerordentlich. Diese Konfe-
renz stand auf einem hohen geisti-
gen Niveau.
In seinem Amt wurde Präsident
Üil'-i
sehen und die Würde der Kirche
fördern.
Unter seiner dynamischen Führung
nahm die gesamte Missionsarbeit
einen kräftigen Aufschwung. Von
Finnland und Skandinavien im
Norden bis nach Deutschland und
Italien im Süden hat er seine be-
sonderen Fähigkeiten unter Be-
weis gestellt. Während der letzten
Wochen, die er in Deutschland ver-
brachte, weihte er verschiedene
Kirchengebäude ein. Angefeuert
durch seine Begeisterung, wurden
viele dieser Gebäude vor der ge-
planten Zeit fertiggestellt.
Den Höhepunkt seiner Tätigkeit
erreichte er mit der Veranstaltung
der Freud - Echo - Jugendkonferenz
Benson nach Kräften von seiner
liebenswürdigen Gattin und seiner
reizenden Tochter Beth unterstützt.
Sie waren ein beispielhaftes Vor-
bild einer Familie der Heiligen der
Letzten Tage.
Missions- und Pfahl-Präsidenten,
Gemeindeleiter und Missionare so-
wie alle Mitglieder der Kirche im
deutschsprachigen Gebiet werden
Präsident Benson und seine Fami-
lie sehr vermissen. Obwohl ihre
Abreise eine große Lücke hinter-
läßt, freuen wir uns, daß Präsident
Benson uns wiederholt besuchen
I
wird. Wir wünschen Präsident Ben-
son und seiner Familie eine gute
Reise und weiterhin Erfolg. H. G.T.
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NACHRICHTEN
*
Sehet, der große Tag des Herrn ist nahe, und wer wird denTag seiner Zukunft erleiden und
wer wird bestehen können, wenn er erscheinen wird? Denn er ist wie das Feuer eines Gold-
schmiedes und die Seife der Wäscher. Er wird sitzen und schmelzen und das Silber rei-
nigen; er wird die Kinder Lewis reinigen und läutern wie Gold und Silber, damit sie dem
Herrn ein Opfer in Gerechtigkeit darbringen. Laßt uns daher als eine Kirche und ein Volk
und als Heilige der Letzten Tage dem Herrn ein Opfer in Gerechtigkeit bringen! Und laßt
uns in seinem Tempel — ein Buch mit den Urkunden unserer Toten darbieten, das aller
Annahme würdig ist. Joseph Smith (L u ß m . 24)
Begabungs-Sessionen :
1. Samstag, 7.30 Uhr in deutscher Sprache
13.30 Uhr, in französischer Sprache
2. Samstag, 7.30 Uhr und 13.30 Uhr, in deutscher Sprache
3. Samstag, 7.30 Uhr in englischer Sprache
13.30 Uhr, in deutscher Sprache
4. Samstag, 7.30 Uhr und 13.30 Uhr, in deutscher Sprache
5. Samstag, 7.30 Uhr und 13.30 Uhr, in deutscher Sprache
Weitere Tempel-Sessionen:
4. — 16. Oktober 1965 deutsche Sessionen (ausgenommen freitags)
Achtung — Voranzeige:
Ab Samstag, den 6. November 1965, beginnen wir wieder mit der Winterzeit und fangen
die Vormittags-Sessionen eine Stunde später, d. h. um 8.30 Uhr, an.
Tempel-Trauungen :
3. August 1965: Wilfried Weber — Sabina T. F. Lange, Norddeutsche Mission
7. August 1965: William A. Switzer — Beverly W. Strobel, Service men's Group
14. August 1965: Klaus J. W. Brandt — Ruth S. Zimmermann, Westdeutsche Mission
14. August 1965: Jan J. Hartong — Johanna C. H. Weißgerber, Niederländische Mission
23. August 1965: Keijo K. Walimaa — Anna U. V. Wahlroos, Finnische Mission
28. August 1965: Charles A. Denis — Yvonne B. Kureth, Französisch-Belgische Mission
4. September 1965: Pierre T. Batailler — Nicole P. Ferruy, Ostfranzösische Mission
4. September 1965: Eberhard K. Heinz — Karin E. Larsson, Süddeutsche Mission
4. September 1965: Friedrich K. Malzl — Rosemarie C. Reiher, Westdeutsche Mission
3-Generationen-Programm:
Eine Bitte
an alle Tempelbesucher:
Auskünfte über Begabungs- und Siegelungs-Daten von Personen, die diese Verordnungen
im Schweizer Tempel persönlich empfangen haben, werden auf Verlangen gerne erteilt.
Bitte genaue Namensangaben, bei Frauen unbedingt auch Mädchenname.
Hingegen sind wir zur Zeit leider nicht in der Lage, die Daten der stellvertretenden
Verordnungen für Verstorbene anzugeben.
a) betreffend Unterkunft: Melden Sie uns die Namen aller Personen, mit Altersangabe,
die in Zollikofen Unterkunft brauchen. — Teilen Sie uns Tag
und Stunde Ihrer Ankunft mit (bitte, nicht später als 20.00 Uhr)
sowie den Tag Ihrer Abreise.
b) betreffend Siegelung: Jede Familie (Ehepaar mit Kinder) muß unbedingt einen mit
Schreibmaschine geschriebenen, korrekt ausgefüllten Familien-
Gruppen-Bogen im Tempel-Bureau abgeben.
Aus der Hauptansprache von Präsident Ezra Taft Benson
auf der Freud-Echo-Jugendkonferenz:
Das Programm der Kirche, das ist das beste Programm auf der ganzen Welt.
Nirgendwo gibt es etwas Ähnliches, es ist ein göttliches Programm, das unter der
Inspiration des Himmels ins Werk gesetzt wird. Wir möchten, daß unsere jungen
Leute daraus Nutzen ziehen. Und wissen Sie, was unsere Jugend am meisten
braucht? Sie braucht weniger Kritiker und mehr Vorbilder; sie braucht das richtige
Beispiel der Erwachsenen ebenso wie eine richtige Unterweisung. Sie braucht das
richtige Beispiel im eigenen Heim, in ihrer Wohngemeinde, und bei ihren Kirchenführern.